Betreuung: CDU sieht Wahlkampf
In die durchaus spannende Diskussion um die Qualität der Usinger Kinderbetreuung schaltet sich nun auch die CDU ein – und verkündet ihr Erstaunen.
Dass die SPD einige Eltern zu einer weiteren Runde über die Qualität der Usinger Kinderbetreuung einlädt und dabei die Stadt und Medien aussperrt, hat die CDU in Usingen „mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, wie sie gestern betonte.
Mit Blick auf die Kommunal- und Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr versuche die SPD wohl ein Thema zu generieren, das eigentlich keines sei. Man gebe einzelnen Unzufriedenen eine Plattform, um interne Angelegenheiten der Verwaltung zu steuern.
CDU-Sprecher Helmut Müller betonte, dass sich die CDU nun selbst in den Einrichtungen und im Rathaus schlau gemacht habe. Ergebnis: „98,10 Prozent der Eltern schätzen das Wohlbefinden ihres Kindes in der Einrichtung, 94,34 Prozent betonen ihre eigene Zufriedenheit als Eltern. 90,51 Prozent vergeben für die Zufriedenheit mit dem Bildungskonzept Schulnoten gut bis befriedigend. Bei einer Gesamtzahl von über 483 Kindern in den Einrichtungen ein herausragendes und außergewöhnliches Ergebnis.“
Eigentlich könne man nun die Diskussion beenden, doch die CDU wolle nicht versäumen, allen Mitarbeiterinnen ein deutliches Lob für ihre ausgezeichnete Arbeit übermitteln. „Zumal jeder, der bereits ein Kind in einer Kita hatte, genau weiß, dass es wohl kaum einen undankbareren Beruf als den der Erzieherin gibt.“
Unterschiedliche Auffassung seien an der Tagesordnung. Man soll aber solche Punkte erst intern klären. Öffentliche oder halböffentliche Veranstaltungen, in denen nebenbei den Eltern noch vorgegaukelt werde, dass die SPD gebührenfreie Kitas anstrebe, seien fehl am Platz. Müller weiter: „Noch vor zwei Jahren hat die SPD die Auffassung einer Drittellösung hinsichtlich der anfallenden Kosten und damit eine mindestens erforderliche Verdoppelung der Gebühren vertreten. Für gebührenfreie Kindergartenplätze hat die SPD bisher jedenfalls nichts getan.“ Selbstverständlich im Wissen, dass dies aufgrund der Haushaltslage der Stadt Usingen gar nicht möglich sei.
Ein Beschluss zur gebührenfreien Kita werde zwangsläufig die Aufsichtsbehörde dazu zwingen den Haushalt nicht zu genehmigen. Also warum versuche man die Eltern mit solchen Äußerungen zu täuschen? Und was bringe eine solche Veranstaltung sonst? Absolut schlechte Stimmung in eine Kita. Man schüre Misstrauen und Vorbehalte und biete Eltern, die jederzeit ihre Kritik in der Einrichtung vorbringen könnten, eine Plattform, weiteren Unfrieden zu stiften. „Die perfekte Voraussetzung für ein vertrauensvolles Miteinander und eine wohlige Atmosphäre für die Bildung und Erziehung unserer Kinder“, sagte Müller ironisch.
Keine Nachteile
Warum die konzeptionelle Ausrichtung Nachteile für Kinder haben solle, werde nicht nachvollziehbar belegt. Lediglich aus dem Gefühl heraus, dass es für einen selbst nicht passt, mutet es schon ein wenig abenteuerlich an, Mitarbeitern, die neben ihrer fünfjährigen Ausbildung viele, zum Teil jahrelange berufsbegleitende Qualifikationen haben, vorgeben zu wollen, wie sie ihre Arbeit zu erledigen haben.
Die Stadt habe seit März 2014 rund 340 zusätzliche Stunden für Erzieherinnen neu geschaffen. Davon alleine 116,25 im Schlappmühler Pfad. Hier von einer Verschlechterung der Situation oder gar schlechteren Rahmenbedingungen für die Kinder zu sprechen, lasse die Frage aufkommen, welche Erwartungshaltung zum Tragen kommt.
„Vielleicht sollten wir alle inne halten und uns über unsere Ansprüche an andere und die Gesellschaft ein paar Gedanken machen. Bei allem Verständnis dafür, dass gerade berufstätige Eltern ein großes Organisationstalent an den Tag legen müssen, kann dies doch nicht darin enden, dass immer mehr Verantwortung für die Bildung und Erziehung an Kitas delegiert wird.“