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Theater, Tanz und ganz viel Musik

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Von: Gerrit Mai

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Cantus Wirena bekommt für seinen Auftritt viel Applaus.
Cantus Wirena bekommt für seinen Auftritt viel Applaus. © Mai

Die Trommel lief so leicht und locker rund, dass auch kleine Pannen in der Bewirtung zur guten Laune beitrugen. Es gab auch keine Verfärbungen, denn die Mischung stimmte.

Das Apfeldorf hat jetzt nicht nur einen singenden Bürgermeister, sondern auch einen Bürgerhauswirt, der seine Lieder von der Bühne schmettert. Allerdings nicht Deutsch, sondern Italienisch, denn Alfredo Messina ist Sizilianer. Seine Songs zu Beginn und am Ende waren köstliche Einlagen in ein abwechslungsreiches Programm von Landjugend und Cantus Wirena. Beim Kulturabend, souverän moderiert von Marvin Ziegele, jagte drei Stunden lang ein Höhepunkt den nächsten. Dass der Service - am ersten Tag nach Eröffnung - nicht ganz so rund lief, nahmen die mehr als 200 Gäste mit Humor, griffen selbst zu Notizblock und Serviertablett als gehöre das zum Programm. Nach der Auslegung von Kultur, die Norbert Hartmann, der Vizechef der Landjugend dem Publikum vortrug, passte auch das bestens: "Kultur ist alles, was der Mensch selbst gestaltet und hervorbringt."

Ganz viel lachen

Noch besser passte der Titel "Ein Kessel Buntes", nach der Serie im ehemaligen DDR-Fernsehen, den die beiden Vereine auch für die dritte Veranstaltung diese Art gewählt hatten. Wenn ein so bunter Waschgang im realen Leben manche Verfärbung und manchen Missklang ergeben hätte, beim Kulturabend gab es nur eins: lachen, bis es das Zwerchfell nicht mehr aushielt. Auch wenn die dorfbekannten Babbeler, Stefan Velte, Frank Hammen und Olaf Bohris sich gegenseitig, aber auch dem Publikum, manch harten Brocken an den Kopf warfen. Ob Stoltze, Heinz Schenk oder Improvisiertes, die drei "Muntermacher" blieben keine Antwort schuldig, ließen keine Retourkutsche und Schmonzette aus. Sie berichteten davon, wie Oma die beiden von einem Odeur von Chanel und Dior umgebenen Damen, mit "Rosenkohl vom Aigner im Sonderangebot" ausstach. So war der Abend nicht nur abwechslungs- und ereignisreich, sondern auch Spaß und Leichtigkeit pur, kaum eine Fastnachtssitzung hätte mehr Lacher in den Saal bringen können.

Die Theatergruppe "Jungkreativ" macht deutlich, dass die Politsprache des Bürgermeisters eine Übersetzung braucht.
Die Theatergruppe "Jungkreativ" macht deutlich, dass die Politsprache des Bürgermeisters eine Übersetzung braucht.

Pünktlich um 20 Uhr war die Wäsche fertig, getrocknet und zum Teil gebügelt, sodass Hartmann sie unter dem Jubel des Publikums abhängen und sich hinter dem Vorhang anziehen konnte.

Die Sänger eröffneten den Abend mit einem vielstimmigen "Bonsoir", ließen Volksweisen wie "Kein schöner Land" und "Die Gedanken sind frei", erklingen, und hatten von ihrem Ausflug im vergangenen Jahr irische Weisen mitgebracht. Zudem mischten sie sich für eine Premiere der besonderen Art unters Publikum: Gemeinsam machten sie vier verschiedene Kanons zu einem besonderen Klangerlebnis. Sie hatten Nachwuchs der Musikschule mitgebracht, die mit Horn, Tenorhorn und Trompete "Bruder Jakob" spielten.

Gäste als Darsteller

Theatralisch wurde es beim Auftritt der Nachwuchs-Theatergruppe der Landjugend "JunGkreativ". Sie nahmen mit der Szene "Politik für Anfänger und solche, die es werden wollen", die politische Sprache aufs Korn, und hatten damit genau den Geschmack des Publikums getroffen. Etwa wenn der interviewte Bürgermeister Steppke von der langweilige Gemeinderatssitzung als "qualitativer Fluktuation" sprach. Das heiße nichts anderes, als dass sie der "allergrößte Schwachsinn" war, erläuterte die Übersetzerin. Ein Schelm, der Parallelen zum im Publikum sitzenden Gregor Sommer (CDU) erkannte. Als fünf Gäste selbst zu Darstellern einer Gericht

Die Volkstanzgruppe zeigt traditionelle Tänze.
Die Volkstanzgruppe zeigt traditionelle Tänze. © Mai

sszene wurden, waren die Zuschauer schier aus dem Häuschen.

Während die Volkstanzgruppe die Bühne zum Schwingen brachte, wurde es beim Publikumstanz, einem irischen Ceili, eng und chaotisch. Spaß hat's dennoch gemacht, das war gut zu erkennen. Fazit: Der Kessel Buntes hat sich jedes Mal weiter entwickelt und ist schon ganz weit oben auf dem Weg zum Erfolgskonzept. Die Tradition früherer Folklorefeste, am Ende gemeinsam das Lied: "Nehmt Abschied Brüder" zu singen, sollte unbedingt erhalten bleiben.

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