Wasserstände steigen durch Regenfälle – doch es gibt noch keine Entwarnung

Der Grundwasserspiegel im Usinger Land erholt sich langsam. Doch Entwarnung gibt es nicht - und die Kommunen plädieren weiter für einen sparsamen Umgang.
In vielen Pools glitzert glasklares Wasser, der Rasen ist saftig grün - und daran soll sich so schnell nichts ändern. Dieser Ansicht sind viele Gartenbesitzer, und wer will es ihnen verübeln? So heiß, wie es diese Woche wird, ist jede Abkühlung willkommen und auch wichtig (mehr zum Thema lesen Sie im weiteren Text sowie in der Infobox).
Doch mit der neuen Hitze schleicht sich die Erinnerung an ein altes Thema ins Bewusstsein, der Trinkwassernotstand. Grävenwiesbach war die erste Kommune im Kreis, die im Juli 2020 den Trinkwassernotstand ausrief, Schmitten und Weilrod folgten. Neu-Anspach und Usingen sowie Wehrheim mussten diesen Schritt nicht gehen. Dieser Notstand tritt ein, wenn das selbst gewonnene oder das überörtlich bereitgestellte Wasser nicht mehr ausreichen. Gilt er, kann die Kommune Bewässerungsverbote verhängen, die das Ordnungsamt dann kontrolliert.
Gute Nachrichten: Grundwasserspiegel steigt langsam an
Die gute Nachricht ist, dass der viele Regen der vergangenen Wochen Wirkung zeigt: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind rund 125 Liter mehr Niederschlag als im Jahr 2020 gefallen. Diese Zahl hat Wehrheims Bürgermeister Gregor Sommer (CDU) für das Gebiet des Wasserbeschaffungsverband (WBV) Usingen, wozu auch Wehrheim und Neu-Anspach zählen, mitgeteilt. "Dieser zusätzliche Niederschlag hat zu einer leichten Verbesserung des Grundwasserspiegels geführt, was aber letztlich noch lange keine Entwarnung bedeutet", so Sommer.
Auch in Schmitten sehen die Grundwasserstände nicht so schlecht aus wie zur gleichen Zeit vor einem Jahr. "Der Schnee im Winter und die hohen Niederschlagsmengen im April und Mai lassen uns vorsichtig hoffen, dass wir besser durch den Sommer kommen als vergangenes Jahr", sagt Bürgermeisterin Julia Krügers (CDU). Die Brunnen könne die Gemeinde derzeit noch schonen, weil der Wasserbedarf noch mit Quell- und Schürfungswasser sowie Wasser von den Wasserbeschaffungsverbänden abgedeckt werde.
Usinger Land: Weiter achtsamer Umgang mit dem Wasser
Trotzdem sei weiter Achtsamkeit geboten. "Am vergangenen Wochenende - das erste sommerliche Wochenende - haben wir in der gesamten Gemeinde einen deutlich gestiegenen Wasserverbrauch verzeichnet. Wir gehen davon aus, dass der größte Teil dieses ,Mehrverbrauchs' auf Poolfüllungen zurückzuführen ist sowie Gartenbewässerungen."
Was also tun? Kronberg setzt auf eine Wasser-Ampel, die die Bürger über die aktuelle Trinkwassersituation der Stadt informiert, andere Kommunen haben eine solche Ampel auf der Internetseite ihrer Stadtwerke platziert. Im Usinger Land gibt es noch keine Wasser-Ampel. Grävenwiesbachs Bürgermeister Roland Seel (CDU) sagt dazu: "Die Gemeinde nutzt jede Gelegenheit, um auf allen möglichen Kanälen für einen sparsamen Umgang mit Trinkwasser zu werben. Hinsichtlich einer Wasser-Ampel haben wir noch keine Meinung in der Gemeinde gebildet."
Wasser-Ampel im Unsinger Land auch keine Lösung?
Weilrods Bürgermeister Götz Esser (FWG) hält nicht so viel von der Ampel: "Wir sehen derzeit nicht, dass eine Wasser-Ampel bei der Einsparung von Trinkwasser hilft. Vielmehr haben wir das Gefühl, dass sie solange nicht beachtet wird, bis die Farbe der Ampel signalisiert, dass die Ressourcen sich verknappen." Seine Gemeinde informiere frühzeitig über die ihr zur Verfügung stehenden Medien über die Trinkwassersituation in Weilrod.
Julia Krügers hält eine Online-Wasserampel auf der Homepage der Gemeinde für vorstellbar. Denn die Webseite werde sowieso überarbeitet. Auch Schmitten setze für den sparsamen Umgang mit Trinkwasser auf "informieren, informieren, informieren", zum Beispiel in der aktuellen Ausgabe der "Schmittener Nachrichten", die in diesen Tagen an alle Haushalte verteilt werde. Und Krügers wirbt erneut für den Besuch im Freibad, statt sich einen Pool für den eigenen Garten zu kaufen.
Kommunen im Usinger Land wollen Trinkwasserversorgung stabilisieren
Denn in sehr vielen Schmittener Gärten stünden mittlerweile private Pools, die nicht selten ein Volumen von 30 Kubikmeter Wasser fassen würden. Für den Rasen empfiehlt Krügers die Bewässerung mit Regenwasser.
Auch die Bürgermeister von Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim fragen in ihrer Stellungnahme: "Muss denn in jedem Garten ein Planschbecken oder Schwimmbecken stehen?" Die Antwort auf diese Frage müsse sich jeder gut überlegen. Und auch zum Grün im Garten ist die Meinung eindeutig: "Der Rasen wird dann halt mal braun und dann auch wieder grün", so Sommer.
Die Kommunen im Usinger Land tun viel, um die Trinkwasserversorgung zu stabilisieren: Versorgunganlagen werden etwa optimiert, die Regenerierung von Tiefbrunnen ist ein weiteres Projekt, um die Fördermengen zu erhöhen, so Julia Krügers. In Schmitten sei das bei drei Tiefbrunnen geschehen. Als letzte Maßnahme kommt dann der "Trinkwassernotstand" infrage. (Nina Fachinger)
Vor wenigen Wochen haben Unwetter im Hochtaunuskreis für Chaos gesorgt. In Neu-Anspach quillt die Usa über die Ufer und ergießt sich ins Schwimmbecken des Waldschwimmbads.