Ball-Sport-Club richtet die Hessenmeisterschaften im Bosseln aus

Bei den Hessenmeisterschaften im Bosseln in der Mehrzweckhalle Nord waren mit dem Spielgerät vor allem ein gutes Timing und Treffsicherheit gefragt. Aber auch der Spaß und der Zusammenhalt unter den Sportlern kam nicht zu kurz.
Das Jahr 2018 wird für die Abteilung Bosseln des Ball-Sport-Club (BSC) Kelsterbach wieder ein ganz großes, zumindest was die Ausrichtung von Meisterschaften betrifft. Es soll aber auch sportlich für die „Bossler“, wie sie nur genannt werden, ein großes werden. Denn neben dem Hessel-Titel wollen die Kelsterbacher auch nach den noch höheren Sternen greifen und möglichst die deutsche Meisterschaft vor heimischem Publikum erringen.
Denn nach der Ausrichtung der Hessenmeisterschaft am Samstag in der Mehrzweckhalle Nord, wird die Baugé-Halle am 12. und 13. Oktober zum Schauplatz der deutschen Meisterschaft im Bosseln – und da sind die Untermainstädter auch dabei. Zwischendrin, nämlich am 11. August, gibt es dann noch das Hobby-Bosselturnier, in das auch die Stadtmeisterschaften integriert sind. Jeder, der zwei weitere Mitspieler um sich scharen kann, darf hierbei im Team an den Start gehen.
Überregionales Interesse
Die jetzige Hessenmeisterschaft, die der BSC-Bossel-Vorsitzende Rüdiger Pfennig als Landesfachwart Bosseln im Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband, organisiert und ausgerichtet hatte, bot einiges. Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel lobte die rührige BSC-Abteilung um Rüdiger Pfennig, welche die Untermainstadt weit über ihre Grenzen hinaus bekannt mache. „Diese erneute Hessenmeisterschaft ist schon ein Ereignis von überregionalem Interesse, die Ausrichtung der deutschen Meisterschaft Mitte Oktober wird dann Kelsterbach noch mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses rücken“, hob Ockel hervor. Lob gab es aber auch vom Landesschatzmeister Hans-Jörg Klaudy aus Fulda, der die Grüße des Vorstandes des hessischen Behinderten- und Rehabilitationssport-Verbands überbrachte.
Insgesamt hatten mit Bischofsheim, Bürstadt und Kelsterbach drei „punktgerechte“ Damen-Teams und drei punktgerechte Herren-Mannschaften, also mit den geforderten Handicaps, gemeldet. Dazu gesellten sich noch vier „nicht punktgerechte“ Herren-Mannschaften (Fulda, Grünberg, Schlüchtern und Weilburg) sowie mit Braunfels und Fulda zwei weitere nicht punktgerechte Damen-Teams. Den Hessen-Titel konnten jedoch nur punktgerechte Mannschaften erlangen.
Am dichtesten dran
Die Kelsterbacherin Rosi Rappl greift sich das 4,6 Kilogramm schwere Spielgerät und streicht mit ihrer Hand noch einmal zart über die Borsten-Scheibe. „Gell, Du machst das, was ich will“, flüstert die 55-jährige ehemalige Handballerin ihrem Bossel zu. Dann geht sie zur Startlinie, holt zwei-, dreimal Schwung und schon rutscht der Bossel der roten Daube entgegen. Vor dieser hat sich ein gegnerischer Bossel platziert, diesen will Rosi Rappl wegschießen. Es gibt einen Knall, die Daube samt gegnerischem Bossel fliegt aus dem Spielfeld – die Kelsterbacher jubeln. Jene, die die Spielregeln nicht kennen, sind etwas irritiert. Dann des Rätsels Lösung: Die Daube kommt auf ihren ursprünglichen Platz zurück – und damit ist der Bossel von Rosi Rappl am dichtesten dran an der Daube. Das Spiel endet mit einem Ein-Punkt-Sieg der Kelsterbacher Damen über Bischofsheim.
„Bosseln ist einfach toll, man hat Freude und die Gemeinschaft schweißt zusammen“, beschreibt Rosi Rappl ihren Sport. Mit zunehmenden Alter war das Handballspielen nicht mehr möglich, über ein Hobby-Turnier kam sie zum Bosseln – und ist dabeigeblieben.
Dass Bosseln jung und fit erhält, belegt Ingrid Rabe. Die 75-jährige findet die Gemeinschaft von Jung und Alt beim Bossel-Sport sehr angenehm. „Durch unsere Erfolge kommen wir auch viel herum, und man gewinnt so neue Freunde“, beschreibt Rabe ihr Verhältnis zum Bosseln.
Genau im Alter dazwischen, mit ihren 65 Jahren, liegt Uschi Rappl. „Mir gefällt der Zusammenhalt in unserem Team, man gewinnt zusammen, da wird gemeinsam gejubelt – und wenn wir mal verlieren, was nicht so oft vorkommt, dann trösten wir uns auch gemeinsam“, erklärt Uschi Rappl.
Da der BSC Kelsterbach auch ein erfolgreiches Herren-Team hat, wenngleich nicht ganz so erfolgreich wie die Damen, gibt es viele gemeinsame Fahrten zu den Wettkämpfen. „Das ist immer eine tolle Gesellschaft, da ist es völlig egal, ob man gewonnen oder auch mal verloren hat“, betont Gisela Agricola, die Vierte im Bunde des Kelsterbacher Damen-Teams. Und wie fragte doch Rosi Rappl: „Und sexy sind wir doch alle noch?“ Freilich dank des Bossel-Sports, den jeder, mit oder ohne körperlichem Handicap, ausüben kann.