1. Startseite
  2. Region
  3. Hochtaunus
  4. Usingen

Großer Stapel, hohes Feuer

Kommentare

Das Feuer in Wilhelmsdorf hat eine beachtliche Größe.
Das Feuer in Wilhelmsdorf hat eine beachtliche Größe. © Tatjana Seibt

In Wilhelmsdorf wird die Tradition der Sonnenwendfeier schon lange hoch gehalten. Und wenn es dunkel wird und das Feuer brennt, dann gibt es auch Geschichten von damals.

Von Tatjana Seibt

Mehrere Meter hoch schlugen die Flammen des Sonnenwendfeuers in den Abendhimmel. Kein Wunder, schließlich schichteten die Organisatoren in diesem Jahr einige Stämme aus dem angrenzenden Wald und Holz, das sie zwei Wochen vorher in die Steinkaut gefahren hatten, zu einem ansehnlichen Stoß auf.

In diesem Jahr oblag die Organisation des Sonnenwendfeuers dem Tischtennisverein aus Wilhelmsdorf. „Das machen wir stets im Wechsel mit der Feuerwehr,“ erläuterte Norbert Knöpp, Chef des Tischtennisvereins. Gleichwohl arbeitet man in Wilhelmsdorf Hand in Hand, so dass sich viele Helfer für die Aufbauarbeiten fanden. Salate, Steaks, Würstchen und ein eigens für das Sonnenwendfeuer gemachter Rollbraten zeichneten die Feier kulinarisch aus. Doch die eigentliche Besonderheit ist nicht etwa das Essen, sondern die Feier selbst. „Das ist die älteste Sonnenwendfeier im Usinger Land“, war sich Knöpp sicher. Denn schon seine Eltern, ja vielleicht sogar auch die Großeltern suchten zur Sonnenwende die Steinkaut auf, um dort den längsten Tag des Jahres zu feiern. In kleinem Rahmen, versteht sich.

„Damals, als Jugendliche, waren wir auch hier oben“, erinnerte sich Knöpp und wies in eine Runde von Wilhelmsdorfern, die sich in einiger Entfernung um das Feuer versammelt hatten und teilweise schweigend in die Flammen schauten. Damals, ja, damals, als die Älteren des Dorfes noch ein wenig jünger waren, „da saßen wir auf Strohballen rund um das Feuer mit zwei Kasten Bier neben uns und haben die Sonnenwende gefeiert“, erzählt der Vereinschef weiter. Von Bäumen war in dem alten Steinbruch noch nichts zu sehen, und oben auf der Kuppe waren Felder.

Mit Würsten fing’s an

„Irgendwann kam einer auf die Idee, auch einen kleinen Grill mitzubringen und zehn Würstchen zu grillen.“ Da habe Elsbeth Niederhäuser, die ebenso wie viele andere Erwachsene zu den regelmäßigen Besuchern gehörte, gesagt: „Ach, so ein Würstchen würde ich auch essen.“ Und von dort an gab es regelmäßig Würstchen vom Grill für alle Besucher, deren Schar jedes Jahr größer wurde. „Das ist eine richtig gewachsene Veranstaltung“, schwärmte Knöpp.

Die hat sich im Laufe der Jahre nur in punkto Sicherheit gewandelt. Denn heute würde wohl keiner mehr Feuerräder von der Kuppe der Steinkaut hinunter rollen lassen, und auch die Zahl derer, die zu fortgeschrittener Stunde über das Feuer springen, ist in den vergangenen Jahren gen Null gesunken. „Da hat es schon so manche Brandblase gegeben“, schmunzelte der Vereinschef.

Riesenfeuer entfacht

Doch ernsthaft zu Schaden sei nie jemand gekommen. Auch nicht, als die Wilhelmsdorfer nahezu ein Jahrhundertfeuer entfachten, in dem sie eine ganze Lkw-Ladung Holzreste verbrannten. Zwar war die Umgebung gut gesichert und auch schon eine Wasserleitung zum Steinbruch gelegt, „doch das war so heiß, dass wir unten am Bahndamm standen, weil es in der Nähe nicht zum Aushalten war“.

Daraus haben die Wilhelmsdorfer gelernt und geben sich heute mit insgesamt kleineren Feuern zufrieden. Und Feuerwehrchef Markus Buhlmann hatte ein wachsames Auge und eine starke Feuerpatsche zur Hand, damit auch Funken keinen Schaden anrichteten. Der Regen ersparte dieses Mal das Wässern der Bäume rundherum.

Ein bisschen Komfort gönnen sich die Wilhelmsdorfer inzwischen auch. Zwei Unterstände mit Strom für die Verpflegung und große Zelte auf dem frisch geebneten Boden, dazu Bierzeltgarnituren anstelle von Strohballen boten die Möglichkeit, auch längere Zeit zu verweilen. „Die Sonnenwendfeier ist noch nie ausgefallen, höchstens mal wegen schlechten Wetters verschoben“, wusste der TT-Chef.

Und zu fortgeschrittener Stunde, als die kühle Nachtluft die Menschen näher ans Feuer rücken ließ, gab es auch jene, die sich Geschichten am Feuer erzählten. Und die begannen dann meistens mit: „Damals, als . . .“

Auch interessant

Kommentare