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Ein detaillierter Blick in die Vergangenheit

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Die Arbeitsgruppe Hundstadt des Heimat- und Geschichtsvereins hatte eine Ausstellung frei nach dem Motto „Wejs froier woar“ auf die Beine gestellt. Diese erlaubte Einblicke in eine andere Zeit, und es wurde klar, dass damals alles eine Spur langsamer zuging.

„Wejs froier woar“, eben wie es früher war, das zeigte der Heimat- und Geschichtsverein am Wochenende mit einer Ausstellung im Hundstadter Dorfgemeinschaftshaus.

Wie sah die Wohnung um die Jahrhundertwende aus, in der die Hundstädter damals lebten? Mit welchen Alltagsgegenständen machten sie sich das Leben ein wenig einfacher? Wer Antworten suchte, war dort richtig. Die Arbeitsgemeinschaft Hundstadt des Heimat- und Geschichtsvereins hatte alles liebevoll zusammengetragen.

In der Mitte des Saals war eine Wohnung aufgebaut. Die Küche trat als Blickfang hervor, sobald der Besucher den Saal betrat. Alles, was damals das Hausfrauenherz höher schlagen ließ, war zusammengetragen worden. Hinter Glas zierte ein besticktes Leinentuch das Buffet, auf dem die Worte „Im Schrank weißes Linnen, im Herzen ernstes Sinnen“ standen. Die „guten“ Tassen und Teller waren dort sichtbar untergebracht, genau wie die Schütten für Graupen, Zimt und Kümmel. Da fehlte weder die Handtuchstange, über der ein bestickter Überwurf befestigt war, noch der alte Küchenholzherd, auf dem noch das eiserne Waffeleisen lag. Der Clou der Küche waren die alten Hefte für die perfekte Hausfrau, die auf dem Esstisch lagen.

Die Waschstube schloss sich gleich mit einer gusseisernen Badewanne an. Unübersehbar das Schild, auf dem vermerkt war, dass immer am Samstag Badetag war und immer mehrere Kinder hintereinander mit einer Füllung baden mussten. „Genau so war das damals“, sagte eine Besucherin.

Im Schlafzimmer standen Bett und Kleiderschrank, alles mit Keilen zusammengehalten. Eine Bettpfanne gehörte unter das Bett, und eine große Wäschetruhe, gefüllt mit festem Leinen, zeigte die immer noch gute Qualität. Auf dem Kleiderschrank fiel der alte Zylinder auf. „Den trug mein Großvater zu seiner Hochzeit im Jahr 1890“, erzählte Karl Moses. Auch der dazu passende Gehrock hing im Schrank.

Der Hingucker aber war das Gitterbettchen, das zur Geburt von Rosi Reuters Großvater im Jahr 1894 gefertigt worden war. „Da haben schon viele Hundstädter Babys drin gelegen“, berichtete Heidrun Bank vom Geschichtsverein.

Im Wohnzimmer, in der „gut Stubb“, stand ein Bord voller Teller an der Wand gelehnt. Ein Nähkästchen vom Feinsten hatten die Frauen des Geschichtsvereins direkt daneben platziert. Und siehe da, als eine Besucherin erzählte, dass früher auf der Unterseite der kleinen Schublade Glückwünsche geschrieben wurden, nahm Heidrun Bank eine der Schubladen aus dem Nähtischchen heraus und fand tatsächlich eine Inschrift. „Zum Andenken an die Hochzeit am 14. März 1887 von Grete.“

Alles fein gehäkelt

Doris Ernst hatte Original-Stickereien von 1893 nachgestickt. Sie lagen neben feinen gehäkelten Strumpfbändern und einer zierlichen gehäkelten Schlafhaube. Ob das aus Stoff genähte Brillenetui aus dem Jahr 1888, die alte Reservistenpfeife, die Tontöpfe, in denen einst Sauerkraut eingelegt worden war, der hölzerne Flaschenverkorker, der formschöne Brotschneider, das alte Werkzeug oder sogar ein ganzes Klassenzimmer – alles war liebevoll restauriert worden.

Und sie gewährten einen imposanten Einblick in eine andere Zeit. Der Lokalhistoriker Karl Moses beschrieb das damalige Leben so: „Die Leute hatten gerade soviel, wie sie zum Leben brauchten, und mehr wollten sie auch nicht.“

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