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Wolfssichtungen nehmen zu - „Ich war so in Panik“

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Von: Evelyn Kreutz

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Im Hochtaunuskreis werden immer wieder Wölfe gesichtet. Inzwischen häufen sich die Sichtungen. Jäger gehen davon aus, dass es mehrere Tiere sind.

Weilrod – Heidi Klimpel ist immer noch schockiert. Sie berichtet von einer Wolfsbegegnung direkt am Ortseingang von Altweilnau (Hochtaunuskreis) aus Richtung Egertshammer. Und sie ist sich ganz sicher: „Das war definitiv ein Wolf.“

Das Tier stand, als sie gegen 20.40 Uhr zum letzten Mal mit ihrer Schäferhündin „Alice“ Gassi gehen wollte, direkt am ersten Leitpfosten, rund 50 Meter vor ihrer Haustür. „Der war größer als ein Schäferhund-Rüde, und er kam mehrere Schritte bis auf vielleicht 30 Meter auf uns zu“, erzählt sie. Ihre Hündin an der Leine war außer Rand und Band, was aber den Wolf genauso wenig beeindruckte wie das laute Schreien der Altweilnauerin. Mit dem bellenden Hund ist sie dann langsam rückwärts nach Hause gegangen.

„Ich war so in Panik, dass ich gar nicht daran gedacht habe, ein Foto zu machen“, sagt sie und ergänzt: „Da meine Familie und die meiner Tochter im Nachbarhaus insgesamt vier Schäferhunde haben, ich diese Tiere also gut kenne, kann ich definitiv ausschließen, dass das ein anderer Hund war.“

Wolf
„Der war größer als ein Schäferhund-Rüde, und er kam mehrere Schritte bis auf vielleicht 30 Meter auf uns zu“, sagt einer Frau aus dem Hochtaunuskreis zu ihrer Wolfsbegegnung. © Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild

Wölfe im Hochtaunuskreis: Keine Scheu vor dem Menschen

Was die Altweilnauerin so sicher macht, ist das auffällige Verhalten ihrer Hündin. „So aggressiv habe ich sie noch nie erlebt“, erzählt sie. Darüber wundert sie sich nicht mehr nach dem Aufklärungsgespräch mit dem Berater des Wolfsmonitorings, dem sie ihre Begegnung genauso geschildert hat wie der Polizei. „Der Wolf war in der für diese Raubtiere so typischen Angriffsposition“, so Klimpel.

Endgültige Gewissheit, dass die Altweilnauerin tatsächlich einen Wolf gesehen hat, wird es nicht geben. Aber die Altweilnauerin hat vorsorglich die Nachbarn informiert. Ihre eigenen Enkel dürfen trotz Zaun, an dem jetzt eine Wildkamera angebracht wird, nicht mehr allein im Garten spielen.

Heidi Klimpel ist ganz sicher, dass ihr und ihrer Hündin Alice direkt am Ortseingang von Altweilnau, wo der erste Leitpfosten steht, ein Wolf gegenüberstand.
Heidi Klimpel ist ganz sicher, dass ihr und ihrer Hündin Alice direkt am Ortseingang von Altweilnau, wo der erste Leitpfosten steht, ein Wolf gegenüberstand. © Evelyn Kreutz

Die Wolfssichtung wundert Frank Cernic, Vorsitzender der Jägervereinigung Usingen, nicht. „Fast jede Woche werden Aufnahmen und Spuren gemeldet oder Risse“, sagt er und weiter: „Die Diskussion, ob es sich um ein Einzeltier handelt, ist längst geklärt.“ Jüngste Aufnahmen von Wildkameras zeigten mehrere Wölfe.

„Offensichtlich fühlt sich der Wolf hier wohl“, meint Cernic und begründet auch warum: „Das Nahrungsangebot ist gut, und als intelligentes Tier merkt er, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht, anders als in Skandinavien oder auf dem Balkan, wo er bejagt werden darf.“ Letzteres erkläre, dass er seine Scheu vor Menschen verloren habe und sich auch in Wohngebiete traue. Dass es sich in Altweilnau um einen Wolf gehandelt hat, hält er für sehr wahrscheinlich. Ähnliches habe sich in Niederlauken ereignet.

Wolfssichtungen im Hochtaunuskreis: Chatgruppe wurde eingerichtet

Beim ersten Treffen verschiedener Interessengruppen haben sich laut Cernic in Wehrheim Jäger, Nutz- und Hobbytierhalter sowie Erzieher eines Waldkindergartens ausgetauscht. Eine neu eingerichtete Whatsapp-Gruppe soll die Kommunikation über Sichtungen und Verdachtsfälle verbessern. „Alle haben Angst um ihre Tiere und Kinder, aber wir sollten trotzdem keine Panik verbreiten“, so Cernic.

Dennoch sollten auch Taunus-Tagesgäste darauf hingewiesen werden, dass hier längst Wolfstreifgebiet ist. Aus Cernics Sicht spielt die Politik das Problem herunter. „Wenn es in unserer Kulturlandschaft im Ballungsraum zu viele Wölfe gibt, bekommen wir ein Problem. Dann müsste man überlegen, ob wir regulierend eingreifen dürfen“, meint er. (Evelyn Kreuz)

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