1. Startseite
  2. Region
  3. Hochtaunus
  4. Usingen

Den Pendlern reicht es

Erstellt:

Von: Evelyn Kreutz

Kommentare

Eingeschränkter Zugverkehr am Bahnhof in Anspach. Ob die Bahn wirklich kommt, merkt man erst, wenn sie da ist.
Eingeschränkter Zugverkehr am Bahnhof in Anspach. Ob die Bahn wirklich kommt, merkt man erst, wenn sie da ist. © Evelyn Kreutz

Immer mehr Fahrgäste beschweren sich über den Bahnverkehr

Usinger Land -Der Unmut bei Bahnfahrern wächst ins Unermessliche. Auf der Schiene funktioniert inzwischen scheinbar gar nichts mehr, nicht einmal rechtzeitige Informationen, um Alternativen nutzen zu können. Was Bahnfahrer der Presse schildern, ist so unglaublich, dass man es sich gar nicht vorstellen kann.

Wilhelmsdorfs Ortsvorsteher Thomas Lotz (fraktionslos) arbeitet im Homeoffice und bekommt live mit, dass bei der Bahn seit dem Fahrbahnwechsel so gut wie nichts mehr richtig läuft. Auf der Anzeige am Bahnsteig stehe bis zur regulären Ankunft, dass der Zug fährt. „Dass die Bahn gar nicht kommt, merkt man erst danach.“ Sie fahre auch eher unregelmäßig. „Verlässlichkeit geht anders“, ärgert sich Lotz.

Keine verlässlichen Informationen

Der Versuch, sich vorher per RMV-App über Zugausfälle zu informieren scheitere wegen angeblicher IT-Probleme. Die PDF-Datei mit den Zeiten für den Ersatzverkehr sei so klein geschrieben, dass nur der sie lesen könne, der weiß, dass er sich vorher einen Screenshot aufs Handy schicken muss, damit er die Schrift vergrößern kann. „Das alles kann man weder älteren Menschen noch Schülern der fünften Klasse zumuten“, so Lotz. Vor allem weil die Umstellung auf Wasserstoffzüge wie der Betreiberwechsel geplant gewesen seien.

Bei ihm landen auch Beschwerden von Pendlern. Tessa Kunkler aus Wilhelmsdorf arbeitet am Frankfurter Flughafen, ihre Tochter Lara muss zur Ausbildung und zur Berufsschule nach Frankfurt. Wenn wieder mal die ersten beiden Züge morgens um 5 Uhr und 5.15 Uhr nicht fahren, werde es schwierig, in Bad Homburg die Anschlusszüge zu bekommen, so sie denn überhaupt fahren.

Ähnliche Erfahrungen hat Damian Jung gemacht. Der 24-Jährige fährt mit der Bahn von Usingen nach Frankfurt zur Arbeit. In der vergangenen Woche musste ihn seine Mutter dreimal aus Bad Homburg abholen, die Woche davor zweimal, weil es Stunden gebraucht hätte, bis der Schienenersatzverkehr (SEV) fährt. Mangels Infos auf der Handy-App ist er einmal bis Friedrichsdorf gekommen, um dort dann die Anschlussbahn zu verpassen und wieder zu spät zur Arbeit zu erscheinen.

Von einer absoluten Katastrophe spricht auch Christina Pfütze aus Neu-Anspach. Ihre zwölfjährige Tochter und ihre 14-jährige Nichte fahren mit der Bahn zur Schule nach Bad Homburg. „Derzeit fahren in der besonders stark frequentierten Zeit viel zu wenige Züge, vor allem gibt es keine aussagekräftigen Informationen“, so Pfütze. „Und als Ersatz für mehrere Züge, die alle zwischen 6.30 und 7.15 Uhr fahren sollten, schicken sie für maximal 55 Leute einen einzigen Reisebus, in dem man anders als im Linienbus während der Fahrt nicht stehen darf“, berichtet sie weiter.

Sie ist vor allem verärgert, weil die ganze Misere schon im Sommer nach den großen Ferien angefangen hat. „Wir Eltern haben schon drei Monate im Voraus Entschuldigungsschreiben fürs Zuspätkommen verfasst“, erzählt Pfütze.

Sie macht unmissverständlich klar: „Irgendwann muss mit solchen unhaltbaren Zuständen Schluss sein.“ Sie befürchtet: „Die Verantwortlichen haben offenbar gar keinen Überblick mehr.“ Denn einen so krassen Fall, den sie dann schildert, dürfte es nicht geben: „Die Bahn stand schon mit laufendem Motor am Bahnsteig, die Fahrgäste saßen schon alle drin. Zwei Minuten vor der geplanten Abfahrt ging der Motor aus, und auf der Anzeigetafel stand, dass der Zug ausfällt.“

Hat die Politik das Problem nicht erkannt?

Karl Sellent, Beauftragter für Barrierefreiheit des VdK-Bezirksverbandes, kritisiert, dass im Schienenersatzverkehr bislang nur Reisebusse im Einsatz sind. Diese seien für Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren genauso kritisch wie für Eltern mit Kinderwagen. Wenn, wie angekündigt, Anfang des Jahres im Köpperner Tal gar keine Bahn fahre, müsse es eine andere Lösung geben.

Mehr als enttäuscht ist Sellent von der Reaktion der Politiker. Er sagte: „Auch Landrat Ulrich Krebs (CDU, Anm.dRed.) hat offensichtlich das Problem noch nicht erkannt. Das sind mehr als Anfangsschwierigkeiten.“ Marc Giesen aus Wehrheim spricht sogar von einer Missachtung und Verhöhnung der Kunden der Linie 15 (Bad Homburg - Brandoberndorf). VON EVELYN KREUTZ

Auch interessant

Kommentare