24 Stunden den Feldberg rauf und runter

Matthias Gall läuft 133 Kilometer zugunsten von querschnittsgelähmten Kindern
Schmitten -"Applaus für unseren Ultraläufer Matthias Gall, der heute 24 Stunden lang den Berg rauf und runter läuft zugunsten von querschnittgelähmten Kindern", rief Renndirektor Michael Lederer am Samstag kurz vor dem Start um 12 Uhr den Feldbergbesuchern zu. Josef Bachmann aus Bad Homburg blies kräftig in sein Alphorn. Schmittens Erster Beigeordneter Hartmut Müller (CDU) stand mit der Startklappe bereit, und auf Kommando startete Gall leichtfüßig die erste Runde ums Plateau und dann die legendäre Nordbahn hinunter.
Wenn es darum geht, für die gute Sache zu werben und Zugpferde für solche Aktionen zu gewinnen, lässt Lederer, selbst passionierter Läufer, nichts unversucht. Der Zweite Vorsitzende der Arque, der Arbeitsgemeinschaft für Querschnittgelähmte mit Spina bifida, organisiert zum vierten Mal, und zum dritten Mal unter Corona-Bedingungen, den Cross-Fondo Taunus-Triple-Bergsprint (TTBS).
Lebensfreude schenken
Lederer ist froh über jeden Teilnehmer, der sich "uffrappelt" und vom 1. Juli bis 31. Oktober die Strecke über 1249 Meter bei 170 Höhenmetern und einer Steigung von 16 Prozent am Feldberg bezwingt und sein Startgeld für den guten Zweck zur Verfügung stellt. Dem Macher ist es egal, ob die Sportler je nach Trainingsstand "nuffgedappelt, nuffgedackelt oder nuffgegrabbelt" sind. "Die Hauptsache ist, dass sie ,mitgedappelt' sind", sagte er und motivierte immer wieder Läufer dazu: "Schenken Sie Perspektive und Lebensfreude".
Die selbst gemessene Zeit ist für die meisten zweitrangig. Manchen reicht es, einmal den Berg hinauf zu sprinten. Viele ehrgeizige Einzelläufer absolvieren den Triple, einige Mannschaften aus Vereinen und Betrieben treten als Team an, und einige stellen sich, so oft sie Lust und Zeit haben, innerhalb der vier Monate immer wieder der Herausforderung.
Gall aus Großheubach, der im "Towerrunning Germany" derzeit auf Platz 1 liegt und in der Weltrangliste auf Platz 8, hat das 53 Mal geschafft, und zwar innerhalb von 24 Stunden. Sein Ziel war es, in diesem Zeitraum die Höhenmeter des Mount Everest, dem mit 8848 Metern höchsten Berg der Welt, zu packen. Dafür war Gall in 23 Stunden 40 Minuten und 37 Sekunden genau 133 Kilometer auf der Strecke und hatte zur Sicherheit ein paar Höhenmeter mehr, nämlich 9010 Meter absolviert.
"Zum Schluss hatte er sogar noch genug Kraft für einen Zielsprung über die zwei obligatorischen Piccolos", freute sich Lederer. Er erzählte auch, dass "Supporter" Peter Ninas aus Berlin, der streckenweise als Unterstützer an der Seite von Gall gelaufen war, in der Schlussrunde im Zielsprint keine Chance hatte. Gall war mit 5:20 Minuten bergab und 8:30 Minuten bergauf schnell in die erste Runde gegangen. Eine Zeit, die im vergangenen Jahr nur drei Sprinter, die nur einmal hochgelaufen sind, geschafft haben.
Zielsprung in der Dämmerung
Nach sieben Stunden und 50 Minuten hatte Gall die ersten 20 Runden beendet und um 22.22 Uhr mit 26 Runden die Hälfte der angepeilten Gesamtstrecke gepackt. In der Dunkelheit wurde er von 36 Mondlampen geleitet, die Lederer auf der Strecke im Abstand von 33 Metern verteilt hatte.
Nach 40 Runden und 100 Kilometern absolvierte Gall um 5.08 Uhr in der Früh, als es langsam dämmerte, einen Zielsprung. Von der Gesamtzeit war Gall drei Stunden, fünf Minuten und 14 Sekunden aktiv. Er hat sich keine Schlafpausen gegönnt, sondern immer nur kurze Stopps von maximal zehn Minuten zur Nahrungsaufnahme eingelegt.
Nach 24 Stunden hatte Gall zwei Kilogramm Körpergewicht verloren. Gewonnen hat Arque, denn Gall und Ninas sowie ein Berliner Förderer haben 800 Euro gespendet, eine Überweisung brachte 200 Euro. Feldbergbesucher warfen 184,37 Euro in die Spendenbox.
Wer ebenfalls für den guten Zweck den Feldberg hinauf sprinten will: Start ist im Bereich des früheren Skiliftes oberhalb der Straße von Oberreifenberg zum Sandplacken. Die Strecke ist gekennzeichnet. Anmelden kann man sich über https://my.raceresult.com/204187 oder über www.arquelauf.de. Wer spenden will, findet die Kontonummer und mehr Informationen auf der Homepage www.arque.de. VON EVELYN KREUTZ