Betrüger und Einbrecher suchen sich häufig Rentner als Opfer aus

Mit dem sogenannten Enkeltrick versuchen Kriminelle, alte Menschen ihrer Ersparnisse zu berauben. Auch im Usinger Land. Zum Glück fallen nicht alle Senioren auf den Trick herein. Die Angst davor und vor ähnlichen Betrügereien indes ist unter der älteren Generation durchaus verbreitet.
„Es ist wirklich eine Schande“, schimpft Dr. Karla Spitzhüttl. „Man liest ja praktisch jeden Tag davon, wie Betrüger versuchen, alte Menschen auszunehmen!“ Es sind nicht nur die Meldungen in den Medien, die die pensionierte Ärztin beunruhigen. Neben ihrer Mitgliedschaft im Seniorenbeirat ist sie zudem in der Kirchengemeinde sowie im Familienzentrum „Hand in Hand“ aktiv.
Kontakte zur älteren Bevölkerung Usingens hat sie also reichlich. „Alle sind sehr, sehr verunsichert“, verrät die Rentnerin. Wenn man lese, dass sich Betrüger auch als Telekom-Mitarbeiter oder gar als Polizisten ausgeben.
Auch sie selbst habe Angst. Das gibt sie unumwunden zu. Nach zwei Einbrüchen in ihrer Wohnung, die sie schon erlebt hat, und drei weiteren in ihrer Gartenlaube kann man es ihr auch wohl kaum verübeln.
Mitten in der Nacht
Einmal spät abends, ein anderes mal nachts um drei Uhr seien die Einbrecher aufgekreuzt, erzählt sie. „Und in derselben Nacht sind sie auch noch bei einem Nachbarn eingebrochen.“ Der sei Jäger und habe sie deshalb erfolgreich vertreiben können, sagt Spitzhüttl.
Die Schilderungen der Seniorin machen eines deutlich: Anscheinend ist die Angst zum ständigen Begleiter der älteren Generation geworden. Angst vor Einbrechern, Angst vor Betrügern, aber auch Angst vor möglichen unliebsamen Begegnungen auf der Straße. „Viele von uns würden die Straßenseite wechseln, wenn ihnen drei Männer entgegen kommen“, sagt Dr. Spitzhüttl. Vor allem, wenn es sich um ausländisch aussehende handele.
Mit Blick auf die in der Nachbarschaft wohnenden Flüchtlinge betont die Seniorin, dass die Wohnungseinbrüche keinesfalls auf deren Konto gehen. „Diese Einbrecher sind keine Ortsansässigen. Das sind Banden aus anderen Gegenden, die nur für ihre verbrecherischen Machenschaften hierher kommen und danach wieder verschwinden.“ Was bleibe, sei die Angst.
Betrüger in Neu-Anspach
„In Neu-Anspach ist das noch viel schlimmer“, vermutet die Usingerin zudem. Rolf Scherer hat als Vorsitzender des Seniorenbeirats in der Kleeblattstadt seinen eigenen Blickwinkel. Zwei Betrugsversuche, einer davon auch noch von Erfolg gekrönt, hätten ihn dazu veranlasst, das Thema „Sicherheit im Alltag“ schnellstens aufzugreifen. Schon heute sollen Senioren professionellen Rat von der Polizei erhalten. Begegnungen mit Jugendlichen indes, die „vor unseren Treffen im Bürgerhaus tagen“, wie es Scherer leger ausdrückt, seien zwar manchmal nicht sehr schön, aber im Grunde risikolos.
Natürlich habe Alkohol einen unangenehmen Einfluss auf die jungen Leute, räumt er ein. Aber die Gruppen zögen immer mal wieder weiter. War es zunächst das „Feldi“, wo sich die Jungen besonders nachts gerne trafen, seien sie vom ausgerufenen Alkoholverbot in Richtung Bahnhof vertrieben worden. „Danach war’s eine Zeit lang die alte Shell-Tankstelle.“
Ärger über Graffiti und in Grünanlagen hinterlassene leere Wodkaflaschen sind laut dem Seniorenbeiratsvorsitzenden die spürbarsten Reizthemen der jungen Anspacher gegenüber seiner Generation. „Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen“, mutmaßt er allerdings.
Tipps der Polizei
Anders verhalte es sich mit Einbrüchen, denen Ralf Scherer auch schon dreimal zum Opfer gefallen ist. „Daraus habe ich meine Konsequenzen gezogen“, sagt er und erklärt, nun ganz genau zu wissen, welche Schlösser bei Türen und Fenstern in der Tat einbruchssicher sind und welche nicht.
Sinnvolle Ratschläge biete die Polizei. Der Usinger Seniorenbeirat hat die Polizei zu einem Informationsnachmittag eingeladen. Die kommt am 13. September in die Hugenottenkirche. Dabei geht es um Betrugsprävention für die Generation 60plus. Dazu hat Dr. Karla Spitzhüttl eine hervorragende Idee, wie besonders alten Menschen geholfen werden könne, sich vor diesen Machenschaften zu schützen.
„Die Polizei sollte Handzettel mit einfachen, klar strukturierten Anweisungen verteilen“, findet sie. Solche Zettel etwa mit der Aufschrift „nicht öffnen“ könnten Angehörige gut sichtbar am Eingang anbringen. Und neben dem Telefon sollte die Warnung liegen, „bei Fremdanrufen Hörer auflegen“, schlägt sie vor. „Denn alte Menschen lassen sich schneller verwirren.“