Als Zugabe Heavy-Metal

Schmitten-Oberreifenberg. Geistliche und romantische Chorwerke, zeitgenössische Kompositionen und die Chorversion eines Heavy-Metal-Songs ließen am Sonntag die Herzen der Chorliebhaber höher schlagen. Ein Konzert der Extraklasse erlebten rund 160 Besucher in der katholischen Kirche St. Georg in Oberreifenberg. Mit dem Auftritt des international preisgekrönten Männerkammerchores Cantabile Limburg hatte sich der Männergesangverein (MGV) 1871 Oberreifenberg im nachgeholten Jubiläumsjahr zum 150-jährigen Bestehen quasi selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht.
Die herrliche Akustik des Gotteshauses brachte einmal mehr den besonderen Chorklang des Ensembles zum Tragen, das ehemalige Mitglieder der Limburger Domsingknaben 1980 gegründet haben. Nicht ohne Stolz teilte MGV-Vorsitzender Reinhold Herr in der Begrüßung mit, dass zur langjährigen Besetzung des Spitzenchores mit Georg Schneikert und Volker Stoll auch heute noch zwei frühere Sänger des MGV Oberreifenberg gehören.
Im ersten Teil des Konzertes konzentrierte sich Cantabile Limburg auf klassische geistliche Chormusik. Hier war unüberhörbar, wie die gemeinsame musikalische Erfahrung und die wohl einmalige Kontinuität in der Besetzung den charakteristischen »Cantabile-Sound« prägen. Einfühlsam stimmten die Sänger unter Leitung von Jürgen Faßbender Felix Mendelssohn Bartholdys »Beati mortui«. Geradezu überwältigt waren die Zuhörer von »Heilig, heilig, heilig! Heilig ist der Herr«, das Sanctus aus der Deutschen Messe von Schubert.
Die Pause nutzten einige Besucher zu Gesprächen mit den Sängern. Eine Zuhörerin wollte vom zweiten Bass, Michael Hofmann, wissen, ob es im Sinne des Chores ist, dass nach jedem Lied geklatscht wird. Sie selbst spüre gerne den Nachhall. Dazu meinte der Sänger: »Wir mögen es auch nicht so, wenn schon geklatscht wird, wenn der letzte Ton noch klingt. Aber wenn zwischen den einzelnen Liedern geklatscht wird, wissen wir, wie wir ankommen und das inspiriert.«
Hommage an Schubert
Mit einer Hommage an Schubert ging es nach der Pause weiter. Sehr ergreifend war »Jede Nacht« von Franz M. Herzog, der Verse aus Matthias Claudius‹ Gedicht »Der Tod und das Mädchen« und einen Brief kunstvoll ineinander verwoben hat. Darin wurden die innere Gefühlslage Schuberts und dessen Sehnsucht nach dem Tod als Erlöser spürbar. Schnörkellos kam das Ensemble dann mit Schuberts »Am Brunnen vor dem Tore« daher.
In Robert Schumanns »Der träumende See« brachten die Sänger gekonnt den leichten Wellenschlag zum Ausdruck und ließen dann stimmsicher und mit dem bekannten Gespür für Dynamik Friedrich Silchers »Abendglocken« erklingen. Mit dem Popsong »The Rose« in der Version der King’s Singers war der offizielle Teil des Konzertes zu Ende. »Mir als altem MGV-Sänger ist das Herz aufgegangen«, bekannte Herr und überreichte dem Gastchor als Dankeschön ein Foto aus dessen Gründungsjahr.
Ohne mehrere Zugaben kam Cantabile nicht davon. Und was dann folgte, dürfte in Oberreifenberg wohl noch niemand gehört haben. Weil Herr bekennender Hardrock-Fan ist, intonierte das Ensemble die Version für Männerchor der Heavy-Metal-Nummer »Engel« von Rammstein. Nach diesem gelungenen Spagat kam noch einmal Gänsehaut auf, als der Klassiker »Das Morgenrot« von Robert Pracht erklang. Darin wird die Sonne besungen, die Leben und Freude schenkt. Das galt auch für dieses Konzert.