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Das Buch mit sieben Siegeln

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Andrea Knebel, Eberhard Reiter und Marc Humez (von links) vermarkten über die Holzagentur Taunus das Holz von 22 Kommunen und zwei Privatwaldbesitzern.
Andrea Knebel, Eberhard Reiter und Marc Humez (von links) vermarkten über die Holzagentur Taunus das Holz von 22 Kommunen und zwei Privatwaldbesitzern. © SABINE NEUGEBAUER

Was bedeuten die Zahlen auf den Stämmen? Mit der Holzagentur auf Tour Mit dem Forst durchs Jahr: Was so im Wald über einen Zeitraum von zwölf Monaten passiert, beschreiben wir in einer Serie. Heute: die Arbeit der Holzagentur Taunus.

Die dicken Stämme am Wegesrand weisen zahlreiche farbige Buchstaben und Zahlen auf. Für den nicht Eingeweihten ist dies ein Buch mit sieben Siegeln. Aber für die Förster und die Mitarbeiter der Holzagentur Taunus mit Sitz in Weilrod sagt diese Kennzeichnung alles über den jeweiligen Stamm aus.

Die Buchstaben „A“ bis „D“ benennen die Holzqualität. Ist beispielsweise noch ein „BK“ dabei, heißt das, es handelt sich um einen Buchenstamm, bei dem der Baum schon eine dunkle Mitte ausgebildet hat, einen sogenannten Rotkern.

Die sechsstellige Zahl gibt die Maßnahmennummer an, die Zahl darunter die Los-Nummer. Die „200“ steht zum Beispiel für die Holzart Buche, die „500“ für die Fichte. Und ganz unten ist die Polter-Nummer zu finden. Denn bei Fällarbeiten werden ja zum Teil unterschiedliche Holzqualitäten geerntet. Wie oberhalb von Riedelbach, wo ein Polter, also ein Holzstapel, für einen Furnierhersteller geeignete Holzqualität hat und ein anderer für ein Sägewerk.

Auch geringe Qualitäten sind gefragt

Jeder Stamm erhält zudem eine kleine Plakette mit einer Nummer. Bei Bedarf werden S-Haken in die Schnittfläche eingeschlagen, um das Reißen des Holzes zu verhindern. Die Einschätzung der Holzqualität nimmt der jeweilige Revierförster vor. Hier ist es Michael Knebel von Hessen Forst. Der Revierförster trägt Mengen, Qualitäten und Ort der Lagerung in eine Liste ein und übermittelt diese der Holzagentur Taunus. Die Lage wird mit Hilfe von GPS-Koordinaten festgehalten und kann in einer Karte ausgedruckt werden.

Seit 2019 hat die Holzagentur für viele Kommunen im Hochtaunuskreis und darüber hinaus die Vermarktung des Holzes übernommen. Mittlerweile arbeiten fünf Personen dort. Forstingenieur Marc Humez ist von Anfang an dabei, Forstingenieurin Andrea Knebel kam vor Kurzem dazu. Forstwirtschaftsmeister Eberhard Reiter unterstützt die beiden und ist für Arbeiten am Holz zuständig. Bürokraft Bianka Fiedler und als Minijobber der ehemalige Revierförster Wolf Liebhold ergänzen das Team.

„Vor drei Jahren ging das meiste Holz in Containern nach China“, beschreibt Humez, wie es zu Beginn der Holzagentur aussah. Die Sägewerke in Europa seien voll mit Holz der Kalamitäten Käferbefall und Sturmschäden gewesen. Aber jetzt gehe das meiste Holz wieder an Sägewerke in Deutschland, wie das in Lauterbach im Vogelsbergkreis.

Überhaupt sei Holz auch geringer Qualitäten sehr gesucht. Denn im Zuge der Energiewende würden auch Hackschnitzel gerne verfeuert. „Das ist eine schöne Entwicklung“, freut sich Humez. Gerade bei diesem Holz sei die Preissteigerung exorbitant. Vor drei Jahren habe man für einen Festmeter dieser Qualität 50 Cent bezahlt, jetzt liege der Preis bei etwa 45 Euro.

In Deutschland geerntetes Brennholz und Hackschnitzelholz sei CO2-neutral, da gemäß den Forsteinrichtungswerken immer nur so viel Holz geerntet werde wie nachwachse. Holz als Baustoff stelle sogar eine CO2-Senke dar, da es dauerhaft CO2 binde. Aber bis das Holz aus dem Wald den Nutzer erreicht, muss es erst einmal aus dem Wald kommen. Die Holzagentur steht dabei mit den Forstämtern in engem Kontakt, die den Hiebplan für das Jahr erstellen. Die Holzagentur ermittelt daraus die zur Verfügung stehenden Mengen und tritt damit in die Vertragsverhandlungen mit den Kunden ein. „Wir haben das Ohr immer am Markt“, so Humez.

Die Kunden wiederum teilen der Holzagentur ihre Wünsche hinsichtlich der Aufbereitung des Holzes mit, die dann an die Revierleiter weitergegeben werden. Dann erfolgen die Holzernte und die Bereitstellung durch den Forst. Die Mitarbeiter der Holzagentur verhandeln mit den Abnehmern, fahren auch mit den Kunden in den Wald.

Diebstahl nimmt weiter zu

Der Kontakt zu den Kunden, das gefalle ihm an seinem Beruf, sagt Humez, deswegen habe er sich als Forstingenieur für diesen Aufgabenbereich entschieden. „Das Verhandeln ist die Würze des Ganzen“, schmunzelt er.

Wenn dann die Verträge gemacht sind, schickt der Kunde seine Lastwagen in den Wald. Anhand der übermittelten Karte, in der auch geeignete Zufahrtswege eingezeichnet sind, ist das entsprechende Holz gut zu finden. Wenn es noch da ist.

Denn der Holzdiebstahl habe zugenommen, so Humez. Darum werden in wertvollen Stämmen seitens Hessen Forst oft GPS-Tracker versteckt.

Gibt es beim Abholen Probleme, fährt, wenn es in der Nähe ist, einer der drei Agentur-Mitarbeiter hinaus. Aber bei dem großen Einzugsgebiet sind die örtlichen Revierförster oft näher am Geschehen und werden bei Bedarf von der Holzagentur informiert. „Wir stehen in engem Kontakt mit den Revierleitern“, ergänzt Andrea Knebel. Mittlerweile kauft die Holzagentur auch von kleineren Privatwaldbesitzern Holz auf, wenn eine Mengenbündelung, also eine Vermarktung mit anderem Holz zusammen erfolgen kann.

22 Kommunen sind angeschlossen

Die Holzagentur Taunus mit Sitz in Rod an der Weil vermarktet inzwischen Holz aus 22 Kommunen (Bad Soden, Butzbach, Echzell, Eppstein, Eschborn, Friedberg, Friedrichsdorf, Glashütten, Grävenwiesbach, Hofheim, Kelkheim, Königstein, Kronberg, Reichelsheim, Ober-Mörlen, Rosbach, Schmitten, Steinbach, Sulzbach, Wehrheim, Weilrod, Weinbach) und von zwei Privatwaldbesitzern. Insgesamt umfassen diese Kommunen über 20 000 Hektar Wald. In den vier Jahren seit Gründung der Holzagentur hat diese etwa 700 000 Festmeter Holz vermarktet.

Gegründet wurde die Holzagentur im Jahr 2019 mit 19 Kommunen und etwa 18 700 Hektar Wald. Steinbach ist mit nur 85 Hektar Wald vertreten. Die beiden waldreichsten Kommunen sind Weilrod mit 3100 Hektar und Butzbach mit 3091 Hektar. VON SABINE NEUGEBAUER

Forstingenieurin Andrea Knebel von der Holzagentur Taunus erläutert, was es mit den Markierungen an den Stämmen auf sich hat.
Forstingenieurin Andrea Knebel von der Holzagentur Taunus erläutert, was es mit den Markierungen an den Stämmen auf sich hat. © SABINE NEUGEBAUER

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