Vier Tollitäten regieren über Oberurseler Narrenvolk

Der Narrenrat eröffnet die Karnevals-Session in der Brunnenstadt.
Oberursel -Samstag, 11.03 Uhr, am Rand des historischen Markplatzes in Oberursel: Zwei Feuerwehrautos eskortieren ein märchenhaft festlich gewandetes Paar und dessen Hofstaat zum Fastnachtsbrunnen in der Wiederholtstraße. Eine bunte teils kostümierte Zuschauerschar hat sich dort versammelt und wartet auf die Eröffnung des Karnevals. Narrenratspräsident Harry Hecker kündigt noch schnell an, dass es keine Böllerschüsse geben werde, und dass stattdessen die Martinshörner als Fanfare ertönen sollen. „Das ist kein Feuerwehreinsatz“, fügt er vorsichtshalber hinzu. Dann zählt er auch schon die Sekunden rückwärts. Und Schlag 11.11 Uhr vermischt sich das Tatü-tata der Feuerwehr mit dem Narrhallamarsch.
Auf dieses Signal haben die Karnevalisten gewartet. Die Herren setzen ihre Narrenkappen auf. Und Hecker ruft: „Herzlich willkommen zu unserer Orscheler Fassenacht.“ Bevor nun das neue Tollitätenpaar in spe die ersten Worte an das närrische Volk richten darf, ist das noch amtierende Kinderprinzenpaar an der Reihe. Prinz Julius verkündet: „Das hat es in Orschel noch nie gegeben. Mit vier Tollitäten wird jede Halle beben.“ Und Prinzessin Annabel fügt hinzu: „Zu viert sind wir nicht zu stoppen.“
In der Tat ist das „große“ Prinzenpaar Yvonn I. und Patrick I. Volz, das am Samstagabend feierlich in der Stadthalle inthronisiert wurde, jetzt das erste offizielle Orscheler Prinzenpaar des Narrenrats. Bis dahin hatte es immer nur jeweils einen Prinzen oder eine Prinzessin gegeben.
Am Samstagvormittag tragen die neuen Tollitäten zwar schon Prinzessinnenkleid und Prinzenuniform, aber gekrönt sind sie nun mal noch nicht und nennen sich daher noch immer „Tollitäten-Anwärter“. Natürlich haben sie ihr Wappen mitgebracht. Das prangt jetzt vorübergehend am Parkplatz-Schild hinter dem Fastnachtsbrunnen. Und Patrick verrät, dass es schon 2011 fertig gewesen war, gestaltet von Ex-Prinz Rolf II. Riegel. Denn bereits damals sollten Yvonn und Patrick das Orscheler Prinzenpaar werden.
Hofmarschälle und Pagen im Doppelpack
Das Wappen zeigt unter anderem das historische Rathaus, den Turm der St. Ursula-Kirche und Patricks Elternhaus, wo das neue Prinzenpaar, das im zivilen Leben ein Ehepaar ist, wohnt. Nur zwei Details haben sich seit 2011 geändert: die Jahreszahl der neuen Kampagne 2024 und der Stern am Himmel über den Dächern. „Der Stern steht für unseren Sohn Ricardo, den Stern in unserem Leben“, erklärt Patrick. Der Filius ist 2012 geboren, drei Wochen nach Aschermittwoch. Und seine Mutter hatte damals, als sie merkte, dass ein Baby unterwegs war, auf ihr Prinzessinnen-Amt verzichtet. Die Strapazen und Unwägbarkeiten einer Kampagne wären zu riskant gewesen. So war Patrick 2011 alleine Prinz geworden und Yvonn blieb Zuschauerin. Aber jetzt hat es geklappt und die beiden sind endlich Tollitäten-Paar.
Begleitet werden die Majestäten, die beide zum Karnevalverein Frohsinn gehören, von den Hofmarschällen Ex-Prinz Jürgen I. Sommer (Frohsinn) und Ex-Prinz Karsten I. Wolf (Club Geselligkeit Humor Weißkirchen) sowie von den Pagen Alicia und Lea Fois, die zugleich Schwestern sind. Im Hofmarschall-Büro hält Petra Sommer die Stellung. Dafür, dass die Tollitäten und ihr Hofstaat wohlbehalten zu den Terminen und wieder nach Hause kommen, ist Fahrer Thorsten Feucht zuständig. Außerdem kümmert er sich um die Verpflegung seiner karnevalistischen Passagiere.
Frohsinn-Vorsitzender Ulfert Hahn sichert Yvonn und Patrick die Unterstützung des Vereins zu und erklärt: „Wir freuen uns auf eine historische Kampagne. Denn es wird nie wieder ein erstes Tollitätenpaar geben.“ Und Hecker verspricht: „Wir werden die Tradition mit dem Fastnachtszug mit Hilfe der Stadt Oberursel aufrechterhalten.“ Warum er das sagt? Angesichts knapper städtischer Finanzen sind auch die Kosten für den närrischen Lindwurm Thema bei den Haushaltsberatungen. Aber der große Taunus-Karnevalszug, der sich traditionell am Fastnachtssonntag (diesmal am 11. Februar 2024) durch die Innenstadt schlängelt, steht, wie immer, als feste Größe im Narrenkalender. Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne) ist zur Karnevalseröffnung gekommen, widerspricht nicht und betont: „Wir wissen, was wir an den Karnevalsvereinen haben.“ Im Namen der Stadt wünscht er eine spannende, vergnügliche und erfolgreiche Kampagne und fügt hinzu: „Vielleicht gelingt es uns ja diesmal, das Rathaus zu verteidigen.“ Denn auch der Termin für den Rathaussturm steht schon fest: Am 3. Februar wollen die Narren den Schlüssel der Stadt erbeuten und die Herrschaft übernehmen.
Später, beim Umtrunk, plaudert Ex-Prinzessin Fiona (Kampagne 2022/23) mit dem Kinderprinzenpaar, das ihr so richtig ans Herz gewachsen ist. „Diese beiden wundervollen Kinder habe ich in meiner Kampagne adoptiert“, verkündet sie. Jetzt freue sie sich für das Tollitätenpaar in spe und auf die neue Karnevals-Session und befindet: „Die Zeit seit Aschermittwoch war viel zu lang.“
Das Geheimnis um das neue Orcheler Kinderprinzenpaar wird erst in knapp zwei Wochen gelüftet. Und zwar am Samstag, 25. November, bei der Kampagneneröffnung des Bommersheimer Carneval Vereins in der Burgwiesenhalle. Dann endet auch die Amtszeit von Annabel und Julius.

