Rehkitz von Hund totgebissen – Jagdpächter protestiert

Jagdpächter York von Pannwitz konfrontiert Hundehalter vor einem Supermarkt in Schmitten mit trauriger Realität – wieder ein totgebissenes Rehkitz.
Schmitten – Erst wenige Tage alt ist das totgebissene Rehkitz, das auf dem Gepäckträger des Jeeps von Jagdpächter York von Pannwitz lag. Er steht daneben mit einem orangefarbenen Schild und versucht auf dem Rewe-Parkplatz Aufmerksamkeit bei den Passanten zu erzeugen, ohne sie anzusprechen.
Viele gehen vorbei. Einige kommen neugierig näher, lesen erst, was auf dem Schild steht, schauen sich das verendete Tier an und lassen sich auf ein Gespräch ein.
Getötete Rehkitze durch Hunde in Schmitten (Hochtaunuskreis): Sechs bis sieben Vorfälle pro Jahr
„Allen Aufrufen zum Trotz, in der Brut- und Setzzeit Hunde an die Leine zu nehmen, ist wieder ein Kitz ums Leben gekommen“, sagt der Jagdpächter. Er ist seit 2018 für den staatlichen Eigenjagdbezirk Reifenberg zuständig und wurde am Mittwoch von der Polizei nach Oberreifenberg gerufen. Dort war in der Nähe des Montessori-Waldkindergartens ein Kitz von einem Hund gerissen worden. „Als die Beamten eintrafen, hat das arme Tier noch gelebt, aber es war nicht mehr zu retten und musste von seinem Leiden erlöst werden“, berichtet von Pannwitz.
„Es passiert immer wieder, dass Hunde zwischen März und Juli die Schwächsten reißen“, erzählt er, denn er wird in seinem Revier immer informiert und muss den Kadaver beseitigen. „Pro Jahr kriegen wir in der Brut- und Setzzeit sechs bis sieben Tierrisse mit“, so der Jagdpächter. Seine Aufgabe ist es dann, die Tiere zu bergen, ihnen notfalls den Gnadenschuss zu geben.
Jagdpächter Pannwitz aus Schmitten: „Das muss vermieden werden“
Dabei habe es das Wild durch Waldsterben und Waldumbau sowie erhöhten Freizeitdruck schon schwer genug. Viel Wild gehe auch auf der Landesstraße 3025 verloren. „Dass nicht angeleinte Hunde das Wild zu Tode hetzen oder totbeißen, kann und muss vermieden werden“, verlangt der Jagdpächter.
„Ich kann das nicht immer runterschlucken und wollte diesmal, weil der Hunderiss erst heute Mittag war, die Hundehalter aufmerksam machen und Passanten um Mithilfe bitten, damit sie mit Hundebesitzern, die sie kennen, sprechen“, sagt von Pannwitz. Einen Moment habe er geschwankt, ob er das tote Reh so zur Schau stellen soll, sich dann aber gesagt: „Das ist die Lebenswirklichkeit.“ Außerdem hätten ja auch die Kindergartenkinder das Kitz finden können.
Von Pannwitz: Positiv von Protestaktion für Rehkitze in Schmitten im Taunus überrascht
Der Jagdpächter ist positiv überrascht, dass sich doch einige Passanten, auch Hundehalter, auf ein Gespräch einließen. „Mein Hund tut das doch nicht“ stand auf dem Schild, weil das die häufigste Reaktion er Besitzer sei, wenn er sie darauf anspreche, dass ihr Hund ohne Leine durch den Wald läuft. Ihm sei es wichtig, Einsicht zu erreichen und nicht zu drohen.
Denn in der Gemeinde Schmitten gilt keine Leinenpflicht, jedoch muss der Halter sein Tier jederzeit unter Kontrolle haben. Nach der Hessischen Gefahrenabwehrverordnung sind alle Hunde so zu halten und zu führen, dass von ihnen keine Gefahren für das Leben und die Gesundheit von Menschen oder Tieren, ausgehen.
Getötete Rehe in Schmitten: Bis zu 25.000 Euro Strafe für Hundehalter
Wenn Wildtiere durch unbeaufsichtigtes Laufenlassen von Hunden verletzt oder gar getötet werden, droht dem Halter nach dem Hessischen Jagdgesetz ein Bußgeld von bis zu 25 000 Euro. Zusätzlich kann im Einzelfall Maulkorb- und Leinenzwang verordnet werden, im Extremfall auch die Tötung des Hundes. Voraussetzung ist, dass Hund und Halter ermittelt werden können, was laut von Pannwitz selten der Fall ist.
Viel häufiger sei es jedoch, dass Hundehalter sich selbst und ihren Hund überschätzen. „In jedem Hund steckt ein Jagdinstinkt, und die wenigsten haben absoluten Gehorsam gelernt.“ Er kann sich auf seinen Jagdhund, der begleitet und zur Suche von verendetem Wild eingesetzt wird, nur deshalb verlassen, weil sie gemeinsam entsprechende Lehrgänge besucht haben. (Evelyn Kreutz)
Ein Fotograf hielt vor Kurzem in einem Fotoprojekt den teils schockierenden Zustand des Taunus-Waldes fest – auch in Schmitten gibt die Lage zu denken. Auch im Main-Taunus-Kreis kommt es immer wieder zu Hunde-Attacken auf Rehkitze.