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In Winden is’ der Käs’ gegesse

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Von: Alexander Schneider

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Wie gut, dass es Handkäse gibt. Und Wurst. So können die Freunde von Käs’ und Wurst gemeinsam feiern. Bei den Windener Schützen ist das einmal im Jahr möglich, jüngst zum 10. Mal.

„Egal“ sagt man, wenn es einem wurst ist. Meist bekommt man von Kennern die einzig richtige Antwort: „Egal is’n Handkäs – der stinkt von beiden Seiten . . .“ Welch göttliche Erfindung, da kann es einem ja wirklich egal oder wurst sein, von welcher Seite her man den Käse isst. Egal, wurst – wie geht das zusammen? Gut geht’s, zumindest in Winden. Bei den Schützen wird es von Jahr zu Jahr enger, weil es so gut geht und weil es bei den Schützen nicht nur Käse gibt, sondern auch Hausmacher Wurst für die, die keinen Handkäse mögen – oder beides.

Als hätten wir Hessen nichts zu feiern, von wegen. Es ist zehn Jahre her, dass die Schützen einen Gegenentwurf für die überall inflationär aus dem Boden schießenden Oktoberfeste ersonnen haben. Irgendwer kam auf die Idee, ein Handkäs-Fest zu veranstalten und dabei die Kosten für die Kapelle zu sparen, denn die „Musik“ war ja schon dabei. Geniale Idee.

Die Schützen trafen damit, den Rohmilchkäse zum Hauptdarsteller eines Festes zu machen, auf Anhieb ins Schwarze. Schon bei der Premiere lief man ihnen die Tür ein. Das ist bis heute so geblieben.

Und auch das gilt nach wie vor: „Dorsch un dorsch dorsch“ muss er sein. Aber auch nicht zu „dorsch“, damit er noch schnittfest ist. Heißt: Der weiße Kern sollte vor dem Verzehr einer leicht goldenen Farbe gewichen sein – glänzend und, „babbisch“ (klebrig).

Große Fangemeinde

Mit den Jahren hat sich eine riesige Fangemeinde gebildet. Keiner wird schief angeguckt, wenn er das Käsebüfett auslässt und dafür bei der Wurst zuschlägt. Viele Fans treibt auch die Neugierde ins Schützenhaus, denn jedes Jahr gibt es neue Kreationen. Es soll Spezialisten geben, die basteln das ganze Jahr über an neuen Handkäs-Rezepten. Dietmar Lohnstein ist einer von ihnen.

Am Samstag, beim 10. Windener Handkäs-Fest, lief sein „Tartar vom Limburger“ vom Stapel und begeisterte die Feinschmecker sofort (Das Rezept finden Sie rechts).

Die Auswahl am Büfett war riesig. Wenn die Schüsseln leer waren, reichte ein Fingerzeig von Schützenchef Klaus Fischer, und schon waren sie wieder voll. Natürlich gab es den klassischen „Handkäs mit Musik“, Kochkäse, Handkäse mit Schmand, Spundekäs, Obatzter, Tartar vom Handkäse und vom Limburger, Handkäse mit eingelegten Äpfeln, Handkäse mit Wurstsalat – alles lecker. Die Portionen wurden an der Kasse gewogen und zu angenehmen Tarifen abgegeben, selbst gebackenes Bauernbrot gab’s gratis.

Im Handkäsessen Ungeübte sahen den Geübten ungeniert auf die Finger, denn wie das „Hessenessen“ in Reinkultur, also ohne Gabel, funktioniert, erschloss sich den Novizen nicht immer auf Anhieb.

Übung macht aber auch hier den Meister. Irgendwann klappte es dann, den in einer leckeren Tinktur aus Essig, Öl und „gehackte Zwiwwelscher“ gebadeten, in handliche Happen geschnittenen Käse per Messer in kühnem Schwung aufs Butterbrot zu befördern. Ist ja gar nicht so schwer . . .

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