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Auf Prothesen zurück ins Leben

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Von: Evelyn Kreutz

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Referent Heinz Trebbin (von links), Vorsitzender Karsten Schulz, Prothesenträgerin Tatjana Schoch, der langjährige zweite Vorsitzende Manfred Holzmann, der zurückgekehrte ehemalige Werkstattleiter Aaron Bremer und Referent Matthias Körner haben beim Workshop von Pro Uganda wichtige Informationen vermittelt.
Referent Heinz Trebbin (von links), Vorsitzender Karsten Schulz, Prothesenträgerin Tatjana Schoch, der langjährige zweite Vorsitzende Manfred Holzmann, der zurückgekehrte ehemalige Werkstattleiter Aaron Bremer und Referent Matthias Körner haben beim Workshop von Pro Uganda wichtige Informationen vermittelt. © Evelyn Kreutz

Arbeit von Pro Uganda in Usingen ermöglicht Integration Betroffener in die Gesellschaft

Usingen -Seit acht Jahren engagiert sich der gemeinnützige Verein Pro Uganda dafür, dass amputierte Menschen in dem ostafrikanischen Land wieder ein uneingeschränktes Leben führen können. Vorsitzender Karsten Schulz, Orthopädietechniker und Berufsschullehrer an der Usinger Saalburgschule, hatte Mitglieder und Interessierte aus ganz Deutschland zu einem Workshop in die Hugenottenkirche eingeladen. Rund 30 Besucher nahmen live daran teil, weitere, auch Aktive, die gerade in Uganda sind, online.

"Es geht heute weniger um Worken als darum, sich kennenzulernen und aktuelle Informationen zu bekommen", so Schulz. Er verabschiedete seinen bisherigen Stellvertreter Manfred Holzmann, der ihn von Anfang an im Verein und auch immer wieder in Uganda begleitet hat. Zusammen haben die beiden anfangs aus dem Koffer heraus Prothesen gebaut und damit amputierte Menschen versorgt. Dabei haben sie Land und Leute kennen- und mögen gelernt und schließlich 2017 eine eigene Prothesen-Werkstatt gebaut und eingerichtet. Nachfolger von Holzmann wird Dr. Carsten Dierks sein, der an dem Treffen nicht teilnahm.

Holzmann wird dem Verein jedoch weiterhin erhalten bleiben und sich künftig um die Homepage kümmern. Er weiß: "Hochwertige Hilfsmittel bahnen den Patienten den Weg zurück in das soziale und gesellschaftliche Leben." Mit eindrucksvollen Bildern von einem Amputierten-Fußballteam zeigte Schulz, wie wichtig diese Arbeit auch für die Integration der Betroffenen in die ugandische Gesellschaft ist. Das weiß auch der bisherige Werkstattleiter Aaron Bremer, der mit seiner Familie vier Jahre lang in Uganda die Werkstatt aufgebaut hat. Er ist wieder zurück in Deutschland und berichtete über seine Arbeit. Sein Nachfolger Dieter Scharwatt stellte sich online aus Uganda vor.

Praktische Unterstützung

Volontär Marc Lanssen hat während seiner Zeit in Uganda nicht nur den Werkstattleiter praktisch unterstützt. Er hat auch mit einer Spendenaktion über 4000 Euro generiert. "Damit ist in Uganda der Bau von Rollstühlen möglich, weil unsere Modelle dort gar nicht zu gebrauchen sind", so Schulz. Weil in Afrika vieles anders ist, unterstützen seitens des Vereins seit 2019 drei Frauen als "Come & Work"-Team die ehrenamtlichen Volontäre vor, während und nach ihrer Reise. Seit 2019 haben die drei Frauen 34 Volontäre betreut.

Corona hat auch die Tätigkeit von Pro Uganda phasenweise ausgebremst. Aber in diesem Jahr waren wieder sechs Volontäre in dem afrikanischen Land, ein weiterer startet im Herbst, und für 2022 ist das erste Halbjahr mit sechs Freiwilligen bereits ausgebucht. Inzwischen sind nicht nur Orthopädietechniker in Uganda aktiv, sondern auch Vertreter von Gesundheitsberufen, die sich um die Aus- und Weiterbildung lokaler Fachkräfte kümmern. Von seinen Erfahrungen berichtete Physiotherapeut Matthias Körner.

Wie wichtig das Training mit der Prothese ist, erläuterte Prothesenträgerin Tatjana Schoch, die sich nach einem Unfall und einer Spontan-Amputation in der internationalen Initiative "Laufen im Wind" dafür einsetzt, dass auch andere Betroffene mit speziellen Sportprothesen den Weg zum Sport finden. Außerdem erzählte Heinz Trebbin aus seiner 40-jährigen Tätigkeit in der Entwicklungshilfe. Er weiß wie kein anderer, dass für Auslandsaufenthalte nicht nur Berufserfahrung zählt, sondern vor allem körperliche und psychische Gesundheit.

Da in Uganda die Versorgung mit Prothesen jährlich steigt, hat der Verein nach dem Bau der Werkstatt, eines Patienten- und eines Seminargebäudes, eines Mitarbeiterhauses und einer Garage weitere Pläne und will einen Container zu einem richtigen Lager umbauen. Ob und wann die vom Bundes-Entwicklungsministerium zunächst zugesagte, dann wieder zurückgezogene Förderung für das Projekt Fort- und Ausbildung endgültig genehmigt wird, weiß Schulz noch nicht. Doch er ist optimistisch und freut sich über jede Spende. Weitere Infos gibt es unter www.ProUganda.de. von Evelyn Kreutz

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