Ein Buch zum Verlieben

Die Münchnerin Franziska Schönenberger hat in Indien auf ungewöhnliche Weise ihre große Liebe gefunden und darüber ein Buch geschrieben. In der Stadtbibliothek trug sie daraus vor.
Eine bayerisch-indische Liebesgeschichte stand im Fokus einer Lesung der Autorin Franziska Schönenberger in der Stadt- und Schulbibliothek Kelsterbach. In ihrem Erstlingswerk „Tausche Dirndl gegen Sari“ geht es bunt und turbulent zu. Eigentlich ist die Münchnerin, die eigens für die Lesung aus ihrer Heimatstadt angereist war, Regisseurin. Sie schilderte, wie sie in Indien die große Liebe fand und darüber zunächst einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Amma & Appa“ (indisch für Mama und Papa) gedreht hatte.
Schon als kleines Mädchen war Schönenberger von Indien fasziniert. Über das Internet und schließlich auch während einer Reise 2009 nach Mumbai lernte die damalige Filmstudentin den Kunststudenten Jayakrishnan „Jay“ Subramanian kennen, der in einem kleinen Dorf in Südindien aufgewachsen war – nicht ahnend, dass das der Beginn einer Liebe fürs Leben sei. Die beiden starteten eine Fernbeziehung. 6000 Kilometer lagen zwischen ihnen. Trotz dieser Entfernung und verschiedener Kulturen fanden die Liebenden dann doch noch gegen den Widerstand von Jays Eltern zueinander.
Dreifache Hochzeit
Nach mehreren Besuchen entschloss sich das Paar zu heiraten. Dass es kein Flirt, sondern Liebe war, stand schon beim zweiten Besuch fest. Weihnachten 2010 flog Jay erstmals nach München. Die künftigen Schwiegereltern schlossen ihn schnell ins Herz. Seine Eltern in Indien stellten sich jedoch eine arrangierte Ehe für ihren Sohn vor – und keine Ausländerin. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von der deutschen Freundin ihres Sohnes. Schönenberger, ihre Eltern im Dirndl und Lederhose sowie Jay rückten dann zusammen mit Wörterbüchern in Indien bei seinen Eltern an. Zwei Welten prallten aufeinander, in denen rasch viele Gemeinsamkeiten entdeckt wurden. Die Abneigung verschwand. 2014 heiratete das Liebespaar gleich drei Mal – in Kopenhagen, Indien und München.
Die Autorin schilderte zauberhaft, warmherzig und auch mit einer gewissen Komik die Geschichte ihrer einzigartigen Familienzusammenführung, die allen Problemen verschiedener Kulturen zum Trotz ein glückliches Ende genommen hat. Es handelt sich um das erste Buch der 34-jährigen Münchnerin.
Mit der Kamera
Sie schilderte auch, wie es zu dem in tamilischer Sprache gehaltenen 90-minütigen Dokumentarfilm für den Bayerischen Rundfunk gekommen war. Schönenberger begann, diesen Film zu drehen, weil die Schwiegereltern in spe sich eine andere Frau für ihren Sohn vorgestellt hatten, hinter seinem Rücken über das Internet eine vermeintlich passende Schwiegertochter suchten und er ihnen dann aber seine deutsche Freundin vorstellte. Sie nahm die Kamera mit in ihre zukünftige Familie und drehte die erste Begegnung. In Deutschland hatte der 2014 entstandene Film bei der Berlinale seine Premiere und lief dann auch in deutschen Kinos.
Eine Literaturagentin sprach Schönenberger schon 2013 auf ihren Film an, zu dem sie damals bereits eine Vorschau und einen Beitrag über dessen Entstehung gesehen hatte. Sie belagerte die Regisseurin förmlich. Der Film sei prima, aber sie müsse unbedingt noch ein Buch darüber schreiben. So kam es, dass Schönenberger sich ans Werk machte – und die Co-Autorin Stefanie Ramb ins Boot holte. Sie fungiert in München als Hörfunkregisseurin und Autorin. Ein Jahr lang arbeiteten die zwei Frauen gemeinsam an dem 288 Seiten umfassenden und im September vorigen Jahres erschienenen Buch. Wegen ihrer Recherchen reisten sie sogar zusammen nach Indien.
Der Roman „Tausche Dirndl gegen Sari“ ist für 15 Euro unter der ISBN 978-3-455-70016-9 im Buchhandel und über das Internet erhältlich.