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Im Zentrum des Kosmos

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Der Große Feldberg als Zentrum eines regionalen Kosmos: Das Stahlstichpanorama stammt vom Künstler August Ravenstein und ist der Zeit um 1860. 	Repro: Saltenberger
Der Große Feldberg als Zentrum eines regionalen Kosmos: Das Stahlstichpanorama stammt vom Künstler August Ravenstein und ist der Zeit um 1860. Repro: Saltenberger © Frank Saltenberger

Vier Autoren beschäftigten sich mit dem sagenumwobenen Großen Feldberg und betrachten ihn aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein rund 50-seitiges Heft mit vielen Abbildung ist jetzt erschienen und ab sofort im Buchhandel zu haben.

2012 fand er „2. Geschichtstag für Taunus und Main“ in Schmitten-Arnoldshain statt und war dem das Rhein-Main-Gebiet dominierenden Großen Feldberg gewidmet. Jetzt wurden die Referate der Tagung als Heft Nr. 45 der Zeitschrift des Historischen Vereins Rhein-Main-Tanus „Rad und Sparren“ herausgegeben.

Seit 1975 gibt es die Zeitschrift, und so gesehen wurde es auch höchste Zeit, dass sich der Verein, der sich als historischer Regionalverein versteht und das Mittelgebirge im Namen führt, mit einem Heft exklusiv mit dem Taunusgipfel beschäftigt. Im „Wappen führt“ die Zeitschrift Rad und Sparren, und beide Insignien, das Mainzer Rad und die Eppsteiner Sparren, stehen für die jahrhundertelangen Bindungen, die diesen Raum historisch geprägt haben.

Umkämpfter Gipfel

Die territoriale und politische Entwicklung lässt sich allerdings nicht auf das Wirken zweier territorialen Kräfte reduzieren. Viele Interessen kreuzten sich bis in die jüngerer Geschichte hinein im hiesigen Raum und haben ihre Spuren hinterlassen.

Der Große Feldberg war als markanter Symbolträger auch stets von Interesse, und das Ringen um den Gipfel legt Bert Worbs in einem Beitrag in der neuen Ausgabe der Zeitschrift dar. Hoheitsrechte unterschiedlicher Herren führten beispielsweise in Zeiten der Herzogtümer einer dreiherrischen Teilung des Gipfels zwischen Frankfurt, Hessen und Nassau. Auch bei modernen Gebietsreformen war der Taunusgipfel stets ein begehrtes Objekt der Einverleibung. Ob Obertaunuskreis, Kreis Usingen, der Main-Taunuskreis, die Zugehörigkeit wechselte oder wurde angestrebt, auch die Gemeinden und Städte mischten bei diesem Spiel mit.

Seit der Teilzugehörigkeit zum Großherzogtum Frankfurt hat die Bürgerstadt auch einen Fuß in der Tür, und so erklären die Frankfurter auch aktuellen Gemarkungsgrenzen zum Trotz heute noch den Großen Feldberg zu ihrem Hausberg. Und die Aktivitäten des Taunusklubs, ebenfalls in großherzoglicher Zeit erwachsen, sind bis heute ein Beispiel für den ideell motivierten Zugriff, der auch in der Turnerbewegung und den Feldbergfesten seinen Niederschlag fand. Der Feldberg wurde im 19. Jahrhundert Symbol deutscher Einheit, vereinnahmt von freiheitlich gesinnten Patrioten. Neben Worbs arbeitet Professor Dr. Eugen Ernst diese Zusammenhänge in Zeitschrift auf.

Ziel der Patrioten

Was die Patrioten zum Gipfel zog, hatten die Künstler schon früher für sich entdeckt. Als Hintergrundlandschaft Frankfurter Stadtansichten war der Taunus nicht zu übergehen, aber zum Fernblick auf den Taunus kam um 1800 der Blick vom Taunusgipfel ins Umland hinzu. Landschaftsmaler aus Frankfurt beziehungsweise der Kronberger Malerkolonie hielten ihn fest und vergaßen dabei weder die Burgen des Umlandes noch den markanten Brunhildisfelsen und sein mythologisches Potenzial. Gerhard Kölsch hat sich dieses Themas angenommen, und sein Text bildet den Schwerpunkt der Publikation. Die Begeisterung der Künstler für die Naturlandschaft gipfelt allerdings nicht in einem Ölgemälde, sondern in einem 1860 herausgegebenen Stahlstich von August Ravenstein, Kartograph und Taunusklubmitbegründer, der den Feldberg gleichsam zum Zentrum eines regionalen Kosmos macht.

Unter den zahlreichen Gipfelstürmern wird auch der Frankfurter Universalist Goethe selten übergangen. Gregor Maier hebt dessen Bedeutung für die Entwicklung des Taunustourismus hervor, der sich im 19. Jahrhundert parallel zum Kur- und Bäderwesen im Taunus entwickelte. Mit geplanten und verwirklichten touristischen Projekten sowie ihrer wirtschaftlichen Dimension setzt sich Maier auseinander, bis hin zu den ersten kritischen Stimmen des Feldbergtourismus.

In der neuen Ausgabe der Zeitschrift des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus wird bekannter Stoff und Neues zum Feldberg in ansprechender Aufmachung und reich bebildert aufbereitet. Eine interessante empfehlenswerte Lektüre und ein Muss für den Bücherschrank eines jeden Feldbergfans, die für 5 Euro im Buchhandel unter der ISSN 0342-2860 erhältlich ist.

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