Hochbetrieb bei den Züchtern
Bunt bemalte Ostereier, Eier in Osterspeisen und -gebäck und nicht zu vergessen das Osterlamm haben jetzt Konjunktur. Tradition hin, Kommerz her, viele Menschen haben den Bezug zu den Tieren verloren, die dabei die wichtigste Rolle spielen.
Viele Oster-Traditionen drehen sich rund ums Osterei. Weil es aber ohne Hühner keine Eier gibt und Geflügelzüchter in der Regel ausgefallene und vor allem wunderschöne Tiere haben und im Frühjahr meist besonders viele Küken großziehen, hat die TZ einige besucht. Zudem staksen bei manchen Kleintierzüchtern aus Niederreifenberg derzeit auch neugeborene Lämmchen umher und vollführen ihre ersten Bocksprünge.
Aber zunächst zu den Hühnern. Nach Auskunft vom Amt für den ländlichen Raum gibt es derzeit etwa 300 amtlich bekannte Hühnerhalter im Hochtaunuskreis, insbesondere die Zahl der Kleinst- beziehungsweise Hobbyhalter mit weniger als zehn Vögeln nimmt leicht zu.
Nicole Hegetö züchtet seit 2007 in Hunoldstal Ziergeflügel, ihr Mann Matthias ist Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Niederreifenberg. Die Brutmaschine läuft das ganze Jahr. Bei den Hühnern hat sich Nicole Hegetö auf Seramas, die kleinsten Hühner der Welt, spezialisiert. Die jüngsten Küken sind gerade fünf Tage alt und dürfen nur fürs Foto aus dem Käfig mit der Wärmelampe herausgeholt werden. Bei den drei Wochen alten Serama-Küken sieht man schon eher, was einmal aus ihnen werden wird. Ausgewachsen sind Huhn und Hahn gerade einmal doppelt so groß wie die Hand von Matthias Hegetö. Dagegen wirken die Zwergcochins – blau und schwarz – schon fast wie Großhühner. „Das liegt am dichten Gefieder der rollenden Federbälle“, sagt die Züchterin lachend.
Weil die Hegetös auch noch indische Laufenten und Höckergänse züchten, lag zu Ostern ein Vergleich der Eier auf der Hand. Das Serama-Ei brachte 21 Gramm auf die Waage, das Zwergcochin-Ei immerhin 37 Gramm, das Ei der Laufente immerhin 75 Gramm und das Gänse-Ei stolze 161 Gramm. Im Vergleich dazu wog das „normale Hühnerei“ 91 Gramm.
Genau wie die Hegetös hat sich Melanie Förstl der Zucht verschrieben. Dabei hatte sie die ersten Hühner nur zum Eierlegen angeschafft. Doch dann hat sie sich in die Paduaner mit ihren puscheligen Hauben verliebt und in die Bantams, die nicht viel größer sind als die Seramas. Bei der überschaubaren Hühnerzahl bekommen Förstls Tiere auch alle einen Namen. Nur Elfriede gibt es dreimal, weil diese Hühner kaum zu unterscheiden sind. Um zu sehen, was da wohl rauskommt, hat Förstl auch Rewe-Bio-Eier ausgebrütet. „Das waren echte Überraschungseier, zwei Küken habe ich groß gekriegt, und die gebe ich auch nicht her.“ Überrascht war auch Matthias Hegetö, als er zwei Tage die Ouessantschafe von Vereinskollege Daniel Mattke hütete. Die beiden gehören zu den rund 120 Schafhaltern im Kreis, und innerhalb des Vereins helfen sie sich gegenseitig. Abends turnten sieben Lämmchen um die Muttertiere herum, am nächsten Tag waren es plötzlich zwei mehr. „Die waren ohne jegliche Geburtshilfe auf die Welt gekommen“, so der Vereinschef. Nicht nur weil die von Mattke eingezäunte Weidefläche schon abgegrast ist, werden derzeit noch eingeweichte Rübenschnitzel, Luzernenpellets und Kleie zugefüttert. „Solange die Wiesen nicht voll im Saft stehen, reicht die Weide nicht aus“, erläutert Hegetö und ergänzt: „Auch dann dürfen die Schafe nur langsam auf Grünfutter umgestellt werden, damit es nicht zu Fehlgärungen kommt.“