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Vorbild und Angriffsfläche

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Von: Evelyn Kreutz

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In diesem Frühjahr machen vierzehn Freiwillige in Usingen die Jugendleiterausbildung.
In diesem Frühjahr machen vierzehn Freiwillige in Usingen die Jugendleiterausbildung. © Evelyn Kreutz

Jugendzentren, Kinder- und Jugendgruppen in Vereinen und der Kirche, Ferienspiele, Kinderfreizeiten, überall sind junge Gruppenleiter im Einsatz. Den meisten liegt das soziale Engagement zwar im Blut, aber ohne Anleitung geht es nicht. Derzeit machen angehende Jugendleiter ihre Grundausbildung beim Jugendbildungswerk Hochtaunuskreis.

Mit 16 Jahren schon Reitunterricht geben oder eine Pfadfindergruppe leiten, geht das überhaupt? Abgesehen davon, dass in der Regel Volljährige in letzter Konsequenz die Verantwortung tragen, geht es darum, dass Betreuer von Kinder- und Jugendgruppen, bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse haben sollten. Beim Jugendbildungswerk Hochtaunuskreis in Usingen läuft derzeit der Grundkurs für Jugendleiter. Dort machen Ehepaar Anja Frieda Drescher-Parré und Olaf Parré vierzehn Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren fit für ihre ehrenamtlichen Aufgaben. Dafür schlagen sich die jungen Leute jeweils vier Samstage und Sonntage um die Ohren.

Was sind das für Mädchen und Jungen, die auch am Wochenende freiwillig an einer Bildungsmaßnahme teilnehmen? Jenny, Sarah, Anna, Karolin und Paulina reiten selbst schon lange und wollen ihre Erfahrung gerne an Jüngere weitergeben. „Die Ausbildung zu Trainerassistenten haben wir schon in der Tasche, jetzt fehlt nur noch die zum Jugendleiter“, erzählen sie. Robert, Lutz und Luca sind bei den Pfadfindern großgeworden und wollen jetzt Verantwortung für die neuen Pfadis übernehmen.

Kirche und JuZ

Dann ist da noch Paul, der im Jugendzentrum in Obernhain die Leitung übernehmen will und weiß, dass er dazu eine Legitimation braucht. Julius und Georgios sind in ihrer Kirchengemeinde aktiv, helfen schon seit ihrer Konfirmation in verschiedenen Kindergruppen und wollen genau wie Victoria ihr Engagement ausbauen. Katja und Lara sind bereits volljährig, aber wenn sie in diesem Jahr beim Sommercamp Verantwortung übernehmen, wollen sie gerüstet sein.

Für alle Teilnehmer ist Jugendarbeit nicht neu. Sie sind in ihre Rolle praktisch hineingewachsen. Sie haben als Kinder selbst an Ferienspielen und Ausflügen teilgenommen, waren in Kindergruppen der Vereine und haben sich schon früh als Helfer angeboten. Der logische nächste Schritt war dann für sie, selbst Gruppenleiter zu werden.

Ihrer Verantwortung sind sie sich bewusst. Sie sind in der Pflicht gegenüber den Erziehungsberechtigten der minderjährigen Teilnehmer von Kursen und Spielenachmittagen. Die Eltern müssen Vertrauen haben, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind. Jeder Gruppenleiter hat seinen eigenen Stil im Umgang mit den Kindern. Der eine ist eher streng, der andere kumpelhaft. Vieles hängt dabei von der Zusammensetzung der Gruppe ab, die jedes Mal anders ist.

Verhaltensgrundlagen

Da ist vieles Erfahrungs- und Einfühlungssache. Aber es gibt bestimmte Grundmuster. Die wollen die Ausbilder in der Theorie vermitteln. Nur das alleine reicht nicht aus. „Wer bestimmte Verhaltensweisen im Rollenspiel wiedererkennt, kann damit anders umgehen“, ist Parré sicher.

In der Praxis werden sich die Teilnehmer des Kurses bestimmt daran erinnern, wie das war, als Paul einen aggressiven Jugendlichen spielte, der versuchte die ganze Gruppe aufzumischen. Ist es wirklich die einzige Möglichkeit, laut zurückzuschreien, wie Lara es eindrucksvoll versuchte? Selbstkritisch erarbeiteten die Teilnehmer verschiedene Führungsstile.

In der Praxis werden alle angehenden Jugendleiter später weitere Erfahrungen machen. Anja Friede Drescher-Parré, die schon viele Jugendleiter ausgebildet hat, ist sich sicher, dass die meisten von ihnen noch lange in der Jugendarbeit tätig sein werden und sagte für sich und ihren Ehemann: „Die Jugendlichen waren alle so motiviert bei der Sache, das macht uns dann auch viel Spaß.“

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