Investor aus Hongkong steigt beim Porzellan ein

Die Höchster Porzellan-Manufaktur geht an einen Investor aus Hongkong. Er will alle Arbeitsplätze erhalten und die Produktion am Standort in Höchst belassen.
„Es wird weiter in Höchst produziert werden, und es konnten alle Arbeitsplätze erhalten werden“, sagt Ingo Schorlemmer, Sprecher der Insolvenzverwaltung Schultze & Braun. Zum 1. Juni hat ein Investor aus Hongkong, zu dem unter anderem die Zeva Life GmbH mit Sitz in Darmstadt gehört, die Manufaktur erworben. Am Montag sollen die Gläubiger zugestimmt haben. Über den Kaufpreis wird Stillschweigen gewahrt. Der Investor übernimmt alle 13 Angestellten; einer hatte in den vergangenen Wochen von sich aus gekündigt. „Er ist aber nicht entlassen worden“, sagt Schorlemmer. Die Höchster Porzellan-Manufaktur bleibe „vollumfänglich am Standort Höchst erhalten“
Insolvenzverwalter Frank Schmitt ist zufrieden mit dem Ergebnis der monatelangen Suche: „Die Übertragung auf den neuen Investor ist ein sehr schönes Ergebnis des Insolvenzverfahrens. Einerseits, weil es uns gelungen ist, die Manufaktur als hessisches Kulturgut zu erhalten. Andererseits, weil mit dem Investor eine Neuausrichtung einhergeht, die dem Traditionsunternehmen eine Zukunft verspricht. Insbesondere freut es mich, dass nicht nur die Marke, sondern das Unternehmen als Ganzes, inklusive aller Arbeitsplätze, erhalten bleibt.“
Exklusivere Kundschaft
Der Investor plan mit dem Unternehmen einen Neustart am bisherigen Standort in Höchst. Die Höchster Porzellan-Manufaktur soll zu einem Lifestyle-Unternehmen neu ausgerichtet werden. Dabei soll Höchster Porzellan durch neue Designs und die Einbindung von Kunst insbesondere die jüngere, exklusive Kundschaft anlocken. Die Zeva Life GmbH in Darmstadt ist bekannt für die Produktion edler Badmöbel wie Waschtische oder Toilettensitze. Die Höchster Porzellan-Manufaktur sei „die ideale Ergänzung“, sagt Ingo Schorlemmer. Für den Standort im Gebäude der ehemaligen Breuerwerke an der Palleskestraße gebe es mit dem Eigentümer, der teilstädtischen Konversions-Grundstücksentwicklunsgesellschaft (KEG), einen langfristigen Mietvertrag. Auf dem Hof der Manufaktur ist derzeit die Spielstätte von Michael Quasts „Barock am Main“, das dorthin wegen der Sanierung des Bolongaropalasts ausweichen musste.
Insbesondere die KEG, aber auch die Stadt Frankfurt und das Land Hessen haben sich aktiv an der Rettung des Unternehmens beteiligt. „Die hohe öffentliche Anteilnahme und der Beistand, den wir während des Insolvenzverfahrens erfahren haben, haben einen hohen Anteil an der gelungenen Rettung der Höchster Porzellan-Manufaktur“, sagt Insolvenzverwalter Schmitt zum Abschluss des Verfahrens.
Neue Gesellschaft
Erwerbergesellschaft ist die neu gegründete „Höchster Porzellan 1746 GmbH“. Der bisherige Geschäftsführer der insolventen Höchster Porzellan-Manufaktur, Jörg Köster, war bereits im Frühling mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens aus dem Unternehmen ausgeschieden. Köster hatte über Jahre versucht, zahlungskräftige arabische und asiatische Märkte zu erschließen, war aber daran gescheitert.
Schon unter seiner Führung war die Produktpalette komplett überarbeitet worden, weg von den bekannten „Türkenmusikanten“ und anderen Rokoko-Utensilien hin zu modernen Accessoires. Angst, dass der Käufer nur am Erwerb der Markenrechte der 1746 gegründeten Manufaktur interessiert sei, hat man bei Schultze & Braun nicht. Allerdings könne heute keiner sagen, „was in fünf Jahren ist.“