Das Rundum-Sorglos-Paket
Es kommt ja nun nicht wirklich häufig vor, dass ein Großprojekt alle Beteiligten zufriedenstellt. Mit dem Mega-Deal zwischen Stadt und Kreis scheint dies aber gelungen zu sein.
Es kommt ja nun nicht wirklich häufig vor, dass ein Großprojekt alle Beteiligten zufriedenstellt. Mit dem Mega-Deal zwischen Stadt und Kreis scheint dies aber gelungen zu sein. Wo man hinschaut, wo man nachfragt: Überall stößt man auf zufriedene Mienen und viel Zuspruch. Die Stadt Bad Homburg, der Hochtaunuskreis, die tangierten Schulen sowie die Parteien auf Kreis- und Stadtebene dürften allesamt mit der geplanten Bebauung des alten Klinik-Areals und dem Grundstückstausch einverstanden und zufrieden sein.
Die Vorteile für die Stadt liegen auf der Hand: Mit der Bebauung des Vickers- und des Klinik-Areals entsteht dringend benötigter (unter anderem auch noch günstiger) Wohnraum. Außerdem können die Vickers-Brache und vor allem das Klinik- und das Kerschensteiner-Areal neu geordnet werden, was dem Stadtbild mit Sicherheit zugute kommt. Und der Kreis hat jetzt Planungssicherheit und kann sich an die Vermarktung des alten Klinik-Standorts machen. Den zu erwartenden Geldsegen kann Landrat Krebs gut gebrauchen.
Doch damit nicht genug: An der Maria-Scholz-Schule darf man sich – endlich – auf ein modernes Schulgebäude freuen. Dass ein ähnlicher Proteststurm ausbricht wie einst rund um den Platzenberg, ist nicht zu erwarten – schließlich sind die neuen Nachbarn auch die alten. Das am selben Standort geplante Betreuungszentrum dürfte auch die angespannte Situation an der Landgraf-Ludwig-Schule entspannen. Weitere Kitas und die Hallenneubauten runden das Wohlfühlpaket ab.
Komplizierter gestaltet es sich gemeinhin, die Politik zufriedenzustellen – doch auch von dieser Seite dürfte es keine Proteste geben. Im Kreistag kann man mit einer breiten Mehrheit rechnen: Die CDU steht logischerweise hinter ihrem Landrat. Der Koalitionspartner SPD hat sich – namentlich in Form seines Vorsitzenden Dr. Stephan Wetzel – intensiv an der Planung beteiligt und darf sich die 20 Prozent günstigen Wohnraum, der auf dem Klinik-Areal entsteht, auf die Fahne schreiben. Und dass die Kreis-Grünen versuchen werden, dem Grünen-OB in Bad Homburg in die Suppe zu spucken, ist ein abwegiger Gedanke.
Allerdings ist der Kreistag im Vergleich zur Stadtverordnetenversammlung eine Wohlfühloase. In der Kurstadt streitet man gerne und, wenn es sein muss, auch aus Prinzip. Doch wer sollte gegen den Mega-Deal aufbegehren? Die Grünen mit Sicherheit nicht. Auch die SPD wird den Teufel tun und ihrem Kreis-Vorsitzenden ein Bein stellen. Außerdem haben die Sozialdemokraten stets und gebetsmühlenartig günstigen Wohnraum in Bad Homburg gefordert. Bleibt noch die CDU . . . Hier könnte man vielleicht vergrätzt sein, dass der OB im beginnenden Wahlkampf ein solches Projekt präsentieren kann. Doch die Wahl wird nicht mit der Vermarktung des Klinik-Areals gewonnen oder verloren – vor allem, da sich die vielzitierten Kräne (als weithin sichtbares Zeichen) noch nicht vor der Wahl drehen werden.
Und letztlich sind alle kurstädtischen Politiker auch Bad Homburger. Als solche sollten sie sich einfach freuen, dass der Stadt hier ein großer Wurf gelungen ist. Und vielleicht – lieber Herr Landrat, lieber OB – ist das gemeinsam Erreichte ja auch der Beginn einer wundervollen Freundschaft.