Über die Poesie der Bocksprünge

Autor und Züchter Olaf Velte bringt ein Buch über seine Merinos heraus.
Wehrheim -Er ist im Apfeldorf kein Unbekannter: Gemeinsam mit seinem Vater Robert ist Olaf Velte Schafzüchter und begeisterter Naturmensch. Sein offenes und ehrliches, freundlich-zugewandtes Wesen und seine Bodenständigkeit verschaffen ihm im Dorf Anerkennung und Respekt gleichermaßen. Als Autor und Journalist ist der gelernte Verlagskaufmann ebenso bekannt wie als Regisseur einer der Theatergruppen bei der Landjugend.
Doch der im Zeichen der Zwillinge geborene 62-Jährige ist als Buchautor von einem ganz anderen Kaliber: Er schreibt anschaulich und plakativ, aber es ist keine leichte Kost, die er seiner Leserschaft präsentiert. Wer Olaf Velte lesen und verstehen möchte, muss sich darauf einlassen. Jetzt sind es die Schafe, die ihm Inspiration und Ideenquelle waren für sein neuestes Werk.
Es trägt den Titel „Veltes große Poesie der Bocksprünge“ und ist im Axel-Dielmann-Verlag erschienen. Kein Sachbuch, auch wenn es hier natürlich auch viele Fakten gibt, die belegt sind. Das Fachbuch findet man in der Frankfurt academic Press und es wurde von Manfred Reinhardt geschrieben. Es geht mit dem Titel „Das goldene Vlies“ tief in die geschichtlichen Anfänge der Schafzucht, die es auch Velte so sehr angetan hat.
Corona verhinderte die Spurensuche
„Eigentlich sollten beide Bücher zusammen erscheinen“, verrät er im Gespräch mit dieser Zeitung, „aber es hat zeitlich nicht geklappt“. Dennoch empfiehlt er die Lektüre dieses Werkes, denn hier werde das, was ihn während seiner Recherchearbeit beschäftigt hat und was er auf Wunsch des Verlages selbst auf Reisen nachvollziehen sollte, detailliert und kenntnisreich geschildert.
„Ich sollte auf die Spuren der Merino-Schafe gehen, die 1786 aus Spanien nach Württemberg kamen, auf die Schwäbische Alp und dort nachrecherchieren und darüber schreiben“, so Velte weiter, „doch dann kam Corona, und außerdem war auch nicht so ganz klar geworden, wer die Kosten für diese Reise übernehmen sollte.“ Also blieb Velte im gemütlichen Zuhause und schickte sich an, einen Prosatext über die Schafzucht zu schreiben.
„Ich weiß, dass mein Schreibstil nicht so einfach zu lesen ist“, gibt er zu, „aber das ist meine Art mich auszudrücken, und das ist bei Lyrik genauso wie bei Prosa.“ Herausgekommen ist ein Büchlein mit vielen witzigen Fußnoten und einem Text, der sich zwar mit den Anfängen der Schafzucht in Deutschland und vor allem auch im Usinger Land beschäftigt, der darlegt, wie sein Vater Robert sich von der Rinderzucht auf die Schafzucht veränderte und mit welchen Problemen und Herausforderungen, aber auch Erfolgsgeschichten die Veltes künftig zu tun hatten.
Dabei spannt er den Spannungsbogen weit über die engen Grenzen der Bundesrepublik hinaus und führt seine Leserschaft auch nach Amerika und zu den dortigen Konflikten, die die Schafzüchter mit den Rinderzüchtern zu bewältigen hatten. Die Schafzucht selbst schwindet, nur noch wenige Züchter sind hessenweit in Lohn und Brot, die Zahl der Tiere ist rückläufig.
Schafzucht im Niedergang
Der Preisverfall der einst so geschätzten Merinowolle hat dafür gesorgt, dass es immer weniger Schäfer gibt. Velte bedauert, dass die Zukunft eher schwarz als rosig aussieht, aber wie man das ändern könnte, weiß er nicht, kann keinen Joker aus dem Ärmel ziehen.
Mit seinem Buch hat er auf jeden Fall einen Grundstein dafür gelegt, dass die Bedeutung der Merinoschafe gewürdigt wird. Dass es auch hierzulande Probleme gab, weil die Bauern um ihre Felder bangten, erklärt er im Gespräch. Rinderzüchter und Schafzüchter waren sich viele Jahre lang nicht grün, sondern spinnefeind.
Wer sich dafür interessiert, sollte am Donnerstag, 12. Januar, ins Evangelische Gemeindehaus Wehrheim kommen. Um 19.30 Uhr wird Velte neben zwei weiteren Lesungen aus seinem neuen Buch vorlesen. VON CHRISTINA JUNG