Matthias Schmid fertigt Kunsthandwerk in Vollendung an

Matthias Schmidt stammt aus dem Erzgebirge und liebt es, Krippenfiguren zu schnitzen. Er hat aber auch noch eine ganz besondere Spezialität.
Matthias Schmidt ist gelernter Holzbildhauer, aber er ist nicht der Mann für die Kettensäge und die Großskulptur, sondern er hat lieber das Schnitzeisen-Set auf dem Tisch liegen und die Holzfiguren in der Hand.
Das war am Nikolaustag im Atelier Weber in der Taunusstraße der Fall, und es wird noch einmal am kommenden Dienstag (17 bis 20 Uhr) so sein, wenn sich Schmidt beim Schnitzen über die Schulter und auf die Finger schauen lässt. Der heute in Schmitten lebende Holzkünstler kommt ursprünglich aus dem Erzgebirge, und da hat er das Handwerk quasi mit der Muttermilch eingesogen.
Aber Erzgebirge sei nicht gleich Erzgebirge und Schnitzerei nicht gleich Drechselei, erklärt er. Letztere sei im Osten verbreitet, und ihr seien beispielsweise die Nussknacker und Räuchermännchen zu verdanken. Schmidt gehört zu den Schnitzern, und ein Hauptthema von diesen sind die Weihnachtskrippen. Unzählige habe er schon geschnitzt und die Freude am Handwerk dennoch nicht verloren.
Immer was zu bieten
„Es kommt auch immer noch etwas dazu“, sagt Schmidt und zeigt auf die kleinen Vögel, die zwischen Schaf und Kamel vor dem kleinen Stall zum Christkind in der Krippe aufschauen. Seine Kunden kaufen immer einmal wieder etwas zu ihrem Bestand hinzu, da müsse er auch etwas zu bieten haben.
Der Holzbildhauer, der als Künstler auch moderne Werke schafft, liebt in der Sparte Weihnachts-Schnitzerei das Volkstümliche. „Ich male die Figuren nur ganz sparsam an, mit einer Lasur, damit man das Holz noch durchsieht“, erklärt er ein Detail, und die meisten seiner Figuren sind überhaupt nicht bemalt. Sie sind alle aus dem hellen Lindenholz, bis auf den Stall, dessen Leisten aus der rötlich braunen Lärche geschnitzt sind. Die Rohlinge schneidet Schmidt nach Schablonen mit der Bandsäge zurecht, aber auch da ist schon Know-how gefragt, denn es kommt entscheidend auf den Verlauf der Maserung an. Und das nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern weil die filigranen Teile später nicht abbrechen dürfen.
So blieben bei der Ziege die Hörner bis zuletzt als kleiner Block stehen, denn sie seien die kritischsten Stellen. Auch die Beine der Tiere haben es in sich. Damit die Beinstellung später ihrer Natur entspricht, hat der Rohling sechs oder mehr Beine, da muss man sich schon auskennen, welches vorne oder hinten steht.
Zu den Krippefiguren stellt Matthias Schmidt auch Aufhänger für das Fenster oder Weihnachtsgestecke aber vor allem für den Christbaum her, darunter aus Holzscheiben silhouettenhaft ausgesägte Figuren, Engel beispielsweise.
Eine ganz besondere Spezialität aber sind die Sterne aus Hartriegel. „Der wächst fast in jedem Garten wie Unkraut“, erklärt Schmidt. Aber was er aus dem „Unkraut“ zaubert, ist bewundernswert. Er schneidet die Ästchen scheibenweise schräg wie beim Anschnitt einer Wurst ab und fügt sie zu filigranen Sternen zusammen. Das habe erstmals sein Vater gemacht, so der Holzbildhauer, der diese Kunst aber ebenfalls in Vollendung beherrscht, nicht ganz ohne Familienstolz. Auch die Hartriegelsterne sind am Dienstag zu sehen und können sogar erworben werden.