Steinbach: Neue Vorschläge für Urnengräber gesucht

Das Stadtparlament will freie Friedhofsflächen anders gestalten. Bei einer Ortsbegehung soll erörtert werden, wie sich die Anlage in Zukunft als Ort der Ruhe und Begegnung weiterentwickeln soll.
Steinbach -Die Bestattungskultur ändert sich. „Etwa 90 Prozent der Beerdigungen sind inzwischen Urnenbeisetzungen“, sagte Stadtverordnete Heike Schwab (SPD) im Stadtparlament. Das sollte bei der künftigen Gestaltung des Steinbacher Friedhofs in Betracht gezogen werden, finden Sozialdemokraten und FDP und stellten einen gemeinsamen Antrag zu Gestaltungsperspektiven für den städtischen Friedhof. Laut Beschlussvorschlag, dem alle Fraktionen einmütig zustimmten, wird der Magistrat nun gebeten, gemeinsam mit den Mitgliedern von Haupt- und Finanzausschuss sowie Bau-, Verkehr- und Umweltausschuss einen Rundgang über den Friedhof zu machen und dort die künftige Ausrichtung und Weiterentwicklung der Anlage erörtern.
In der Begründung heißt es, inzwischen gebe es rund um das Thema Bestattungen neue Trends, Wünsche und Anforderungen. „So rückte die Urnenbestattung mehr in den Vordergrund und auch die Nutzung des Friedhofs für alle Steinbacher Konfessionen und Religionsgemeinschaften bekam neue Gewichtungen. Wie sieht der Steinbacher Friedhof der Zukunft aus - wie können zukünftig Grabfelder und Urnenstelen angeordnet werden? Wie sieht es mit der Gestaltung von freien Flächen aus?“
Schon im Jahr 2019 hatte die FDP in einer Ferienfraktionsveranstaltung Bürger zu einem Rundgang über den Friedhof eingeladen. Damals seien die Steinbacher mit der Friedhofsgestaltung zufrieden gewesen, trug Schwab weiter vor. Inzwischen seien aber dort mehr Urnenstelen entstanden. „Zum Teil aus Kostengründen oder auch um den Angehörigen keine jahrelange Grabpflege aufzubürden.“
Schwab fuhr fort: „Wir haben auf unserem gepflegten Friedhof großzügige Wiesenflächen.“ Vielleicht sei es möglich, dort Urnengräber mit etwas tiefer in den Boden eingelassenen Namensschildern anzulegen, so dass es dann trotzdem möglich sei, dort den Rasen zu mähen. Zudem könnten gemeinsam Informationen von anderen Friedhöfen eingeholt werden, um zu sehen, welche weitere Formen von Urnenstelen möglich seien.
Beisetzungen unter Bäumen
Zudem bat sie darum, im Bereich der anonym Bestatteten den Text auf dem Hinweisschild zu ändern. Dort stehe „Grabstätte der Ungenannten“. Sie schlage aber stattdessen vor: „Wiesengräber - Anonyme Bestattungen“. Gern könnten auch andere Nennungsmöglichkeiten erwogen werden. Ihre Begründung für den Änderungswunsch: „Die Verstorbenen hatten alle einen Namen und waren Mitglieder unserer Gesellschaft. Diese Menschen wollten nur ihren Hinterbliebenen nicht zur Last fallen.“ Der Ausdruck „Ungenannte“ dagegen erinnere sie an das Mittelalter, „als unliebsame Bürger in der hintersten Friedhofsecke verscharrt wurden“. Und: „Schon meine Mutter sagte immer, sie wolle einmal auf die Wiese.“ Diese Form der Bestattung erfülle auch die Formel „Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Diese wiederum habe ihren Ursprung in der Bibel und vermittle die Vorstellung, „dass der Mensch aus Staub besteht und nach seinem Tod wieder zu Staub wird“.
Auch Ursula Nüsken (FDP) sprach sich für eine Änderung im Bereich der anonymen Ruhestätten aus. Diese wirkten „etwas lieblos“.
Vorstellbar seien zudem, außer Namensplatten in der Wiese, auch Grabplatten für Urnengräber in einer Reihe oder Beisetzungen unter Bäumen mit Grabplatten um den jeweiligen Baum herum. Und sie betonte, der schöne Friedhof mit seinen alten Bäumen sei „ein Ort der Ruhe und der Begegnung“. cg