Usi-Actors brillieren als Laienschauspieler auf der Bühne

Bei Murder-Mysterie wird viel ge- und verwechselt
Usingen. „Boil the Dollies“, zu Deutsch „Zierdeckchen in der Kochwäsche waschen“: Nicht jeder, der Englisch als Fremdsprache gelernt hat, hat auch jede spezielle Vokabeln oder Redewendung drauf. Da war es schon hilfreich, ein Glossar im Programm mit abzudrucken. „King“ und „Queen“ wären vielleicht nicht notwendig gewesen, auch wenn es sich um Schachfiguren handelte. 50 Wörter und ihre Übersetzung wurden den Besuchern der Vorstellung an die Hand gegeben, doch das Sprachverständnis war noch keine Garantie, allen Einzelheiten des Stückes folgen zu können.
Das hatte es nämlich in sich, und das wiederum hatte mit dem Kniff des Autors David McGillivray zu tun, dem es Spaß macht, Stücke zu schreiben, in denen Laienspielgruppen Stücke aufführen, so wie die „Farndale Avenue Housing Estate Townswomen’s Guild Dramatic Society“. „Murder Mystery“ hieß die Komödie, die sich die Usinger Laienspielgruppe „Usi-English-Actors“ vorgenommen hatte und damit in die Rolle der Stadtteilfrauen schlüpfte.
Viele Verstrickungen
Damit nicht genug des Rollensalats, denn im gespielten Stück spielen die Schauspielerinnen gleich mehrere Rollen, ein Mann ist auch dabei, als Gorden, spielte David Jamieson den Inspektor. Tina Nikolaischwili spielte als Mrs. Reese gleich vier Rollen. Der Witz des Stückes liegt darin, dass bei der Aufführung des Ensembles so einiges schiefgeht, das fängt beim Stromausfall an und als der Mörder kurz vor seiner Entlarvung steht, muss der schnell nach Hause, sich um die Tochter kümmern, die sich verletzt hatte.
Ganz schön tricky und man brauchte schon eine Weile, um die Verstrickungen zu durchschauen. Der Inhalt, die Testamentseröffnung eines wohlhabenden Verstorbenen und die Morde, denen einige Erben zum Opfer fielen, sind Nebensache. Der Unterhaltungswert besteht vielmehr darin, wie die Dramatic Society das Stück spielt, bei dessen Aufführung schief geht, was schief gehen kann. Das machten die Usi-Actors fabelhaft mit viel Witz und das, wenn man so will, im Stile einer Persiflage der Laienspielerei. Das allerdings will gekonnt sein, denn wie spielt man beispielsweise überzeugend, dass man seinen Text vergessen hat.
Hier wollte eine Schauspielerin durch die Attrappen Tür statt durch den Vorhang. Oder: Nach dem Mord schaffte es der Täter nicht die Tote aus dem Fenster zu bugsieren. Auch das Mithelfen der Leiche funktionierte nicht. Lösung: Man ging einfach nach draußen und wiederholte den Mord vor dem Fenster. Slapsticks dieser Art waren reichlich eingebaut und als sich die Schauspieler das Lachen nicht verkneifen konnten, konnte man sich schon fragen, ob das Regieanweisung ist oder nicht.
Turbulent ging es auf der Bühne zu und wenn es sein musste, ganz ohne Ton, so bei einer „endlosen“ Stuhlschieberei: Kaum hatte eine einen Stuhl irgendwo hingestellt kam der nächste stellte ihn wieder weg, ein anderen hin und so ging es hin und her bis kein Stuhl mehr da war.
Die Rollen waren gut verteilt beziehungsweise besetzt, so Dorothea Baumgarten als Butler, Regina Reich als Lady Bishop, Claudia Geibel als der Lady Bishops Tante, Gill Bierbrauer als ihr Cousin, Petra Jamieson als Tochter sowie die bereits erwähnten David Jamieson als Inspektor und Tina Nikolaischwili unter anderem als French Maid.
Absichtliche Pannen
Was zum Stück gehört was zum gespielten Stück oder zur Aufführung gehörte, alles ging ineinander über. So der Musiker vor der Bühne, Jan Hille, der Man für das Licht, Alexander Göhr oder die Souffleuse Bianca Litzinger-Hille. Der Bühnenbauer Thomas Tepel hatte ganze Arbeit geleistet auch wenn die Gardinenstange mehrfach planmäßig abfiel. Bühnenassistentin Monika Fischer sorgte reibungslos für den „nichtreibungslosen“ Ablauf hinter der Bühne und Regisseurin Dilys Daniel-Tagisade brachte das Ganze in Schwung.
Was sich der Autor McGillivray als Rahmenhandlung außerdem noch ausgedacht hatte, eine Modenschau und ein Quiz, durfte bei der Usinger Aufführung nicht fehlen. Alles in allem, zwei sehr unterhaltsame Stunden im Wilhelmj-Salon auf dem CWS-Campus, tolle schauspielerische Leistungen der Actors, die stets den Überblick behielten, wen sie gerade spielten und wenn nicht, es hätte keiner gemerkt, auch nicht wenn beim schiefgehen etwas schiefging.