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Testzelte verschwinden, das Virus aber nicht

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Von: Anke Hillebrecht

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„Dauerhaft geschlossen“ oder ganz weg: Die weißen Corona-Testzelte wie dieses, das bis vor wenigen Tagen auf dem Homburger Bahnhofsvorplatz stand, gehören der Vergangenheit an. Oft haben die Tester einen Kontakt hinterlassen, unter dem man sich noch für einen Test anmelden kann.
„Dauerhaft geschlossen“ oder ganz weg: Die weißen Corona-Testzelte wie dieses, das bis vor wenigen Tagen auf dem Homburger Bahnhofsvorplatz stand, gehören der Vergangenheit an. Oft haben die Tester einen Kontakt hinterlassen, unter dem man sich noch für einen Test anmelden kann. © ahi

Experten glauben an hohe Dunkelziffer von Corona-Infizierten

Hochtaunus -Erst Halsweh, dann tropft die Nase, und bald kommt der Husten. Vergangenes Jahr hätte man alarmiert einen Corona-Soforttest gemacht, wäre dann ins Testcenter und hätte seine Infektion im Falle von Covid noch mit einem PCR-Test bestätigt bekommen. Die Pflicht, sich zu Hause abzusondern, gibt es allerdings schon seit Längerem nicht mehr - die Worte Quarantäne und Inzidenz erscheinen wie aus einer anderen Zeit.

Mit der Meldekette rund um Corona ist auch die Aufgeregtheit verschwunden. Das Virus dagegen ist überhaupt nicht weg. „Es wird allerdings vom Staat falsch kommuniziert“, sagt eine Mitarbeiterin einer Firma, die bis vor Kurzem ein Testcenter in Bad Homburg betrieben hat. Eine Einschätzung, die andere in der Branche teilen.

Laut Recherche dieser Zeitung gibt es in der Kurstadt keine Testcenter mehr - und vermutlich im ganzen Kreis nicht. Eine Übersicht hat nicht einmal das Kreisgesundheitsamt. Denn „Bürgertests“ werden seit dem 1. März nicht mehr vom Staat bezahlt. Folglich macht kaum noch jemand einen solchen Schnelltest, auch werden sie von Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen oder von Unternehmen nicht mehr gefordert.

Auf dem Homburger Bahnhofsvorplatz stand bis Anfang dieser Woche noch ein weißes Testzelt. „Dauerhaft geschlossen. Alles Gute!“ stand zuletzt noch an der Tür. Auf der Internetseite ist eine Mobiltelefonnummer vermerkt, unter der sich Personen melden können, „die bis zum 14. April einen Schnelltest oder PCR-Test benötigen“. Auch die Firma, die zuvor bei Rewe in Ober-Eschbach stand, bietet über ihre Homepage www.taunustester.de PCR-Tests an.

Testmöglichkeit nur noch schwer zu finden

„Am besten an die Hausarztpraxis oder Apotheke wenden“, heißt es von einer dritten früheren Testeinrichtung. Doch nicht alle Niedergelassenen tun dies. „Wir testen die Patienten nicht mehr, da es keine Kostenerstattung mehr gibt“, erklärt etwa die Bad Homburger Ärztin Dr. Daniela Walenzyk. Auch PCR-Tests macht sie nicht mehr, „da mit dem Wegfall der Isolationspflicht auch keine Notwendigkeit zum Nachweis einer Coronavirus-Infektion mehr besteht“. Wer doch einen PCR-Test braucht, etwa für eine Reise, kann ihn für 130 Euro selbst bezahlen.

Ihre Kollegin Petra Hummel bietet auch Schnelltests für Selbstzahler an - die Preise lägen in Bad Homburg generell zwischen 15 und 20 Euro. Sie sieht die Entscheidung des Bundes, „die Pandemie für beendet zu erklären“, ebenfalls kritisch, genauso wie die Mitarbeiterin der Taunustester: „Die Inzidenz ist völlig hinfällig, da ja niemand mehr einen PCR-Test macht.“ Die Inzidenz, also die Zahl neuer Fälle je 100 000 Einwohner binnen 7 Tagen, lag gestern im Hochtaunus laut Bulletin der Landesregierung bei 34,6; die Testerin sowie weitere Experten im Kreis glauben allerdings, dass es „eine Dunkelziffer“ von Covid-Erkrankten, die nichts von ihrer Infektion wissen, „von 1000 oder 2000“ gibt. Zumal die Testkitts aus der Apotheke oder vom Discounter Coronaviren lange nicht so zuverlässig anzeigten wie die Tests aus den Testcentern. „Es wäre gut, wenigstens eine Teststation im Taunus zu haben“, findet sie.

Die Kreisverwaltung errechnet selbst keine offiziellen Inzidenzen mehr, gibt aber die wenigen gemeldeten Fälle nach Wiesbaden weiter. Fünf Beschäftigte halte sie im Corona-Team in Tagschicht an fünf Tagen parat, erläutert Sprecher Alexander Wächtershäuser; „in Spitzenzeiten der Pandemie waren es über 100 in mindestens zwei Schichten an sieben Tagen pro Woche“. Fachleute rechneten mit keiner Verlängerung oder Erneuerung restriktiver Verordnungen. „Covid-19 geht von der Pandemie in die Endemie über. Daher suchen wir auch keine Infizierten mehr“, so Wächtershäuser.

Isolierstation in der Klinik ist gut gefüllt

Gleichwohl sterben nach wie vor Menschen im Taunus an Corona: Im Januar waren es 5, im Februar 2 und im März bislang 4 - meist habe es sich um ältere Patienten gehandelt.

Auch in den Hochtaunus-Kliniken ist das Virus noch präsent: Die Corona-Station besteht laut Geschäftsführerin Dr. Julia Hefty noch, tageweise seien auch zwei Stationen für Covid-Infizierte reserviert. Zwischen 20 und 30 Patienten seien zu versorgen, vorige Woche waren es mal 36. „Die Krankheit ist schon noch ernstzunehmen“, betont Hefty.

Anders als zuvor dürfen Corona-Patienten jetzt auch besucht werden. Auf der Station bleibt weiterhin eine FFP2-Maske erforderlich; sonst wird vom 8. April an wohl ein OP-Mundschutz reichen, so wie ihn die Mitarbeitenden auch tragen. Wer jemanden im Krankenhaus besuchen will, braucht keinen Test mehr und darf auch so oft kommen wie er möchte.

Während manche Experten wegen der neuen indischen Variante mit einer neuen Welle im April rechnen, sieht Hefty eher eine gleichbleibende Entwicklung. Ob die Indien-Variante hier angekommen ist, wisse niemand: Weil es so teuer ist, werden Varianten bei den Patienten nur in Ausnahmefällen bestimmt.

Am 8. April laufen sämtliche Schutzmaßnahmen aus

„Wegen der stabilen Infektionslage“ hat die Bundesregierung die meisten Schutzmaßnahmen bereits ausgesetzt. Noch bis 7. April müssen Besucher in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eine FFP2-Maske tragen - ebenso Patienten in Arztpraxen und weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens. Dies entfällt vom 8. April an. Praxen können aber von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und das Tragen einer OP-Maske verlangen. Am 8. April läuft auch die Coronavirus-Einreise-Verordnung aus. Die Bundesländer können von da an zudem keine eigenen Schutzmaßnahmen mehr beschließen.

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