Der Wasserverbrauch im Usinger Land ist enorm - Behörden schlagen Alarm

Nachts werden im Usinger Land Rasen gesprengt, Zisternen aufgefüllt und Pools gefüllt. Das gefällt Wassermeistern und Betriebsleitern von Wasserbeschaffungsverbänden überhaupt nicht.
Usinger Land – Mark Steinheimer hat eine "scheiß Nacht" hinter sich. Seine Wasserhochbehälter haben ihn wach gehalten, denn bei einem besonders hohen Wasserverbrauch schalten sie auf Trockenlauf und dann bekommt Steinheimer Benachrichtigungen. "Ich muss gucken, dass ich Wasser nachschiebe und die Pumpleistungen erhöhe", sagt der technische Betriebsleiter des Wasserbeschaffungsverbandes (WBV) Usingen und Wilhelmsdorf. Der WBV ist der größte Verband dieser Art im Usinger Land. Er stellt die Trinkwasserversorgung von Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim sicher. Und sorgt auch dafür, dass zusätzlich auch Wasser an Grävenwiesbach, Weilrod und Schmitten geliefert wird.
Es drohe noch kein Notstand, doch Wiederholungen solcher heißen Tage wie am Sonntag seien durchaus riskant, so Steinheimer. "Und wir brauchen kein zweites Grävenwiesbach." Zur Erinnerung: Die Trockenheit im Jahrhundert-Sommer 2018 machte die Wasservorräte zunichte, zeitweise herrschte Notstand. Am jüngsten Wochenende lag der Wasserverbrauch in den WBV-Kommunen bei 178 Litern pro Kopf, das sind 58 Liter mehr als der pro Kopf angenommene Durchschnittsverbrauch für Konsumenten. Der liegt bei 120 Litern pro Kopf.
Wasserverbrauch: Die Lage in Grävenwiesbach
Grävenwiesbachs Wassermeister Michael Moses kann aber beruhigen. "Den Ortsteilen rund um Grävenwiesbach geht's gut. Aber in Grävenwiesbach selbst haben wir nur einen Brunnen, in den nur wenig Wasser fließt", sagt Moses und veranschaulicht die Problematik an einem Beispiel: "Wenn 20 Kubikmeter pro Stunde rausgehen, aber nur 11 Kubikmeter pro Stunde reinkommen, dann fehlen jede Stunde neun Kubikmeter", sagt der Wassermeister in der nördlichsten Taunus-Kommune. Was also tun? So wenig Wasser wie möglich verbrauchen an heißen Tagen: Zum Beispiel maximal einmal am Tag duschen, die Pflanzen im Garten, die es nicht unbedingt brauchen, nicht gießen und schon gar nicht den Rasen sprengen, zum Gießen Brauchwasser aus der Regentonne verwenden und nur volle Spül- sowie Waschmaschinen anstellen.
Steinheimer empfiehlt außerdem, jeden Monat den Wasserverbrauch zu kontrollieren. "Wenn ich 70 statt 50 Kubikmeter verbraucht habe, stimmt etwas nicht." Oftmals stecke da eine defekte Klospülung dahinter. Und Zisternen speisten oft automatisch Wasser nach, in diesem Fall sollte der Zulauf zugedreht werden, rät Steinheimer.
Usinger Land: Gras erholt sich
Sowohl Moses als auch Steinheimer gehen mit gutem Beispiel voran - und das auch beim Duschen, denn das ist neben dem Wäschewaschen und der laufenden Spülmaschine auch eine wichtige Ursache für den hohen Wasserverbrauch am Samstag und Sonntag: "Ich dusche nur einmal in der Woche, nehme sonst auch den Waschlappen und habe auch keinen Rasen", sagt Steinheimer. Und Moses lässt seinen Garten auch mal Garten sein, führt ihm also kein Trinkwasser zu und gibt die Empfehlung, die Tanne eingehen zu lassen - und auch den Rasen. "Rasen ist wie Unkraut, irgendwann kommt er wieder", sagt Moses.
Sowohl der Wassermeister als auch der technische Betriebsleiter vermuten, dass viele Haus- und Gartenbesitzer "keine Rücksicht auf Verluste nehmen" und weiter munter Planschbecken füllen und Rasen sprengen. Doch Fakt ist: Warum genau der Wasserverbrauch nachts um drei Uhr plötzlich hochschnellt auf den Computern beim Wasserbeschaffungsverband in Usingen, das kann Steinheimer nur vermuten, wie er betont. Die genauen Gründe kennt auch er nicht.
Normalerweise steige der Wasserverbrauch mitten in der Nacht nicht. Ist dem jedoch wie in der Nacht auf gestern so, dann werde vermutlich entweder ein Pool oder eine Zisterne automatisch mit Wasser aufgefüllt. "Das Problem ist, dass es auch ein Rohrbruch sein könnte, das sehen wir aber nicht." Und auch das Mitternachtsschwimmen in Neu-Anspach am Freitag habe sich bemerkbar gemacht, sagt Steinheimer.
Sparsamkeit gefordert
Moses und Steinheimer hatten gestern bereits Kontakt mit ihren jeweiligen Bürgermeistern, um über die aktuelle Wasserproblematik zu sprechen. Die Kommunen veröffentlichen dann in der Regel einen Aufruf an ihre Bürgerinnen und Bürger, bitte sparsamer mit dem Trinkwasser umzugehen.
Von Nina Fachinger
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