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Frisch von der Wiese...

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Kräuter mit allen Sinnen entdecken. Das war das Ziel des Kräuter-Workshops von Michaele Kundermann. TZ-Mitarbeiterin Corina Appel hat mitgemacht und sich einen Tag lang in die Geheimnisse der Heilkräuter einweihen lassen.

Sommersonnenwende. Die Zeit, in der die Tage am längsten sind und die Kräuter am saftigsten. Sagt Michaele Kundermann. Die Pflanzen-Expertin geht während ihres Heilkräuter-Workshops raus in die Wiesen, um nachzusehen, was dort alles wächst. Immerhin gibt es in unseren Breitengraden 1500 Wildkräuter, die nicht nur essbar sind, sondern darüber hinaus auch ganz gut schmecken. „Es gibt mehr zu essen, als wir denken“, lacht sie. Ein paar dieser „Mahlzeiten“ werden wir bestimmt finden, oder besser: erkennen.

Natürlich kennt Kundermann auch einige besondere Fleckchen Erde, auf denen ebensolche besonderen Pflanzen gedeihen. Eines davon hat’s richtig in sich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zwischen Gräsern und anderen Gewächsen reckt sich die gelbe Blüte der Arnika der Sonne entgegen. Die scheint an diesem Tag zugegebenermaßen recht spärlich. Die meisten Naturschützer sprechen übrigens nicht über diese Wiese. Aus gutem Grund: Die „Heilkräuter-Wilderer“ sind unter uns. Und die Arnika gehört zu den Pflänzchen, die nicht nur sehr wirksam, sondern bei uns auch äußerst selten sind und deshalb unter Naturschutz stehen. Was Wilderer bekanntermaßen nicht abhält und die Arnika muss man nicht mal schießen, die kann man einfach pflücken.

Zu Beginn des Workshops gibt’s erst einmal eine Einführung in die Natur und ihre besonderen Kräfte, die sie in Form von grünen Stengeln und bunten Blüten zum Ausdruck bringt. Carola, eine weitere Kräuter-Interessierte, und ich genießen an diesem Tag das Privileg der „Einzelbetreuung“. Faszinierend ist für uns beide die Info, dass eine Handvoll Wildkräuter am Tag etwa ein Kilo Bio-Gemüse ersetzen soll. Und wir lernen, dass Nelkengewächse fünf oder zwei mal fünf Blütenblätter haben und dass man Kreuzblütler an ihren vier Blütenblättern erkennt. Alle essbar. Nun, wir werden es testen.

Beim Gang durch den Garten der Kräuterfee sehen wir Pflanzen, die wir schon oft gesehen haben. Und für „Un“-Kraut hielten. Vogelmiere, Brennnessel, Löwenzahn, Huflattich. Und wieder lernen wir etwas: Viel von dem alten Wissen, das gerade auf dem Land lange vorhanden war, ist zum Wohl von Supermarkt-Angeboten mit makellosem Obst, Gemüse und Salat geopfert worden.

Wer kennt heute noch den Gunderman, das kleine, unscheinbare Gewächs mit der unglaublichen Bandbreite an Heilwirkungen. Die reicht von appetitanregend über entzündungshemmend bis zu stoffwechselanregend. Dazwischen liegen noch 15 weitere Anwendungsgebiete. Auch auf der psychischen Ebene wirkt die kleine Pflanze mit den lila Blüten, die im Mittelalter dem Donnergott geweiht war. Das Pflänzchen sorgt für Gelassenheit und stärkt das Vertrauen in die eigenen Heilkräfte. Der Gunderman kommt an diesem Tag in die Butter. Als wir die später auf frischem Brot essen, brauchen wir eigentlich nichts anderes mehr.

Doch Michaele hat noch einiges vor mit uns. Und so sammeln wir Brennnesseln für eine Suppe, Huflattich für das Gemüse, Malven-Blüten und Labkraut für den Tee, Heilziest und andere grüne Kräuter für das Smoothie. Letzterem schmeckt man die Gesundheit sozusagen an. „Wie frisch gemähter Rasen“, bewertet Carola das grüne Getränk nach dem ersten Schluck und lässt sich noch ein Gläschen einschenken. Jetzt ist noch eine Banane und ein rohes Ei drin. Schmeckt zwar immer noch wie frisch gemähter Rasen, aber diesmal mit Banane. Und das rohe Ei gibt richtig Power. „Jetzt kann die Nacht noch lang werden“, lacht Michaele.

Sicher ist die Geschmacksrichtung nicht jedermanns Sache. Doch grüne Smoothies lassen sich mit vielen Obstsorten hervorragend kombinieren und schmecken wirklich hervorragend. Warum der unbedingt grün sein soll? Nun, das Grün der Pflanzen entsteht durch Chlorophyll und das ist ein interessanter Stoff. Er erhält eine Menge Magnesium und Biophotone, die für Energie sorgen.

Nach dem Essen setzen wir noch einen Magenbitter an und testen den Ansatz vom letzten Jahr: Ja, schmeckt nach Medizin. Und soll genau so auf den Magen wirken. Und für die Schlaflosen gibt es ebenfalls ein wundervolles Getränk: Baldrian-Wurzel in Korn oder Wodka. Hat garantiert keine Nebenwirkungen außer man trinkt zu viel davon. Dann gibt es einen Kater – vom Alkohol.

Sehr interessant finde ich Michaeles Aussage, dass Pflanzen die gleiche DNS haben wie Menschen und dazu eine hohe Intelligenz. Pflanzen-Flüsterer wissen das bestimmt schon lange. Carola und ich jetzt auch.

Der nächste Heilkräuter-Workshop findet übrigens im September statt. Unter contact@kundermann-consult.de gibt es weitere Infos dazu.

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