Schmittener ist Teil der berühmtesten Regatta der Welt

Wilhelm Demel aus Schmitten segelt beim Fastnet-Race 695 Seemeilen über den Atlantik.
Schmitten -Am Sonntag ist vor der Isle of Wight zum 49. Mal das international besetze Fastnet-Race, das über 695 Seemeilen und mehrere Tage geht, gestartet. Bei der legendären Segelregatta für Yachten im Ärmelkanal und in der Keltischen See mit der Wendemarke am Fastnet-Felsen ist die "Snifix Dry" von Skipper Dirk Lahmann aus Bremerhaven dabei. Zu seiner Crew gehört auch Wilhelm Demel aus Schmitten.
Der Graphikdesigner kennt Lahmann seit dem Studium in Würzburg, hat in den 1980ern segeln gelernt und gehörte 1992 zu Lahmanns Crew bei dessen erstem Karibik-Chartertörn. Demel segelt zwar regelmäßig, hat aber keine Hochseeerfahrung. Doch Demel ist Segelflieger und als Navigator für Lahmann die erste Wahl für das Fastnet-Race, das bis 1999 die Abschlussregatta des Admiral's Cups war und laut Demel als Mount Everest im Segelsport gilt.
"Roadbook" wird ständig erweitert
Der Schmittener ist schon ein bisschen stolz, dass er bei einer der legendärsten Regatten der Welt mit dabei sein darf. Dass die "Snifix Dry" überhaupt einen Platz unter den 533 Jachten, darunter zehn aus Deutschland bekommen habe, grenze an ein Wunder. Beim Anmeldestart habe der Skipper sofort auf Enter gedrückt und in Sekunden seien alle Plätze vergeben gewesen. "Als Dirk mich gefragt hat, ob ich mitmache, konnte ich natürlich nicht nein sagen, das ist wie bei der Fliegerei ein innerer Zwang", so der 63-Jährige.
Demel hat schon zu Beginn letzten Jahres ein sogenanntes "Roadbook" für das ehrgeizige Vorhaben angelegt und seitdem laufend ergänzt mit allem, was über den Parcours, die Küsten, Untiefen, Strömungen, Races und Overfalls in Erfahrung zu bringen ist. Als Navigator benutzt er Programme, die den Wetterbericht mit der Seekarte verbinden, Windrichtung und -stärke aufzeigen und aktuell den besten Kurs vorschlagen. "Im Ärmelkanal mit seiner starken Gezeitenströmung muss man vorher schon wissen, wo man in sechs Stunden sein will", erläutert er.
Demel kann aber nicht nur navigieren. Für den Skipper war der Schmittener auch wichtiger Berater in Sachen Technik. Das Boot, das 1978 nach einer Konstruktion von dem in Seglerkreisen bekannten Doug Peterson gebaut wurde, musste sicherheitstechnisch für das Fastnet-Rennen von langer Hand aufgerüstet werden.
Doch auch die Mannschaft musste sich auf die Regatta vorbereiten, was unter Coronabedingungen nicht einfach war. Noch 2019 segelten sie zusammen nach Helgoland. Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown 2020 absolvierten sie das obligatorische Sicherheitstraining in einer Simulationseinrichtung. Die Qualifikationsregatta 2020 wurde dann zweimal abgesagt. Aber Navigator Willie und der Skipper brachen zulässig zu zweit auf, das war zulässig. Und 2020/2021 ist die "Snifix dry"-Crew dann doch noch zum gemeinsamen Qualifikationstörn rund 450 Seemeilen über Grund gestartet.
Jeder muss sich auf jeden verlassen können
Für die eigentliche Regatta sind die Männer von der "Snifix Dry" schon am Samstag in See gestochen und zwar von Frankreich aus. Da Großbritannien als Mutationsrisikogebiet eingestuft ist, sind die non-UK-Teilnehmer in diesem Jahr einen Tag vorher vom französischen Cherbourg nach Cowes vor der Isle of Wight gesegelt. Dort sind sie ohne festzumachen im fliegenden Start auf die Regattastrecke gegangen. Und sie kehren auch ohne in Großbritannien anzulegen wieder nach Frankreich zurück, damit sie nicht in Quarantäne müssen.
"Wichtig ist auf jeden Fall das Zusammenspiel der Crew und dass sich jeder auf den anderen verlassen kann", weiß Demel. Schmunzeln muss er schon ein bisschen, dass die Mannschaft ausgerechnet seine Qualitäten in der Bordküche schätzt, weil er angeblich das beste Roasted Porridge nach der Nachtwache zubereitet. Weil Kochen an Bord in Schräglage nämlich ganz schön schwer ist, ist normalerweise Tütennahrung die beste Lösung. Demel freut sich schon auf die Tage auf See. Das Fastnet-Race der "Snifix Dry" können Interessierte seit 8. August über den Race-Tracker im Internet verfolgen. Von Evelyn Kreutz
