Evangelische Laurentiuskirche ist wohl bald Geschichte

Die Umbenennung der avangelischen Laurentiuskirche in Stadtkirche wird größtenteils positiv gesehen - doch es gibt auch Gegenstimmen.
Usingen -„Wir wollten mal ein Stimmungsbild einholen“, sagten Michael Roßbach und Pfarrer Dr. Hans-Jörg Wahl bei der Gemeindeversammlung vom Sonntagvormittag im evangelischen Gemeindehaus. Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats und der Seelsorger trugen nämlich Gedanken und Überlegungen vor, weshalb die evangelische Laurentiuskirche nicht länger so heißen soll.
Dem Kirchenvorstand schwebt die Bezeichnung „evangelische Stadtkirche“ vor. Um eines vorwegzunehmen: Die Gemeindemitglieder waren mehrheitlich dafür, dass das Gotteshaus umbenannt werden soll. Im Frühjahr wird der Kirchenvorstand schlussendlich dafür die Weichen stellen.
Verwirrung bei Ortsfremden
Es gibt gute Gründe, die Änderung des Namens vorzunehmen. Wahl zählte sie auf: organisatorische, geschichtliche und theologische. Da ist einmal der Umstand, dass es in Usingen die katholische und evangelische Laurentiuskirche gibt. „Das führt vor allem bei Ortsfremden oftmals zu Verwirrung“, so Wahl, „denn sie fahren zur falschen Kirche.“
Geschichtlich sei es so, so hatte es Archivar Helmut Fritz herausgearbeitet, dass es keinen Grund gebe, die Kirche nach dem Heiligen Laurentius zu benennen. Und dies ist auch gleichzeitig ein theologischer Grund: „Ich persönlich habe keinen Bezug zum Heiligen Laurentius“, bekannte Wahl, „und außerdem werden evangelische Kirchen nicht nach Heiligen benannt.“
Dennoch müsse der Begriff Stadtkirche dazu. Denn es gibt noch andere Kirchen in Usingen wie in Eschbach oder Merzhausen, die ansonsten für neuere Verwirrung sorgen würden.
Einer Frau gefiel die Idee der Umbenennung so ganz und gar nicht. „Ich bin mit dem Begriff evangelische Laurentiuskirche groß geworden“; gab sie zu bedenken, „und es wäre schade, wenn das jetzt wegfallen würde.“
Das Stadtbild bestimmend
Einer anderen fehlte das inhaltliche theologische Füllsel: „Ich fände es schön, wenn vielleicht wie in Bad Homburg eine Erlöserkirche daraus würde oder eine Friedenskirche“, gab sie zu Protokoll. Ein katholischer Christ, der nach eigenen Angaben „nur zu Besuch“ weilte, indessen unterstützte die Argumentationskette des Pfarrers und des Kirchenvorstehers. „Ich halte das für eine ausgesprochen gute Idee“, betonte er, „vor allem, weil dann die Verwechslungsgefahr nicht mehr existiert.“
Wer denn dieser Laurentius eigentlich gewesen sei, wollte ein weiteres Gemeindemitglied wissen und wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass dieser Heilige wohl in Rom gewirkt habe und weil er gefoltert und verbrannt wurde, entsprechend mit einem Rost abgebildet wird.
Usingen sei schon seit vielen Jahrhunderten evangelisch geprägt, genauso wie auch die Kirche das Stadtbild der Buchfinkenstadt bestimme, so Wahl und Roßbach. Die katholische Laurentiuskirche indessen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtet, weil aus dem Sudetenland viele Flüchtlinge kamen, die von Haus aus katholisch waren und weshalb dann die Kapazität des Gotteshauses nicht ausreichend war.
Für die Gemeindemitglieder war es also in Ordnung, dass der Name geändert wird. Wie schnell sich das dann im Sprachgebrauch der Usinger Bevölkerung umsetzen wird, bleibt abzuwarten.
