S5-Verlängerung: Bürger über Baumaßnahmen überrascht - RMV reagiert auf Kritik

Rund 350 Besucher kamen in die Aula der Wehrheimer Limesschule, um sich über die Elektrifizierung der Taunusbahn zu informieren. Einige Änderungen sind besonders überraschend.
Usinger Land - Bilder sagen mehr als 1000 Worte - das zeigte sich wieder einmal bei der Informationsveranstaltung zur bevorstehenden Elektrifizierung der Taunusbahn. Während die Grundzüge des vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) vorgestellten neuen Fahrplankonzepts bereits bekannt waren, stießen vor allem die Baumaßnahmen auf großes Interesse. Die Reaktionen der Bürger auf die Bilder-Präsentation einzelner, neu zu errichtender Bauwerke zeigte, dass die für die Verlängerung der S 5 nach Usingen notwendigen Änderungen an den Bahngleisen und Bahnhöfen dann doch ziemlich überraschten.
Da ist zum einen die moderne, bald futuristisch anmutende Fußgängerbrücke direkt neben dem Usinger Bahnhof. Sie wird genau dort ihren Aufgang (Treppe und Aufzug) haben, wo heute die Pendler über einen Fußweg über das erste Gleis zum derzeit einzigen Mittelbahnsteig gelangen.

Usingen: Verlängerung S5 - Brücke führt zu neuem Bahnsteig
"Mit dem Start der bis Usingen verlängerten S 5 werden die Fahrgäste künftig über die Brücke die vier benötigten Gleise erreichen", erläuterte Frank Bongards vom planenden Ingenieurbüro Schüßler-Plan. Dafür wird ein neuer, zweiter Bahnsteig gebaut werden. Die Brücke wird auf der anderen Seite im hinter den Gleisen liegenden Industriegebiet enden.
Dadurch wird ein völlig neuer Zugang zu den Zügen ermöglicht. Ab dem Betriebsstart - geplant ist der Dezember 2022 - werden die Pendler an einem Mittelbahnsteig den auf Gleis 4 aus Grävenwiesbach eintreffenden Zug erreichen. Von diesem ist dann ein direkter Umstieg am gleichen Bahnsteig in die gegenüber auf Gleis 3 wartende S-Bahn nach Frankfurt möglich - so wie das heute in Bad Homburg der Fall ist.
Usingen: Verlängerung S5 - Bäume und Büsche werden gefällt
Ebenso wird am anderen Mittelbahnsteig die aus Frankfurt eintreffende S 5 auf Gleis 2 eintreffen. Gegenüber können die Fahrgäste dann direkt in den wartenden Pendelzug nach Grävenwiesbach auf Gleis 1 umsteigen - oder natürlich ins Auto auf dem P&R-Parkplatz oder die am Usinger Bahnhof wartenden Busse einsteigen.
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Eine gerade für Wehrheim einschneidende Baumaßnahme wird der zweigleisige Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Wehrheim und dem Haltepunkt Saalburg sein. Und nicht nur, weil hier viele Büsche und Bäume, die bislang Schall- und Sichtschutz gewährt haben, gefällt werden müssen. Vor allem Anwohner aus der an die Bahnlinie angrenzenden Köpperner Straße meldeten sich zu Wort und wollten Informationen über die zu erwartenden Bauarbeiten - und vor allem über die Änderungen. Auch hier waren es die per Beamer präsentierten Visualisierungen, die mit dem Aussehen des neuen Doppelgleises vertraut machten.
Direkt neben der Straße werden künftig ohne Sichtschutz die zwei Gleise verlaufen. In der Rechtskurve nach dem Bahnhof Wehrheim in Richtung Saalburg wird das neue Doppelgleis mit einer Mauer zur Straße hin auf einem Damm abgestützt.
Ausbau S5 bis Usingen: Skepsis bei Bürgern
Der RMV-Fahrplanspezialist wurde mehrmals gefragt, warum gerade auf diesem Abschnitt das zweite Gleis gebaut werden müsse. Zwischen Wehrheim in Richtung Neu-Anspach würde auf offenem Feld doch die Beeinträchtigung von Anwohnern entfallen.
"Die bis Usingen verlängerte S 5 wird in das gesamte S-Bahnnetz des RMV eingebunden sein. Dadurch sind die Fahr- und Taktzeiten genau vorgegeben. Die dadurch exakt vorgegebene Fahrplanlage der Züge in beiden Richtungen macht eine Begegnung der S-Bahnen zwischen Wehrheim und Saalburg erforderlich", so RMV-Verkehrsplaner Thomas Busch.

Grundlegende Skepsis von Besuchern, dass eine Einbindung der Taunusbahn als S-Bahn den Zugverkehr im Usinger Land störanfälliger mache, konnte Busch nicht ausräumen. "Die jetzige Taunusbahn ist lange nicht so störanfällig wie die S-Bahn", so die vorgebrachte Kritik an der Elektrifizierung. "Viel zu oft liegt der S-Bahnverkehr wegen Notarzt-Einsätzen oder Luftballons in der Oberleitung lahm. Die jetzige Taunusbahn verkehrt dank ihrer Insellage viel stabiler - zumindest bis Bad Homburg.
Bahn-Ausbau: "Die verlängerte S5 ist ein Beitrag zum Klimaschutz"
Am Tag der weltweiten Klima-Demonstrationen zog Landrat Ulrich Krebs (CDU) bei der Informationsveranstaltung am Freitagabend einen Bogen zur Elektrifizierung der Taunusbahn.
"Die verlängerte S 5 ist ein Beitrag zum Klimaschutz", sagte Krebs vor dem Hintergrund, dass zum geplanten Betriebsstart der S 5 bis Usingen die alten Diesel-Triebzüge aus dem Taunus verschwinden werden. "Neben den S-Bahnen im Halbstundentakt fahren dann die morgendlichen und abendlichen Direktzüge von Grävenwiesbach nach Frankfurt Hauptbahnhof mit modernem Wasserstoff-Antrieb."
Die große Chance für das Usinger Land liege vor allem in der deutlichen Ausweitung der Platzkapazitäten durch die S-Bahnzüge. Das Usinger Land rücke näher an die Metropolregion Rhein-Main. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund beziffert die Kapazitätssteigerung auf bis zu 90 Prozent in den Spitzenstunden auf der Verbindung Usingen - Frankfurt. "Durch das neue Betriebskonzept mit der S-Bahn als Kernelement rechnen wir mit einem Anstieg der Fahrgäste von 11 auf 18 000 Fahrgäste pro Werktag", sagte VHT-Geschäftsführer Frank Denfeld. Zudem bringe die Elektrifizierung einen enormen volkswirtschaftlichen Nutzen, der über dreimal so hoch sei wie die Investitionskosten, die bekanntlich auf 59 Millionen Euro angesetzt werden.
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Die Elektrifizierung der Taunusbahn bis Usingen wird frühestens zum Fahrplanwechsel 2022/2023 abgeschlossen sein. Das nimmt der Fahrgastverband Pro Bahn zum Anlass, ein völlig neues Betriebskonzept für anzuregen. Außerdem sind jetzt neue Details zu den Baumaßnahmen bekannt geworden.
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