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Von Schmitten in die Wildnis Südafrikas

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Vorfreude ist die schönste Freude: Erwin Emondt wird sich ab Juni in der Wildnis Südafrikas eine Auszeit nehmen. © Birgit Schweitzer

Auszeit in Südafrika: Der IT-Fachmann Erwin Emondt aus Schmitten lässt sich zum Naturparkranger in Südafrika ausbilden. Was treibt den Mann an?

Schmitten. Erwin Emondt hat einen ungewöhnlichen Plan ins Auge gefasst. Der 63-jährige IT-Management-Berater will im Juni sein komfortables Leben hier in Deutschland für eine zweimonatige Auszeit in der Wildnis in Südafrika hinter sich lassen. Der gebürtige Niederländer, der seit 27 Jahren in Deutschland lebt und 2008 nach Schmitten gezogen ist, war nie zuvor dort. Den Traum von Afrika und von wilden Tieren hegt er jedoch schon seit seiner Kindheit.

Im Jahr 2020 hatte er sich mit Corona infiziert und war aufgrund einer beidseitigen Lungenentzündung drei Wochen schwer krank. Er selbst behauptet, es sei nicht so schlimm gewesen, er habe »nur« unter extremer Müdigkeit gelitten. Seine Familie sagt jedoch, er sei sehr krank gewesen. Er stand morgens auf, nur um sich gleich wieder aufs Sofa zu legen. Es hat lange gedauert, bis er wieder auf die Beine gekommen ist.

Neues Leben nach Corona

Er weiß nicht, ob es an der Genesung von dieser schweren Krankheit lag, dass er in der Folge seinen lang gehegten Traum reaktiviert hat und nun alles daran setzt, ihn sich zu erfüllen, indem er sich zum Apprentice Field Guide, zum angehenden Naturpark-Ranger, ausbilden lässt. »In jedem Fall ist es der Drang, noch etwas ganz anderes im Leben zu machen«, meint er. Vor allem freut er sich auf die Ruhe, denn er und seine Frau haben sehr stressige Jobs. »Ich erwarte auch, dass es sich in der Wildnis verändert, wie ich auf bestimmte Dinge reagiere. Ich freue mich auf den Austausch mit den anderen Teilnehmern, die auch alles hinter sich lassen, um in der Natur zu leben.« Er stellt sich vor, es sind Menschen, denen nicht nur die Karriere und Geldverdienen wichtig ist, sondern die sich Gedanken über das Leben machen und ein Bewusstsein dafür haben, die Umwelt zu schützen.

Am 6. Juni geht sein Flug nach Johannisburg, am 10. Juni fängt das Training zum Apprentice Field Guide im ersten Camp an. Zunächst findet es vier Wochen in Selati, dann weitere vier Wochen in Karongwe statt, jeweils situiert am Ufer der gleichnamigen Flüsse. Beide Camps befinden sich am Krüger National Park. Jeden Tag wird er draußen unterwegs sein. Um halb fünf morgens geht der erste Trip los, um Wildtiere, ihr Verhalten und Pflanzen kennenzulernen. Auch Navigation im Gelände, Meteorologie, Astronomie als auch Naturschutzmanagement gehören zum Lehrplan. Danach gibt es Frühstück und es folgen Vorlesungen über die Flora, Fauna und Geologie des südlichen Afrika.

Kein Telefon, kein Internet

Jeden Tag haben die Teilnehmer auch Zeit zu lernen, denn am Ende wird eine Prüfung abgelegt. Nachmittags geht es noch einmal los auf einen Trip durch die Wildnis, um dann nachts im Zelt zu übernachten. Eine Nacht wird auch komplett unter freiem Himmel verbracht. Für diese Zeit müsse er ohne Telefon, ohne Internet, ohne Dusche, nur mit einem Plumpsklo zurechtkommen, schildert er. »Dafür gibt es Insekten, Schlangen und Wildtiere, die durchaus gefährlich sein können. Ich kann auch von einem Löwen gefressen werden«, scherzt er. Es sind jedoch stets bewaffnete Ranger zum Schutz dabei.

Anschließend fährt er noch eine Woche nach Simbabwe, um freiwillig in einem Park mitzuarbeiten für die Hilfsorganisation National Park Rescue. Diese baut Wildtierparks wieder auf, um den Lebensraum für frei lebende Tiere wie zum Beispiel Elefanten, deren Population enorm abnimmt, zu erhalten und Trassen für ihre Wanderung zu gewährleisten. Die Organisation befürchtet, dass wenn der Trend so weiter geht wie bisher, in zehn Jahren in Afrika keine wilden Tiere mehr vorhanden sein könnten.

»Ich habe keine Idee, was danach in meinem Leben passieren wird«, sagt Emondt. Er könnte anschließend noch eine einjährige Ausbildung zum Ranger anhängen. Allerdings will seine Frau nicht nach Südafrika auswandern. Sie möchte zu Hause bei den zwei Hunden und in der Nähe ihrer Familie bleiben. Doch sie unterstützt seine Pläne. Ihre gemeinsame Tochter ist bereits 24 Jahre alt und studiert Psychologie. Emondt könnte sich auch vorstellen, teils in Südafrika und teils in Deutschland zu leben.

Die Vorbereitung auf die große Reise besteht für den Hobby-Sportschützen vor allem im Lesen über die Tierwelt, Fitnesstraining und Spazierengehen oder auch mit seinem Land Cruiser, »Buschtaxi« genannt, auf Off-Road Strecken zu fahren. Bis dahin und später auch auf der Reise hält er seine Gedanken und Erlebnisse in seinem Blog (auf Englisch) fest: Https://www.theoldmanandthewilderness.com, auch zu lesen auf dem gleichnamigen Facebookaccount. »Ich möchte möglichst viele Menschen an meinen Erlebnissen teilhaben lassen und meine Botschaft ist: Man ist nie zu alt, etwas ganz anderes zu machen. Man muss es nur einfach tun.«

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