Protest gegen Fachmarktzentrum in Usingen

Das geplante Fachmarktzentrum am Neuen Marktplatz passt einigen Bürger nicht. Sie wollen jetzt ganz Usingen dagegen mobilisieren.
Von Tatjana Seibt
„Wir sagen Nein zum Usinger Fachmarktzentrum“, ist nicht nur in großen Lettern auf dem Aufsteller zu lesen, sondern auch auf dem Infozettel, der derzeit in vielen Usinger Geschäften ausliegt. In der Usinger Innenstadt regt sich nun massiver Widerstand gegen das Vorhaben von Stadt und dem Investor Procom auf dem Neuen Marktplatz ein Fachmarktzentrum zu bauen.
Und die Initiatoren, wie Architektin Brigitte Klein, Markus Siegl, Dr. Tillmann Richter und Mathias Sangermann, führen viele Gründe dafür ins Feld, warum sie jetzt massiv aufklären und zum Umdenken bewegen wollen.
Denn die Eingabefrist zum offengelegten Bebauungsplan läuft am 7. Mai ab. „So lange haben alle Bürger und zwar jeder Einzelne die Möglichkeit, Eingaben zu machen.“ Aus Sicht der Architektin soll auf dem Neuen Marktplatz „eine städtebauliche Katastrophe“ entstehen. Dem Investor sei es egal, ob Geschäfte in der Innenstadt wenigstens 12 Prozent an Einbußen hätten, doch wer die Händler dazu befrage, komme sicherlich zu einem anderen Ergebnis.
Was die Initiative auf die Palme bringt, ist das Thema Parkplatz. Da habe man Procom großzügig 450 000 Euro erlassen, und wenn die geplanten Stellplätze nicht ausreichten, werde die Stadt auf ihre Kosten den Kerbeplatz asphaltieren und damit noch einmal Geld obendrauf legen. Scharfe Kritik gibt’s von Mathias Sangermann auch in Bezug auf den Verkehr. „Hat schon mal jemand an die Anwohner gedacht und was der Verkehrskollaps für die Stadt bedeutet?“
Intensiv eingearbeitet
Kritik hat es in der Bürgerversammlung bereits gegeben, doch geschehen sei nichts. Der Grund, warum man „erst jetzt“ aktiv werde, sei einfach: Die Offenlegung begann am 2. April, und so lange habe man auch gebraucht, sich in alle Unterlagen intensiv einzuarbeiten. Dabei fielen auch die erheblichen Abweichungen zu den ersten Planungen, was Größe und Umfang betreffe, auf.
Ob Usingen wirklich diese Art von Verdrängungswettbewerb brauche? Markus Siegl hat diese Frage für sich mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Denn die Kaufkraft habe sich nicht verändert, sie werde nun auf noch mehr Geschäfte verteilt, was für einige möglicherweise das Aus bedeute. Hinsichtlich des Verkehrs schlägt er vor, dass alle einmal einen Monat lang Quartier im Westerfelder Weg und in der Bahnhofstraße beziehen, um zu wissen, was das bedeute. Von einer generellen Belebung der Innenstadt, wie sie einst geplant gewesen sei, werde am Ende des Tages nichts übrig bleiben, sind sich die Initiatoren sicher. Denn wenn die Märkte geschlossen hätten, finde an dem Marktplatz auch keine Belebung mehr statt. Dass mit dem Bau des Zentrums, dessen Edeka allein die Größe eines Fußballfeldes habe, und den unattraktiven Parkplätzen im Frontbereich die Attraktivität der Innenstadt gesteigert werde, das glaubt die Initiative nicht. Kleinteilige Geschäfte hätten für mehr Attraktivität gesorgt.
Zudem sei auch das Vorhaben, die Bushaltestellen in die Bahnhofstraße zu verlegen, ein Unding. Usingen ersticke im Verkehr, die Innenstadt blute aus und konzentriere sich an anderer Stelle. Auch der vom Kerbgelände bis dahin seit Jahren gut zu sehende Kirchturm als Blickachse der Stadt werde zum großen Teil hinter dem optisch wenig attraktiven Edeka-Gebäude verschwinden. Dass sich die Politik, trotz der Hinweise und Einwände bis auf zwei Parteien gar nicht rühre, zeige die Ideen- und Interessenlosigkeit. Deshalb ruft die Initiative alle Bürger auf, ihre fachlich fundierten Eingaben abzugeben, um das Schlimmste zu verhindern. Belebung ja, aber nicht auf diese Art, sind sich die Initiatoren einig.