Neue Betrugsmasche per WhatsApp

Betrüger geben vor, dass ein Anverwandter das Handy verloren hat
Usinger Land -Es kann jedem passieren, auf die immer ausgefeilteren Versuche von Betrügern hereinzufallen, nicht nur älteren Menschen. Aktuell wird der inzwischen bekannte „Enkeltrick“ mit neuen Variationen via SMS versucht.
Wie eine Leserin aus Obernhain dieser Zeitung berichtet, habe sie kürzlich bei der Nachricht ihrer angeblichen Tochter zunächst keinen Verdacht geschöpft, als diese ihr per SMS mitteilte, ihr sei das Handy in die Toilette gefallen; daher kaputt; und sie habe nun eine neue Nummer, unter der sie ab jetzt nur noch erreichbar sei. Die alte Nummer könne gelöscht werden.
So fangen oft die ersten Kontaktaufnahmen der Betrüger an, bestätigt der Pressesprecher der Polizei, Kriminaloberkommissar Ingo Paul, auf Nachfrage dieser Zeitung. Er rät, bei einer solchen Nachricht per SMS oder per Whatsapp zunächst die bisherige Nummer trotzdem noch mal zu wählen, auch wenn sie angeblich nicht mehr erreichbar sei. Dann stelle sich schnell heraus, ob die übermittelte Nachricht stimmt.
Irgendwie passt die Geschichte. . .
Ein Anruf bei der „echten“ Tochter (oder Sohn, Enkel oder andere nähere Verwandte) über die bekannten Nummern und Kanäle entlarvt die erhaltene Nachricht dann als Fälschung und als Beginn eines Betrugsversuchs. Ziel der Täter sei immer, möglichst rasch eine Überweisung, meist mehrere Tausend Euro, zu generieren.
Dazu erfinden sie ständig neue Geschichten, die oft so glaubwürdig erscheinen, dass die Betroffenen im guten Glauben, ihren Angehörigen in einer Notsituation zu helfen, darauf hereinfallen. Es komme gar nicht so selten vor, dass die erzählte Geschichte irgendwie zufällig in das Leben der Betroffenen passe, weiß der Kriminaloberkommissar aus seiner beruflichen Erfahrung.
Im Falle der älteren Dame aus Obernhain, die übrigens vor einigen Monaten bereits mit einem der sogenannten Schockanrufe belästigt wurde, auf den sie aber glücklicherweise nicht hereingefallen war, hatte nun sogar der Name der Tochter gestimmt, weshalb sie zunächst keinen Verdacht geschöpft hatte. Woher die mutmaßlichen Betrüger den tatsächlichen Namen der erwachsenen und verheirateten Tochter wussten, kann sie sich nicht erklären. Es zeigt aber, dass die Täter sich offenbar gut vorbereiten, um an ihr Ziel zu gelangen.
Zu der Variante, mit der sie es bei der Obernhainerin versuchten, gehörte die Nachfrage nach Fotos. Erst dadurch wurde die Dame stutzig und reagierte genau richtig: Sie brach den Kontakt sofort ab und blockierte die Nummer. Außerdem wandte sie sich an die Polizei. Die allerdings sagte ihr, dass diesem Fall nicht weiter nachgegangen werde, weil kein Schaden entstanden sei, zumal die Nachverfolgung der angezeigten Nummer wenig bis gar keinen Erfolg verspreche, um an die Betrüger heranzukommen. Dennoch sei es durchaus sinnvoll, sich bei solchen Betrugsversuchen an die Polizei zu wenden, auch um die neueren Betrugsvarianten damit bekannt zu machen. Dafür gebe es die Online-Wache der hessischen Polizei im Internet (www.onlinewache.polizei.hessen.de), betont Paul.
Viele liefern Infos selbst
Die Online-Wache sei für Notfälle nicht geeignet, entlaste aber die Polizeidienststellen, wenn man die Polizei in Kenntnis über Betrugsversuche setzen möchte, macht Paul aufmerksam. Ihm selbst sei bislang die Variante, Fotos zu erfragen, noch nicht bekannt, weshalb er nur vermuten könne, was die mutmaßlichen Betrüger damit bezwecken könnten: „Vielleicht geht es um die Herstellung eines Vertrauensverhältnisses und um mehr Hintergrundwissen, das dann noch besser ausgenutzt werden kann. Außerdem liefern viele der Kontaktierten unbewusst die nötigen Infos selbst, und die Betrüger sind da sehr aufmerksam und merken sich die kleinsten Hinweise, um sofort darauf zu reagieren und diese in ihre Geschichte zu integrieren. So wird die Geschichte immer glaubwürdiger.“
Denn viele Bürger seien durchaus inzwischen sensibilisiert, was die Betrugsmaschen betreffe. Das sei sicherlich ein Verdienst der vielen Aufklärungskampagnen der Polizei und Warnungen der öffentlichen Medien etwa durch Zeitungsartikel. Auch die Obernhainerin hatte sich an diese Zeitung gewendet, um andere zu warnen. VON INGRID-SCHMAH-ALBERT