Bürger begrüßen Entscheidung

Lob für Kirchenleitung: Die Kritik der Menschen wurde angenommen
Usingen -In der ehemaligen Residenzstadt gibt es zwei Kirchen, die beide den Heiligen Laurentius im Namen tragen. Unterschieden werden sie durch die Zusatzinformation evangelische und katholische Laurentiuskirche. Der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde hatte vor einigen Wochen nach dem Gottesdienst zu einer Gemeindeversammlung eingeladen, und hier hatten Pfarrer Dr. Hans-Jörg Wahl und Kirchenvorstand Rossbach dargelegt, weshalb der Gemeindevorstand dafür plädiert, die evangelische Laurentiuskirche künftig unter dem Namen Stadtkirche führen zu wollen.
Während sich in der Gemeindeversammlung viele für die Umbenennung stark machten, vor allem, um künftig Verwechslungen zu vermeiden und zudem die evangelische Kirche keine Heiligen verehre, war im Anschluss bei vielen Begegnungen zu hören, dass man sich wohler bei dem Gedanken fühle, wenn es auch fürderhin zwei Laurentiuskirchen in der Buchfinkenstadt gebe.
Dr. Wahl hatte zu Protokoll gegeben, dass er keinen Bezug zum Heiligen Laurentius habe.
Wir haben jetzt eine Umfrage auf dem Usinger Wochenmarkt durchgeführt, um zu prüfen, wie das Meinungsbild ist und dabei auch nachgehakt, ob die Entscheidung, die evangelische Kirche nicht umzubenennen, den Willen der Menschen widerspiegelt.
Für Tanja und Jakob Gebhardt aus Naunstadt ist klar: „Die evangelische Kirche soll ihren Namen behalten!“ Die beiden wohnten seit 1977 in Usingen und sind jetzt im Grävenwiesbacher Ortsteil beheimatet. „Wir sind aber immer noch Usinger“, unterstreichen sie im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir finden es wichtig, dass die Kirche ihren angestammten Namen behält.“ Auch Wolfgang Schmitt aus Usingen möchte, dass die Kirche weiterhin Laurentiuskirche heißt. „Was soll das denn werden, wenn Kerb ist?“, fragt er zurück, „heißt das dann Stadtkerb?“ Der alteingesessene Usinger hält nichts davon, den Namen der evangelischen Kirche zu ändern. „Ich bin hier getauft worden, bin zur Konfirmation gegangen und wurde in der Kirche getraut. Das ist die evangelische Laurentiuskirche, und als solche sollte sie fortbestehen“, so seine klare Ansage.
Nur am Rande hat die Wehrheimerin die Diskussion über die Kirchenumbenennung verfolgt. „Aber ich finde auch, dass die Kirche ihren Namen behalten sollte“, so ihre Überzeugung.
„Haben wir denn sonst keine wichtigeren Fragen, die uns beschäftigen?“, gibt Katja Schmieder zu Protokoll. Sie glaubt nicht an eine Verwechslungsgefahr der beiden Kirchen und meint, dass sich die Fragen im Tagesgeschehen eher darum drehen sollten, ob die Kinder noch sicher im Schlossgarten spielen können. Angesichts von sich dort abspielenden „Drogengeschäften und Schutzgeldübergaben“ sei die Sicherheit der Kinder gefährdet, und sie möchte lieber hierauf den Fokus legen. Zumal die Polizei ja in Laufnähe sei, sich aber dennoch nichts tue.
„Ich bin dafür, dass die evangelische Kirche auch weiterhin Laurentiuskirche heißt“, gibt ein Bekannter von ihr zu wissen. Man käme ja auch nicht auf den Gedanken, den Kölner Dom jetzt umzutaufen. Er ist der Auffassung, dass die Kirche andere Probleme als die Umbenennung in Stadtkirche habe. Seit ewigen Zeiten gebe es die evangelische Laurentiuskirche, und wenn etwas umbenannt werden sollte, dann doch eher die katholische Laurentiuskirche, die diesen Namen viel kürzer trage als ihr evangelisches Pendant.
Ganz andere Problemstellungen
„Ich habe das in der Zeitung gelesen“, so die Aussage von Susanne Feisel. Sie ist der Meinung, dass die evangelische Kirche auch weiterhin Laurentiuskirche heißen sollte. „Stadtkirche, das gefällt mir nicht so gut“, erklärt sie, „und ich bin der Auffassung, dass der angestammte Name seit vielen Jahrhunderten Tradition hat und dies so bleiben sollte.“
Die meisten, die an diesem Freitagvormittag befragt wurden, hatten eine klare Meinung dazu: Es solle so bleiben, wie es ist. Kaum einer, der keine Meinung hatte. Nur der eine oder andere merkte etwas kritisch an, dass die Fragen in diesen Tagen andere Schwerpunkte hätten als die Umbenennung einer Kirche, die es so schon seit Jahrhunderten gebe. Wichtiger wäre es, über den Krieg in der Ukraine und die Haltung der Bundesrepublik zu sprechen als darüber, ob Ortsfremde wirklich verloren gehen, wenn sie auf der Suche nach einem Veranstaltungsort sind, zumal stets dabei stünde, welche der beiden Laurentiuskirchen gemeint sei.
Es kam allerdings bei den von uns Befragten gut an, dass der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde die Stimmung innerhalb der evangelischen Christen an- und für voll genommen habe. Dies stärke das Vertrauen in die Kirchenleitung und die Pfarrer. VON CHRISTINA JUNG