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Kampf gegen Borkenkäfer schier aussichtslos: Förster in Usingen (Taunus) hat neue Taktik

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Von: Andreas Burger

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Bisher wurde großflächig gerodet, um den Borkenkäfer zu bekämpfen. Nun werden die Bäume stehen bleiben, dafür soll ein Mischwald langfristig die Lösung sein.
Bisher wurde großflächig gerodet, um den Borkenkäfer zu bekämpfen. Nun werden die Bäume stehen bleiben, dafür soll ein Mischwald langfristig die Lösung sein. © Svea Muche

Usingens Stadtförster Karl-Matthias Groß will langfristig dem Wald wieder auf die Beine helfen. Er hat eine Idee, wie der Borkenkäfer-Plage beizukommen sein könnte.

Usingen - Die Stimme des Usinger Stadtförsters Karl-Matthias Groß hatte gestern schon etwas resignierendes im Unterton. Denn inzwischen steht fest, dass niemand den Kampf gegen den Borkenkäfer gewinnen kann.

"Das dramatische Ausmaß des Borkenkäferbefalls an Fichte auch im Stadtwald Usingen wird ab jetzt dazu führen, dass ein Teil der vom Borkenkäfer befallenen Fichten stehen bleiben werden", lautet deshalb nun das Resumee des Försters.

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Die Entscheidung habe mehrere Gründe: Aufgrund der europäischen Dimension könne der Markt immer weniger von den unverändert hohen anfallenden Fichtenholzmengen aufnehmen. In 2019 und zu Beginn des Schwärmflugs im Mai 2020 habe man noch durch Fällung und Abtransport befallener Fichten versucht, einen Borkenkäferbefall anderer noch wenig betroffener Fichtenwaldstücke zu verhindern und jede Vermarktungsmöglichkeit auszunutzen. "Doch dieses Rennen" habe der Usinger Stadtwaldförster verloren. Der extrem trockene und heiße Sommer von 2019 habe die Zahl der Borkenkäfer in eine unvorstellbare Größe anwachsen lassen*. Die Hoffnung auf einen Zusammenbruch der Borkenkäferpopulation über den Winter durch Pilzinfektionen oder andere Borkenkäferkrankheiten habe sich nicht erfüllt.

Und der bisherige Witterungsverlauf in 2020 sei nicht feucht genug, um den Käfer zu bremsen.

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"Sichtbar ist dies jetzt in einem dramatisch schnellen Befall unserer noch verbliebenen Fichtenwälder. Warum also den Einschlag jetzt nicht stoppen, wie es kürzlich vom NABU vorgeschlagen wurde, um weitere große Kahlschlagflächen zu verhindern?", fragte der Förster. Man habe sich zu einem differenzierten Vorgehen entschieden, um möglichst alle Aspekte zu berücksichtigen.

Stehen bleiben sollen befallene jüngere Fichten mit einem hohen Anteil unverkäuflicher Sortimente, alte knorrige Wetterfichten und verstreute Baumgruppen. Die abgestorbenen Baumgruppen auf den Flächen wirken als Windbremse, Schattenspender und Feuchtigkeitsspeicher. Alle Fichten mit einem hohen exportfähigen Holzanteil mit positivem Deckungsbeitrag sollen jedoch weiter genutzt werden.

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Entlang der Wege ist die Verkehrssicherung ein Grund. Es darf zudem nicht vergessen werden, dass auch Fichtenholz im Vergleich zu Beton, Kunststoff und Metall ein nachwachsender CO2 speichernder Rohstoff mit bester Ökobilanz sei. Dieses nicht zu nutzen, werde der 50- bis 120-jährigen Arbeit vieler Menschengenerationen in keinster Weise gerecht.

Positiver Aspekt: Auf den großen Kahlschlagflächen befinden sich noch relativ viele unverkäufliche Holzreste, die Starkregen abpuffern und mikroklimatische Extreme abmildern. Junge Bäume fänden so Schutz vor Sturm und Starkregen, morsches Holz speichere zudem sehr viel Wasser.

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Und wo sieht der Förster langfristig eine Lösung?* "Mischwälder können den Borkenkäfer deutlich zurückdrängen, denn die Monokulturen haben neben der Trockenheit dem Befall Vorschub geleistet." Borkenkäfer schafften im Flug nur knapp zwei Kilometer. "Irgendwann bricht dann die Käfer-Population ein."

Ein automatischer Nebeneffekt des nun beschlossenen Vorgehens sei ein kurzzeitiger Vegetationswechsel mit krautigen Pflanzen, Gräsern und Pioniergehölzen sowie entsprechenden Insekten- und Vogelarten. "Unverzichtbar für eine Wiederbewaldung mit Mischwald ist ein verantwortungsvolles Wildtiermanagement, das hohe Hirsch- und Rehkonzentrationen verhindert", sagte Groß.

Flächen, die nun erst einmal nicht bearbeitet werden, finden sich in Wernborn am Eichkopf, bei Merzhausen, aber "wenn der Befall so weitergeht, wird der ganze Stadtwald betroffen sein", so Groß. (Von Andreas Burger) *fnp.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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