Taunus-Holz ist stark begehrt

Bis vor kurzem war das viele Fichtenholz im Taunus noch ein "Ladenhüter", inzwischen aber ist die Nachfrage massiv gestiegen und die Vorräte gehen zur Neige. Handwerker und Bauherren müssen sich auf höhere Kosten einstellen.
Hochtaunus -Markus Müller ist in Sorge um sein Geschäft. Er ist Chef des Holzbau- und Zimmereibetriebs "Holzbau Müller" in Kronberg und weiß nicht, wie es für ihn weitergeht, sollte sich der überhitzte Holzmarkt nicht bald wieder normalisieren. Noch haben er und seine drei Mitarbeiter gut zu tun - wie lange noch, weiß er nicht. Die Holzpreise seien derzeit so sprunghaft gestiegen, "dass wir Angebote nur noch 14 Tage halten können, um nicht Gefahr zu laufen, dass es zu Stornos kommt", sagt Müller. Binnen kürzester Zeit habe sich Bauholz um das Doppelte bis Dreifache verteuert. Abgesehen davon, dass der Nachschub für ihn wegen des China-Exports immer schwieriger und teurer werde, stiegen auch die Preise für Bauherren so stark, dass vieles zum Erliegen komme. Fichte bleibe das Bauholz Nummer 1.
So wie Müller geht es vielen Handwerkern, die mit dem Baustoff Holz arbeiten. Vor allem Nadelholz boomt. Die Preise kennen nur eine Richtung: steil nach oben. Schon wird das Frischholz knapp, auch im Taunus. Die Forstbetriebe und Sägewerke können das Holz kaum so schnell aufarbeiten, wie es auf Schiffen am Horizont verschwindet. Das Ziel: immer häufiger China.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst - das gilt auch für Holz: Wer mehr bezahlt, bekommt es. Es komme immer häufiger vor, dass sich Holzaufkäufer bei den Preisen gegenseitig überbieten, weiß Marc Humez. Er ist Geschäftsführer der Holzagentur Taunus, zu der sich im vorvergangenen Jahr 19 Kommunen aus den Landkreisen Hochtaunus, Maintaunus, Wetterau, Rheingau-Taunus und Limburg-Weilburg zwecks gemeinsamer Vermarktung ihres Holzes zusammengefunden haben.
Durch die Borkenkäfer- und Hitzekatastrophe saßen die Waldbesitzer damals noch auf Bergen von Fichtenholz, das kaum auskömmlich zu verkaufen war. Die Fichte wurde zum Problemfall. Sie ist es immer noch, inzwischen aber nicht wegen des Überangebots, sondern wegen des Mangels. Ausverkauft ist die Holzagentur laut Humez zwar noch nicht, die Vorräte an Fichtenholz gehen aber rasant zur Neige. Dass inzwischen von den chinesischen Kunden verstärkt auch auf "Käferholz" zugegriffen wird, wundert Humez nicht: "Das Holz ist ja nicht schlecht, es verfärbt sich vielleicht etwas, unterm Dach sieht das aber keiner."
Humez ist sich des Balanceaktes, vor dem er steht, bewusst. Natürlich verschiebe sich durch die große Nachfrage aus Asien, hauptsächlich China, der globale Holzmarkt auf Kosten der regionalen Bauwirtschaft. "Wir müssen aber auch den Interessen der Waldbesitzer Rechnung tragen, die ihr Holz gut verkaufen wollen", benennt Humez die Kehrseite der Medaille. Bei den riesigen Rodungsflächen werden viele Waldbesitzer mit ehemals großen Fichtenbeständen lange keine Motorsäge mehr brauchen. Die Verluste werden durch den Holzverkauf zu Höchstpreisen nur zum Teil kompensiert.
Auch Bad Homburgs Revierförster Günter Busch spricht von einem Holzmarkt, der sich nach drei Jahren mit Tiefstpreisen vor drei Monaten gedreht hat: "Auch wir haben viel Fichtenkalamitätsholz nach China verkauft. Die Vorräte sind aufgebraucht. Da ein Großteil des Schadholzes der vergangenen Jahre jetzt aber aufgearbeitet und verkauft ist und neues Schadholz frühestens in einigen Wochen zu erwarten ist, haben wir nun eine Verknappung des Angebots. Die Nachfrage aus Übersee nach deutschem Bauholz ist groß wegen der dort gut laufenden Konjunktur." Die Waldbesitzer halten sich, so Busch, derzeit aber mit dem Holzeinschlag zurück, "da die Holzpreise für Rohholz immer noch sehr niedrig sind beziehungsweise wir in den letzten Jahren so viele Flächen an die Trockenheit und den Borkenkäfer verloren haben, dass es im Taunus kaum noch Fichten gibt". Wie es im Wald weitergeht, weiß Förster Busch nicht: "Der Klimawandel hat uns voll getroffen und wir richten jetzt unser ganzes Augenmerk nur auf die Rettung der verbliebenen Waldflächen."
Etwas anders die Situation in Oberursel: Holzverknappung gebe es nur beim Schnittholz, sagt Pressesprecherin Nina Kuhn. Borkenkäferschadholz gebe es genügend. Auf dem deutschen und europäischen Markt sei dieses Holz kaum nachgefragt, es gehe deshalb in den Export, zum Beispiel nach China. Kuhn: "Im Oberurseler Stadtwald schlagen wir nur Schadholz ein. Die Preise dafür sind im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Rohholz wird derzeit nicht eingeschlagen."
von Alexander Schneider