Mein Kind soll schwimmen lernen

DLRG schlägt Alarm: Zahlen der Nichtschwimmer und der Unfälle steigen
Usinger Land -Die Vorbereitungen für die Eröffnung der Freibäder im Usinger Land laufen derzeit auf Hochtouren. Vor allem Kinder und Jugendliche lieben den Badespaß im Sommer. Doch gleichzeitig steigt die Zahl der Nichtschwimmer.
Laut Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind 2022 in Deutschland mindestens 355 Menschen ertrunken und damit 56 Menschen oder 19 Prozent mehr als im Jahr davor. „Damit verzeichneten wir erstmals seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser“, so DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Während des langen warmen Sommers seien die Menschen wieder mehr in zumeist unbewachten Seen und Flüssen schwimmen gegangen. Daher ereigneten sich 87 Prozent der tödlichen Unglücke in Binnengewässern.
Ehrgeiziges Ziel gesetzt
Unter den Todesfällen waren auch 20 Kinder im Alter von null bis zehn Jahren. „Gerade die Kinder und Jugendlichen bereiten uns Sorgen, wenn wir an den kommenden Sommer denken“, so Vogt. Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Befragung hat gezeigt, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, seit 2017 von zehn auf 20 Prozent verdoppelt hat. Die DLRG-Präsidentin forderte deshalb: „Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen. Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann.“
Das ist ein ehrgeiziges Ziel, obwohl in der Schule der Schwimmunterricht ab der dritten Klasse Pflicht ist und seit diesem Schuljahr die Schwimmjahrgänge an den Grundschulen erstmals den neuen Schulschwimmpass als Nachweis der Schwimmfähigkeit erhalten. Das Problem sind die knapp bemessenen Hallenzeiten, denn fürs Usinger Land gibt es als einziges Hallenbad nur das Taunusbad in Usingen. Die Grundschule Arnoldshain fährt daher mit den Kindern zum Schwimmunterricht nach Oberursel.
Wie Gregor Wortmann, Schwimmmeister im Schmittener Freibad und Vater von zwei Kindern, aus Erfahrung berichtet, bleiben von der Doppelstunde abzüglich der Zeit für An- und Abfahrt und fürs Umziehen maximal 20 Minuten für effektiven Unterricht. „Vor allem Nichtschwimmer bleiben dann in der Gruppe oft auf der Strecke.“
Dabei wäre es gerade für sie wichtig, richtig Schwimmen zu lernen. Daher plädiert er dafür, dass Eltern ihre Kinder möglichst schon vor der Einschulung in einen Schwimmkurs schicken.
Aus seiner Sicht sollten Mädchen und Jungen möglichst früh erste Erfahrungen im Wasser sammeln, um die Angst vor dem nassen Element zu verlieren. Das könne schon mit dem Babyschwimmen zwischen dem vierten und dem achtzehnten Lebensmonat beginnen. Bestenfalls gehen die Eltern danach weiter gemeinsam mit ihren Sprösslingen ins Schwimmbad. Ab einem Alter von 4,5 bis fünf Jahren genügen aus Wortmanns Sicht Kraft und Motorik schon, um Schwimmen zu lernen und die Bewegungsabläufe zu automatisieren.
Wo gibt es die Kurse?
Das Seepferdchen als erstes Schwimmabzeichen reiche aber in der Regel nicht aus, um als sicherer Schwimmer zu gelten. Hier könne dann aber der Schwimmunterricht in der Schule leicht ansetzen. Schwimmen lernen im Freibad ist jedoch für Wortmann keine wirkliche Alternative, weil die Saison nur kurz und stark vom Wetter abhängig ist.
Doch wo werden überhaupt Schwimmkurse angeboten? Im Taunusbad Usingen bietet die DLRG-Kreisgruppe Usinger Land Halbjahreskurse an, die jeweils Anfang Februar und Anfang August starten. Hier gibt es altersspezifische Trainingsangebote.
In der Familienferienstätte Schmitten-Dorfweil bietet die Schwimmschule Marlin Schwimmkurse für Anfänger, zum Erreichen des Freischwimmers (Schwimmabzeichen Bronze), aber auch für Schwimmabzeichen Silber und Gold an. Die Schwimmschule Delfish hat gerade ihr Schwimmkursangebot Kinder ab vier Jahren im Hotel Kurhaus Ochs in Schmitten erweitert.
Nach dem Erfolg des ersten Schwimmkurses mit zehn in Schmitten lebenden ukrainischen Kindern plant Schmittens Sportcoach Mirko Reinke über das Sportcoach-Budget zur Integration und sozialen Teilhabe einen weiteren Kurs, an dem auch Bürgergeld-Empfänger teilnehmen können. Außerdem soll ein Anschlusskurs zur Vertiefung der erworbenen Schwimmkenntnisse stattfinden. Das Angebot gilt jedoch nur für Schmittener Bürger.
Wer den Weg zu Hallenbädern im Umkreis nicht scheut, kann sich bei den Schwimmclubs in Bad Homburg und Oberursel unter www.homburg-schwimmclub.de www.schwimmclub.de über Schwimmkurse informieren. Ob und welche Angebote zum Schwimmenlernen es während der Freibadsaison in den Freibädern des Usinger Landes in Neu-Anspach, Schmitten und Wehrheim sowie am Hattsteinweiher gibt, wird in der Regel zeitnah angekündigt. VON EVELYN KREUTZ