Viele tolle Ideen für löchrigen Bolzplatz in Oberursel

Mit Ideenwerkstatt startet Beteiligung an Umgestaltung der Fläche An der Friedenslinde
Oberursel -„Das ist total der Acker!“, sagt der Bommersheimer Jonas (10), wenn man ihn fragt, ob er denn häufiger auf dem Bolzplatz an der Friedenslinde kickt. „Ich würde aber gerne.“ In den vergangenen beiden Jahren sei der unebene Boden noch schlimmer geworden, ergänzt Mama Kerstin Elsäßer. „Wir haben dort schon Frisbee gespielt und Drachen steigen lassen. Aber der Platz muss besser gepflegt werden. Der Bedarf ist da.“ Er freue sich sehr, dass die Fläche nun schöner werden soll, meint Jonas und deshalb war es auch keine Frage, dass Mutter und Sohn am Mittwoch in den Gemeindesaal der Katholischen Kirchengemeinde St. Aureus und Justina gekommen sind, wo der Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des Geländes startete.
Wie berichtet, hat sich die städtische Projektgruppe „Oberursel unter der Lupe“, die Spiel-, Erlebnis- und Begegnungsräume gemeinsam mit deren Nutzern weiterentwickelt, für 2023 den Bereich rund um Bolzplatz und Beachvolleyballfeld vorgenommen. Im kommenden Jahr sollen die Planungen dann in die Tat umgesetzt und der Bereich umgestaltet werden.
Wie genau die Pläne ausschauen, die im Herbst stehen sollen, bestimmen Jonas und die anderen Nutzer in spe mit. Das Interesse an der Auftaktveranstaltung war groß: Rund 30 Interessierte nahmen an der Ideenwerkstatt teil, darunter viele Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene - also ebenjene Zielgruppen, die das Areal später ansprechen soll.
Sitzmöbel aus Baumstämmen, Geländemodellierungen, ein Barfußpfad, Findlinge im Bachlauf, der einbezogen werden könnte: Mögliche Nutzungen, die die städtische Kinderbeauftragte Nicole Kolbach und ihre Kolleginnen zu Beginn vorstellten, gibt es viele.
Versiegelung soll vermieden werden
Einzig mit dem Basketballplatz, den sich Bommersheims Jugend schon lange wünscht, könnte es an der Friedenslinde schwierig werden - dafür müsste man recht großflächig versiegeln, was die Stadt tunlichst vermeiden will.
Doch es gibt genügend andere Ideen für den Bereich: Die großen runden Blätter Papier, die den Bommersheimern an mehreren Tischen zur Verfügung standen, waren am Ende dicht beschrieben. Auch Jonas hat schon ziemlich konkrete Vorstellungen davon, welche zusätzlichen Attraktionen er sich wünscht: ein Beachhandballfeld und Rampen fürs Skaten. Kerstin Elsäßer möchte, dass der Bolzplatz selbst erhalten bleibt - in einem besseren Zustand, versteht sich. „Die Tore sollen schon stehen bleiben, wir haben hier ja auch keinen anderen Bolzplatz“, bestätigte der Streetworker Matias Ghaznavi. Eine Bank für Senioren wäre schön, eine Hangelleiter, Outdoor-Liegen und Mülleimer, die geleert werden, hat Elsäßer noch aufgeschrieben. Ein Eiswagen fehle, der die Fläche regelmäßig anfährt, außerdem eine Hütte oder Unterstand, vielleicht mit Solarbeleuchtung. „Für Jugendliche ist ein Rückzugsort, wo sie nicht so auf dem Präsentierteller sitzen, wichtig“, weiß auch Ghaznavi. „Außerdem können sie sich dann bei jedem Wetter am Bolzplatz treffen.“ Weitere Wünsche sind ein Toilettenzugang bei den Vereinsfußballern gegenüber, eine öffentliche Grillfläche und Reckstangen. Am Ende findet sich aber auch ein Vorschlag auf dem Papier, wo der Basketballkorb aufgebaut werden könnte: Man könne ja ein Stück vom Parkplatz vor der Burgwiesenhalle abknapsen, der ist schon versiegelt.
Fest steht: An Freizeitflächen für ältere Kinder und Jugendliche mangelt es in Bommersheim, das sehen nicht nur die Elsäßers so. „Kaum Sitzmöglichkeiten für Gruppen“, steht auf einem Papier, auf dem die Missstände gesammelt werden, und „wenige klare Treffpunkte“, „kein neutraler Begegnungsort für alle Generationen“. Gleichwohl gefällt den Bewohnern auch vieles in Bommersheim: Der Ort überzeugt mit „ländlichem Charme“ und einem intakten „Dorfleben“, seinen Pferden, den Hofläden und Bäckereien, den Angeboten der Kirchengemeinden und den engagierten Vereinen, hat die Ideenwerkstatt ergeben. 2024 wird der Stadtteil dann um die neue Freizeitfläche reicher - ein Budget für die Maßnahme im mittleren fünfstelligen Bereich sei realistisch, sagte Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne). Jetzt geht aber erstmal die Beteiligung weiter: Im Frühjahr sollen mehrere Aktionstage stattfinden, darunter auch Angebote direkt auf dem Bolzplatz. Dazu ist eine Online-Beteiligung geplant, außerdem sollen die verschiedenen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche einbezogen werden. Über den Sommer soll es vor Ort dann Pop-up-Aktionen geben - „einfach, damit dort immer etwas passiert, bis es so weit ist“, sagte die Kinderbeauftragte Kolbach, die die jungen Bommersheimer aufforderte, sich weiter einzubringen: „Beteiligung ist gelebte Demokratie, und Beteiligung ist euer Recht. Macht mit!“