Die erste kommunale "Holzagentur Taunus GmbH" vermarktet ihr Holz künftig in Eigenregie

In Weilrod wurde gestern Hessens erste kommunale Holzagentur offiziell gegründet. 19 Städte und Gemeinden aus fünf Landkreisen haben sich zur Holzagentur Taunus zusammengeschlossen und wollen ihr Holz künftig in Eigenregie vermarkten.
Weilrod - 19 Städte und Gemeinden aus den fünf Landkreisen Hochtaunus, Maintaunus, Wetterau, Rheingau-Taunus und Limburg-Weilburg haben gestern die erste Holzvermarktungsagentur in Hessen gegründet. Die 19 Partner werden pro Jahr rund 115 000 Festmeter Nutzholz gemeinsam vermarkten. Sie folgen damit einer Entscheidung des Bundeskartellamtes, wonach der Landesbetrieb Hessen Forst aus wettbewerbsrechtlichen Gründen kein kommunales Holz mehr vermarkten darf. Hessen Forst darf jedoch weiter die kommunalen Wälder im Lohnauftrag „beförstern“, von der Pflanzung der Bäume bis zu ihrer Fällung.
Federführend bei der Erarbeitung des Geschäftsmodells der „Holzagentur Taunus GmbH.“, so der offizielle Name des Konstrukts, waren die Bürgermeister von Weilrod und Weinbach, Götz Esser (FWG) und Jörg Lösing (parteilos). Deshalb fand die Gründungsversammlung gestern auch im Landgasthof „Linde“ in Weilrod-Gemünden statt.
Größte Bürgermeisterversammlung in Weilrod aller Zeiten
Mit 18 Bürgermeistern und Stellvertretern erlebte Weilrod damit die größte „Bürgermeisterdienstversammlung“ im Taunus aller Zeiten. Nacheinander traten die Rathauschefs in alphabetischer Reihenfolge ihrer Kommunen an den Vorstandstisch und unterzeichneten den zuvor von Notar Klaus-Michael Otto verlesenen Gesellschaftervertrag.
Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) und Erster Stadtrat Robert Siedler mussten zwei Mal unterschreiben, einmal für Kronberg und dann für Königstein. Die Rathausspitze war dienstlich verhindert, was natürlich zu freundschaftlichen Frotzeleien der Amtskollegen im Hinblick auf eine generelle Fusion zwischen den beiden Burgstädten führte. Um 16.40 Uhr konnte Gastgeber Esser dann „Es ist vollbracht, die erste hessische Holzvermarktungsagentur ist gegründet“ verkünden. Die Gesellschaft muss nun noch ins Handelsregister eingetragen werden.
Nachfrage nach Fichtenholz lässt zu Wünschen übrig
Ist das erledigt, kann sie mit der Arbeit beginnen. Der Bezug, der Geschäftsräume im Alten Forstamt von Rod an der Weil ist bereits im Gang. Die neue Gesellschaft blickt zwar zuversichtlich in die Zukunft und erwartet auch einen Zuschuss des Landes Hessen bis zu 300 000 Euro, ist aber auch in eine äußerst schwierige Gemengelage hineingeboren. Durch die vom Jahrhundertsommer 2018 ausgelöste Borkenkäfer-Katastrophe sitzen die Waldeigentümer auf Unmengen von Fichtenholz, das sich auf dem sehr volatilen internationalen Holzmarkt gegenwärtig nicht gut verkaufen lässt.
Glück haben die Kommunen mit großen Eichen- und Buchenbeständen. Die Erlöse in diesem Bereich liegen nach wie vor auf sehr hohen Niveau. In seine Ämter eingeführt wurde gestern auch Marc Humez. Dem 34-jährigen Förster aus Schwaben wurde die Geschäftsführung übertragen. Humez bringt Erfahrung nicht nur als Förster mit, er war auch stellvertretender Leiter der Holzverkaufsstelle Freudenstadt im Schwarzwald. Ihm zur Seite stellte die Gesellschafterversammlung Christian Hild als Prokurist. Der 42-Jährige ist ebenfalls vom Fach, er ist Revierleiter in Weinbach, was er zur Hälfte seiner Arbeitszeit auch bleiben wird.
Holzagentur winkt Zuschuss zwischen 250 000 und 300 000 Euro
Von Anfang an mit im Boot war Martin Küthe, Referatsleiter im Hessischen Umweltministerium. Küthe war gestern gerne zur Gründungsfeier gekommen. Die Holzagentur Taunus sei nicht nur die erste ihrer Art in Hessen, sie setze auch in ihrer sehr soliden Struktur Maßstäbe in Hessen. Die Förderrichtlinie des Landes, mit dem dieses die neuen Holzagenturen in der Gründungsphase unterstützt, sei in der finalen Abstimmung. Die Holzagentur Taunus könne bezogen auf die zu vermarktende Holzmenge mit einem Zuschuss zwischen 250 000 und 300 000 Euro rechnen, den sie nicht zurückzahlen müssen, sagte Küthe. Gesellschafter der Holzagentur Taunus sind die Kommunen Bad Schwalbach, Butzbach, Eppstein, Eschborn, Friedberg, Friedrichsdorf, Glashütten, Grävenwiesbach, Hofheim, Kelkheim, Königstein, Kronberg, Rosbach, Schmitten, Steinbach, Sulzbach, Wehrheim, Weilrod und Weinbach. Von Alexander Schneider
Lesen Sie auch:
Erstmals wollen hessische Kommunen ihr Holz gemeinsam vermarkten: Es geht um jährlich 120 000 Festmeter Holz, die gemeinsam vermarktet werden sollen.
Wann ist man zu Alt zum Autofahren? Wenn die Augen schlechter werden und die Reaktionszeit länger, ist das Verantwortungsgefühl gefragt. In Deutschland müssen nur Lkw- und Busfahrer regelmäßig zur Nachprüfung,