Pfadfinder Hattstein suchen dringend eine Bleibe

In der Pandemie hat sich die Mitgliederzahl verdoppelt - Mit Mensch und Natur in Einklang leben
Usingen -So mancher Verein hatte in der Pandemie Federn lassen müssen, was die Mitgliederzahlen betrifft. Bei einer Gruppe jedoch sah dies ganz anders aus, denn bei den Pfadfindern füllen sich die Gruppen, wie der Stammesleiter Jan Faeser betont. Das könnte gleich mehrere Ursachen haben.
Grund eins: Die Pfadfinder jeden Alters sind oft in der Natur zu finden, die mögliche Ansteckungsgefahr sank also. Denn die Gruppe ist nicht nur bei strahlendem Sonnenschein außerhalb ihrer Räume unterwegs. „Im Vergleich zu Vor-Corona haben sich die Mitgliederzahlen in den Gruppen nahezu verdoppelt“, verkündet die Stammesführung mit Stolz in der Stimme. Rund 40 Kinder und Jugendliche nutzen derzeit die vielfältigen Angebote der Pfadfinder.
Regeln selbst erarbeiten
Aber, und auch dies könnte durchaus ein Grund sein, die Jugend wird zum einen durch die Eltern, aber auch durch die sozialen Kontakte mehr und mehr auf den Erhalt der Natur geprägt. Außerdem hat sich auch im Lockdown deutlich gezeigt, dass für Kinder und Jugendliche digitale Medien nur sehr gering die sozialen direkten Kontakte ersetzen können. 2020 nutzten Kinder bis 13 Jahre laut der KIM-Studie (Kinder, Internet, Medien) das Internet rund 46 Minuten am Tag - also weniger als im allgemeinen gedacht. Persönliche Treffen in der Freizeit scheinen also weiterhin mehr gefragt zu sein als digitale Plattformen.
Ein weiterer Aspekt sind, so absurd es sich anhört, die Regeln, die bei den Pfadfindern vorgegeben sind. Klare Strukturen gehören bei der Jugend zum Erwachsenwerden. Diese Vorgaben als Pfadfinder sind nicht Gesetz oder bei Nichteinhaltung sanktioniert. „Zum einen leben die Gruppenführer vor, wie es die Pfadfinder sich selbst als Rahmen gegeben haben, zum anderen sprechen wir viel mit unseren Kindern und Jugendlichen, um ihnen den Sinn von Vorgaben zu erläutern“, sagt Faeser. „Wir zwingen niemandem etwas auf, aber durch die Freizeit bei den Pfadfindern finden die Mitglieder schnell heraus, warum welche Vorgabe Sinn ergibt.“
So setzen die „Pfadis“ auf selbstständiges Lernen und Vorgaben durch Handeln selbst erarbeiten. Dazu gehört eben auch, mal Fehler zu machen. „Das ist auch mal ein schwieriger Prozess.“ Aber die Erfahrung zeige, dass die meisten Jugendlichen den Halt und Rückhalt bei den Pfadfindern schätzten und die klare Richtung.
„Bei uns ist jeder willkommen, und bis jetzt hat noch jeder seine Nische gefunden.“ Es sei am Ende meist das Gruppengefühl, das die jungen Teilnehmer vom Verbleib überzeuge. Und da sich jeder einbringen könne, eine Aufgabe übernehme, fördere dies auch die Selbstständigkeit. Sozusagen seinen eigenen Pfad finden.
Kommen können Kinder etwa ab dem Grundschulalter - feste Regeln gibt es nicht, es hängt auch viel von der Persönlichkeit der Kinder ab. Und nach oben sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, in vielen Ländern sind auch Pfadfinder zu finden, die schon 40 Jahre und mehr Pfade finden.
Aber meist endet die aktive Teilnahme bei 18, so man denn keine Gruppenleitung innehat. „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder“, schmunzelt Faeser.
Er hat die Führungsposition bei dem Usinger Stamm Hattstein 2021 von Ann-Carin Hahn übernommen, heute ist er 17 Jahre jung. „Und so lange man Interesse hat, Spaß an unseren Aktionen, so lange bleibt man auch dabei - wenn es die Zeit erlaubt.“
Natur als zentrales Thema
Natur - das ist das zentrale Thema der Pfadfinder. Und das soziale Miteinander. Den Spaß haben dann alle sowieso bei den verschiedenen Ausflügen und Zeltlagern. In diesem Jahr geht es nach der langen Pause wieder auf Tour: nach Frankreich, in die Vogesen. Das sind dann immer die Gelegenheiten, den neuen Mitgliedern zu vermitteln, warum welche Regeln der Pfadfinder wichtig ist.
Aber auch im heimischen Wald haben die Pfadis an der einen oder anderen Pflanzaktion mit dem Förster teilgenommen.
Mitmachen kostet zum einen die Zeit, zum anderen im Jahr 65 Euro als Mitgliedsbeitrag. Dafür bekommt man viel geboten, denn Gruppenstunden sind jede Woche, immer in den unterschiedlichen Gruppen, je nach Alter.
Da wäre die Meute von 6 bis 11 Jahren, die Sippe von 11 bis 16, und danach wird man zum Rover. Hier muss der entsprechende Pfadfinder auch eine feste Rolle in der Gruppe übernehmen.
Der Zulauf ist erfreulich; weniger erfreulich ist, dass die Pfadfinder ihre feste Bleibe im Goldschmidtshaus verloren haben. Denn dieses wurde gesperrt, da dort Schimmelbefall festgestellt wurde. Bedeutet: Die Hattsteiner sind obdachlos. Sie erhoffen sich von diesem Artikel auch die Chance, dass sich ein Hausbesitzer (Hofreite, Nebengebäude oder ähnliches) findet, der oder die weiterhelfen kann. Wir vermitteln gerne den Kontakt unter tz-usingen@fnp.de. Oder man wendet sich bei allen Fragen direkt an die Pfadis über die Homepage www.stamm-hattstein.de oder telefonisch oder per Whatsapp an Jan Faeser, (01 60) 4 05 17 56.