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Zahl der Studenten nimmt ab

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Dr. Wolfgang und Käthe Reichel wohnen in der Nachbarschaft und nutzten den Tag der offenen Tür, um sich bei Prof. Dr. Christoph Barnbrock über die Hochschule zu informieren.
Dr. Wolfgang und Käthe Reichel wohnen in der Nachbarschaft und nutzten den Tag der offenen Tür, um sich bei Prof. Dr. Christoph Barnbrock über die Hochschule zu informieren. © Yvonne Späne

Der Tag der offenen Tür an der Lutherisch Theologischen Hochschule Oberursel stieß auf großes Interesse. Die Organisatoren erhoffen sich dadurch auch einen kleinen Schub bei den Immatrikulationen. Die zurückgegangene Zahl der Studierenden hat für einzelne aber auch positive Aspekte.

Von Babette Marschner

Die Playmobilfigur trägt ein schwarzes Gewand und hält eine große Feder in der rechten Hand. In der linken befindet sich ein aufgeschlagenes Buch. „Das Neue Testament – Übersetzt von Dr. Martin Luther“ steht darauf.

Das Plakat, das auf den diesjährigen Tag der offenen Tür der Lutherisch Theologischen Hochschule Oberursel (LThH) aufmerksam macht, zeigt nicht nur kleine Plastikfiguren, sondern auch den zugehörigen Slogan „Luther live!“. Für die Professoren, Studenten und Gäste, die am Sonntag auf dem Campus an der Altkönigstraße beim Tag der offenen Tür feierten, ist der Reformator eben auch in der heutigen Zeit nicht fehl am Platz.

Während des Fests konnten sich Besucher über das Hochschulgelände und durch die benachbarte Johanniskirche führen lassen und bei einer Smartphone-Rallye den Campus erkunden. Ein Vortrag zum Thema „Gehört das Alte Testament in die christliche Bibel?“ gab ihnen die Möglichkeit, sich mit dem Buch der Bücher auseinanderzusetzen. Die Frankfurter Band „Blues & Gasoline“ ließ die Feierlichkeiten abends mit Blues- und Rockmusik ausklingen.

Natürlich wollten die Professoren und Studenten den Besuchern auch die Hochschule selbst näherbringen. An der von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) getragenen Bildungseinrichtung studieren zurzeit 15 angehende Pfarrer Evangelische Theologie. Es gibt Austauschprogramme mit den USA und Brasilien, weshalb die Studierenden von verschiedenen Kontinenten stammen. Fünf Professoren unterrichten die jungen Menschen in Kirchengeschichte, praktischer und systematischer Theologie sowie der Lehre des Neuen und Alten Testaments.

Dass zurzeit nur so wenige Studenten die Hochschule besuchen, bedauert Professor Achim Behrens, dessen Fachgebiet das Alte Testament ist. „Bis voriges Jahr hatten wir noch konstant 30 Studenten“, erzählt er. „Die Zahl derjenigen, die evangelische Pfarrer werden wollen, geht aber in ganz Deutschland zurück.“ Da bilde auch die Oberurseler Hochschule keine Ausnahme.

Um den Studierendenschwund aufzuhalten, bietet die LThH seit vorigem Jahr auch einen Magisterstudiengang in Evangelischer Theologie an. Dieser bildet die Studierenden nicht zu Pfarrern aus, sondern ist ein akademischer Abschluss. „Damit kann man in den Journalismus gehen oder in einer Bibliothek arbeiten“, erklärt Behrens. „Auch viele große Firmen stellen inzwischen Theologen im Personalmanagement ein.“

Fritz von Hering studiert im 14. Semester an der LThH und steht kurz vor dem Examen. Der 27-Jährige mit dem kurzen braunen Haar will Pfarrer werden. „Ich möchte den Menschen von Gott erzählen und das bewusst und reflektiert“, sagte er. Die geringe Studierendenzahl ist für ihn einer der Vorteile der Hochschule. „Man kann viel intensiver diskutieren als in einem großem, anonymen Lehrsaal. Außerdem ziehen alle an einem Strang und haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander!“

Jetzt, beim Tag der offenen Tür, war auf dem parkähnlichen Campus allerdings eine ganze Menge los. Kinder spielten auf der großen Wiese Fußball, Erwachsene saßen mit Grillspezialitäten und Getränken auf den über das Gelände verteilten Bänken. Viele Besucher kamen von weit her, um sich die Hochschule anzusehen. So wie Hans und Bettina Holland-Moritz, die mit einer 26-köpfigen Gruppe aus Nordhessen angereist waren. „Alles ist super organisiert“, lobten sie. „Und wir treffen so viele Menschen, die wir lang nicht gesehen haben.“ So war die Hochschule am Sonntag nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch des Wiedersehens. Hier konnten die Gäste nicht nur Luther, sondern auch alte Freunde live erleben.

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