Tierärztin in Existenznot: Baustellen, Internetausfall, Starkregen - Wenn es so gar keinen Spaß mehr macht
Baustellen, Internet- und Telefonausfall, Starkregen: Eine Tierärztin sieht sich in ihrer Existenz bedroht.
Schmitten - Bei Dr. Silvia Knof, die seit 40 Jahren praktiziert und im Dezember 2010 ihre Tierarztpraxis von Kronberg nach Schmitten-Dorfweil (Hochtaunuskreis) verlegt hat, lagen wochenlang die Nerven blank. „Ich möchte einfach einmal nur Tierärztin sein dürfen, nicht IT-Spezialistin sein müssen, auch nicht meine Praxis vor Überflutung schützen müssen“, sagt sie gefrustet. Seit der Sanierung der L 3025 zwischen Schmitten und Dorfweil riss das Unglück nicht ab, und sie dachte schon an die Schließung ihrer Praxis.
Während der sechs Wochen andauernden Straßen-Vollsperrung in den Sommerferien, als ihre Praxis nur über kilometerlange Umwege erreichbar war, seien viele Kunden weggeblieben. Dann war ihr E-Mail-Account gehackt und funktionierte eine ganze Woche lang nicht. Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Tierärztin in Schmitten (Hochtaunus) in Existenznot: Zuwege wurden verschlammt
„Seit dem 14. September waren Internet und Telefon tot“, berichtet sie. Wieder lag der Praxisbetrieb weitestgehend lahm, weil wegen totaler Nichterreichbarkeit keine Terminvereinbarung möglich war. Die Telekom habe dann zwar eine Rufumleitung auf ihr Handy geschaltet und wollte dort ein Monatsguthaben aufschalten.
„Aber mit dem Handy lässt sich wegen des Funklochs nur in bestimmten Bereichen des Hauses oder dem oberen Bereich des Grundstücks telefonieren. Außerdem läuft das Handy über einen anderen Anbieter“, so die Tierärztin.

Nachdem das beim Straßenbau beschädigte Telekom-Kabel endlich repariert war, entschuldigte sie sich auf ihrer Internetseite bei allen Frauchen und Herrchen ihrer Patienten für das technische Dilemma und schrieb: „Wir hoffen sehr, dass es Ihnen allen nebst tierischen Weggefährten gut geht und in dieser Zeit nichts Schlimmes passiert ist.“ Doch dann kam der erste Starkregen, und der Bach, der mitten durch das Grundstück fließt, drohte die ebenerdigen Praxisräume zu überschwemmen. Gleichzeitig fielen durch Wasserschäden am Telekom-Kabel Mitte Oktober erneut für mehrere Tage Telefon und Internet aus, Kartenzahlung war auch nicht mehr möglich.
Tierärztin in Schmitten (Hochtaunus) in Existenznot: Größere Schäden zur händischen Einsatz verhindert
Der zweite Starkregen ließ nicht lange auf sich warten. „Ich musste innerhalb einer Woche am frühen Morgen im Dunkeln wieder tätig werden und von oberen Bereichen den Hang hinunter angeschwemmtes Geäst und Wurzeln aus dem Bach fischen“, erzählt sie. Dabei sei die Pflege des Bachbettes doch Aufgabe der Gemeinde. Sie meint: „Eigentlich dürfte ich nicht einmal Wasser zum Blumengießen entnehmen, aber wenn ich keine Wasserpumpe eingesetzt hätte, wäre die ganze Brühe in die Praxis gelaufen.“
Durch ihren Einsatz habe sie größere Schäden verhindern können, aber auch ihre Brille verloren. Die ist bei der Arbeit am Bach irgendwo hängengeblieben und durch die Wassermassen weggespült worden.
Für die Brille hat sie Schadensersatz bei der Gemeinde Schmitten in Höhe von 1600 Euro gefordert. Die Gemeinde wolle ihre Schadensmeldung zur Prüfung bei der Versicherung einreichen. Dr. Knof kritisiert auch, dass die verschlammten Zuwege nach dem Starkregen erst spät wieder zugänglich gemacht wurden. In einem Antwortschreiben von Bürgermeisterin Julia Krügers (CDU) erfuhr sie, dass auch weitere Gebiete in der Großgemeinde betroffen waren, vor allem Schmitten und Arnoldshain. Und die Tierärztin wurde um Verständnis gebeten, dass die Überprüfung aller Bereiche in der Großgemeinde, in denen Säuberungsarbeiten notwendig gewesen seien, etwas Zeit gebraucht hätten.
Tierärztin in Schmitten (Hochtaunus) in Existenznot: Ersatz für den langen Ausfall?
„In Summe waren alle diese furchtbaren Vorfälle in kurzer Zeit für mich existenzbedrohend“, zieht Dr. Knof Bilanz. Sie habe angesichts fehlender Einnahmen bei konstanten Fixkosten und der unumgänglichen Vorfinanzierung von Medikamenten alle ihre finanziellen Reserven aufbrauchen müssen. Von der Telekom habe sie inzwischen das Angebot, eine Vergleichsrechnung aufzustellen. „Möglicherweise bekomme ich dann Ersatz für den wochenlangen Ausfall“, hofft die Tierärztin. Für sie bedeutet das, dass sie sich wieder mit anderen Dingen beschäftigen muss, anstatt sich um ihre Patienten zu kümmern.
„Ein Lichtblick ist für mich, dass zum 22. November zum ersten Mal seit über 20 Jahren die Gebührenordnung für Tierärzte angepasst wird“, sagt sie. Die Bundesverordnung werde erstmalig seit 1999 umfassend geändert, um zu gewährleisten, dass auch neuere medizinische Verfahren darin aufgenommen werden. „Das war schon lange überfällig“, so die Dorfweilerin. (Evenyl Kreutz)