Ärger im Taunus: Motorradfahrer fordern freie Fahrt zum Feldberg - Protest gegen Streckenverbot

Die „Biker for Freedom“ sprechen sich gegen Sperrungen rund um den Feldberg im Taunus aus. Während die FDP sich auf die Seite der Biker schlägt, hat die SPD noch keine einheitliche Meinung.
Hochtaunus – Am Samstag war wahrlich kein Motorradwetter. Dessen ungeachtet sprachen sich rechtzeitig vor der Biker-Saison motorisierte Zweiradfahrer, die den Feldberg im Taunus als Ausflugsziel lieben, gegen Diskriminierung und Fahrverbote aus. Der erst im vergangenen Jahr gegründete Verein „Biker for Freedom“ (BifF) hielt trotz Schneeschauern und ungemütlichen Temperaturen am Termin „Brennpunktdialog Motorradlärm“ in der Gemeinde Schmitten fest. Vor rund 50 Motorradfahrern sprachen Vertreter aus der Kommunalpolitik und von Initiativen. Wie nicht anders erwartet, fehlten rücksichtslose Raser und Lärmverursacher, die die Diskussion über Sanktionen seit Jahren immer wieder anfachen.
Nach den ersten Testsperrungen von Strecken im Feldberggebiet im Taunus befürchten verantwortungsbewusste Motorradfahrer weitere Sperrungen. Die könnten wie andere Maßnahmen leichter möglich werden, wenn die Drucksache des Bundesrates 125/20 vom 25. Mai vergangenen Jahres eine politische Mehrheit findet und umgesetzt wird. Aus einer Initiative in den sozialen Netzwerken ist im September BifF entstanden. Die Community ist schnell auf derzeit knapp 50 000 User angewachsen und laut eigener Aussage die einzige, die das Thema politisch angeht.
Protestaktionen und der Dialog mit den politisch Verantwortlichen, aber auch die Förderung von Maßnahmen zur Lärmreduzierung und des Umweltschutzes aller Verkehrsmittel sollen einseitige und diskriminierende Gesetzesvorhaben für Motorradfahrer verhindern. Wie BifF-Vorsitzender Tom Wagner feststellte, richtet sich die Gesetzesvorlage nicht nur gegen das Individualrecht, sondern vor allem gegen das Grundrecht der Gleichheit für alle.
Streckenerhalt rund um den Feldberg im Taunus – „Lärm-Verursacher rausfischen“
FWG-Kreistagsabgeordneter Renzo Sechi ist selbst Biker und sprach sich für den Streckenerhalt aus. „Die meisten Fahrer sind friedlich und machen keinen Radau“, meinte er, gab aber zu, dass nicht immer alles Sonnenschein ist. Diejenigen, die wirklich laut seien, ließen sich bei Kontrollen leicht erkennen und müssten rausgefischt werden. „Nicht wegen des Lärms, sondern wegen der Sicherheit müsste man Strecken sperren“, so Sechi, der damit meinte, dass dann eigentlich das Frankfurter Kreuz für Autos dicht gemacht werden müsste.
Feldberg im Taunus: Motorradfahrer wollen freie Fahrt
Der stellvertretende Oberurseler FDP-Vorsitzende Götz Rinn, der auch als Anwohner und Motorradfahrer sprach, machte deutlich, dass es nicht nur um Motorradlärm gehe, sondern grundsätzlich um jedweden Verkehrslärm und vor allem darum, die Strecken sicherer zu machen. Durch verstärkte Kontrollen seien der Lärm bereits reduziert und die Sicherheit erhöht worden. Dennoch seien noch viele Raser unterwegs. Als Biker meinte er: „Uns in Sippenhaft zu nehmen, ist nicht der richtige Weg.“ Die FDP sei gegen unnötige Freiheitsbegrenzung, fordere mehr Kontrollen, ein ganzheitliches Verkehrskonzept für den Feldberg im Taunus. Auch könne man sich Lärmschutzzonen vorstellen.
Noch keine einheitliche Meinung hat nach einem Schreiben von Elke Barth die Hochtaunus-SPD. Sie halte jedoch strengere Tempolimits für alle Verkehrsteilnehmer für notwendig. Streckensperrungen könnten nur die Ultima Ratio sein.
Kontrollen gegen Raser am Feldberg (Taunus): Polizei hat zu wenig Kapazitäten
David Frey von der privaten Initiative „Rennleitung 110“, die Bindeglied zwischen Polizei und Motorradfahrern sein will, sieht in mehr Kontrollen den effektivsten Ansatz, weiß aber: „Die Polizei hat einfach zu wenig Kapazität“. Genau das monierte auch Rainald Mohr vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVD). Zielführend sind für ihn Maßnahmen um die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Zahl der rücksichtsvollen Fahrer überwiege am Feldberg im Taunus und wer den Sound möge, könne sich auf maximal 150 Kilometer entfernten legalen Rennstrecken wie dem Nürburgring austoben. „Streckensperrungen sind Ausdruck von Staatsversagen“, sagte er und kündigte für den heutigen Montag einen offenen Brief an Landrat Ulrich Krebs (CDU) an.
Mit Schmittens Bürgermeisterin Julia Krügers (CDU) sei er bereits im Gespräch. Jedoch müsse man auch auf höherer Ebene intervenieren, wenn es etwa um die Einführung der Halterhaftung geht. Weil das Gesicht eines Motorradfahrers, wenn er geblitzt wird, wegen des Helms oft nicht erkennbar ist, lassen sich bei der geltenden Fahrerhaftung die meisten Raser nicht ermitteln.
Streckensperrung am Feldberg im Taunus: Runder Tisch soll helfen
Ansätze, die Streckensperrung für Motorräder am Feldberg zu verhindern, gibt es bereits, und auch längst einen Runden Tisch. Auf den setzen Schmittens Bürgermeisterin Julia Krügers und die heimische Gastronomie. (Evelyn Kreutz)
Auch in Limburg protestierten Motorradfahrer bereits im vergangenen Jahr 2020 gegen Fahrverbote.