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Das Wild frisst den heimischen Wald auf

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Von: Alexander Schneider

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Wenn es im Wald zu viel Wild gibt, heißt das nicht zwingend, dass die Jäger es nicht treffen. Vielleicht sind ja auch nur die Kühltruhen voll. Ein Vermarktungskonzept könnte eine verstärkte Bejagung fördern und Wildschäden im Wald verhindern. Dazu gibt es bereits Ideen.

Letzten Samstag war das Thema bei der Waldexkursion für Weilrods Gemeindevertreter einmal mehr virulent: Das Wild, vornehmlich Rot- und Rehwild, „frisst den Wald auf“ weil einige Jäger viel zu oft „den Finger gerade lassen“, statt abzudrücken! Das sagen die Förster. Sie mahnen die Politik dringend, gegenzusteuern und auf die Einhaltung der Abschussquoten zu drängen, mindestens. Notfalls auch mit Sanktionen. Das Problem sei, dass viele Jäger wegen der Trophäen gerne die „Män-ner“ schießen, die „Mädels“ aber laufenlassen. Dabei seien sie die Wachstumsträger. Wie gesagt – die Meinung der Förster.

Den Eindruck hat aber auch Bürgermeister Axel Bangert (SPD). Allerdings sieht der noch einen anderen Grund für die Schießhemmung bei manchen Jägern: „Zur Verringerung der Verbissschäden müsste so viel Wild erlegt werden, dass es die Kühltruhen sprengen dürfte. Das ganze kann auch ein Vermarktungsproblem sein.“

Mehr Wild schießen

Ähnlich sieht das auch Schmittens Bürgermeister Marcus Kinkel (FWG), zugleich Sprecher der regionalen Leader-Gruppe, in der Weilrod, Schmitten, Glashütten und Waldems eine Förderregion bilden: „Wird mehr Wild erlegt und kann der Jäger sicher sein, dass er es auch verkaufen kann, wird auch mehr geschossen.“ Dadurch, so Kinkel, der wie Bangert und Glashüttens Verwaltungschefin Brigitte Bannenberg (parteilos) noch weitere Gespräche für nötig hält, könnten Verbissschäden verringert werden. Für Bannenberg ist das ganze zunächst nur ein „Gedanke“, der bisher lediglich „andiskutiert“ worden sei. Sie selbst habe sich dazu noch keine Meinung gebildet. Kollege Bangert sei da wohl bereits tiefer eingestiegen.

Bangert glaubt nämlich in der Tat, dass es funktionieren kann. Das zeige der Blick nach Heidenrod, der flächenmäßig größten, Weilrod strukturell ähnlichen Gemeinde im Rheingau-Taunus-Kreis.

Dort gebe es den „Heidenroder Wild- und Bauernmarkt“, auf dem zweimal wöchentlich neben heimischem Gemüse vor allem auch Wildbret aus Heidenroder Wäldern verkauft werde. „Das sollte auch bei uns klappen. Das Leader-Programm könnte der Schlüssel sein,“ findet Bangert.

Zur Erläuterung: Das Leader-Projekt speist sich aus EU-Mitteln und hat das Ziel, ländliche Strukturen zu fördern. „Wenn die Basis breit genug ist, könnte die Vermarktungsinitiative prima ins Leader-Konzept passen“, glaubt Bangert. „Breite Basis“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass hier eine Plattform mit einer gemeinsamen Strategie entsteht, an der neben den Kommunen die Jäger mitarbeiten, aber, ebenso wichtig, auch die Gastronomie, der Taunus Touristik Service und das Amt für den Ländlichen Raum. Zentrale Schnittstelle müsste ein professioneller Metzgereibetrieb sein, in dem das von den Jägern angelieferte Wild zerlegt und portioniert wird. „Vielen Jägern dürfte die Zeit fehlen, all das Wild, das sie eigentlich erlegen müssten, selbst zu zerwirken“, sagt Bangert.

Werbung nötig

Mit den Mitteln des Leader-Projektes könnten dann ein auch der Tourismusförderung dienliches Vermarktungskonzept erarbeitet, Werbestrategien entworfen und auch ein Internetauftritt konzipiert werden. Zum Gesamtpaket gehören müsste aber auch eine Imagekampagne für das Wildbret als hochwertiges, gesundes Fleischprodukt aus den Wäldern der Region. „Viele Leute trauen sich nicht ran oder wissen nicht, was man aus Wild alles machen kann.

Wenn diese Hemmschwelle erst einmal überwunden ist, dürfte auch die Nachfrage nach Wildbret steigen“, ist Bangert zuversichtlich. Er hofft auch darauf, dass die Gastronomie ein solches Projekt werbend begleiten würde, etwa mit „Wildwochen“. Auch mit Frontcooking-Events auf Wochen- oder Weihnachtsmärkten ließe sich das Projekt, das die Qualitätsmarke „Taunus-Wild“ begründen könnte, bewerben.

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