Kreiselplanung mit groben Fehlern?
Die Kreuzung Südliche Ringstraße/Mörfelder Straße soll nach dem Willen der Stadt in einen Kreisel umgewandelt werden. Doch diesen Planungen steht die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) kritisch gegenüber und legt dazu eine Stellungnahme des ADFC vor.
Die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) ist davon überzeugt, dass bei der neuen Stadtmitte das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Daher will sie nun aktiv bei den Planungen für den neu entstehenden Kreisverkehrsplatz (KVP) an der Kreuzung Südliche Ringstraße und Mörfelder Straße tätig werden. Die WIK hatte zahlreiche „Unmöglichkeiten“ bei der Gestaltung der neuen Stadtmitte kritisiert. Diese betreffen vor allem die Situation der umweltfreundlichsten Verkehrsteilnehmer, also die der Radfahrer und Fußgänger.
„Zuletzt haben wir im Parlament beantragt, das Thema Nahmobilität, also die Mobilität zu Fuß und mit dem Rad, systematisch und strategisch anzugehen und dafür im Haushalt Geld bereitzustellen. Dieser Antrag wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt mit dem Hinweis, es werde bereits genug getan“, sagte Jürgen Wälther, Sprecher der WIK-Fraktion. Die Stadtverwaltung um Rathaus-Chef Manfred Ockel (SPD) ließ die Rufe ungehört verschallen, es wurde anders gebaut als den Bürgern versprochen – zumindest aus Sicht der Wählerinitiative Kelsterbach. In einigen Fällen seien jedoch bereits Unzulänglichkeiten offensichtlich geworden, dies betreffe insbesondere die Fußgängerwege.
Beschwerden von Eltern
„Die neue Mitte ist seit wenigen Wochen eröffnet. Zeitgleich mit der Eröffnung wurde der letzte Zebrastreifen in Höhe der Friedensstraße entfernt. Viele Schulkinder der Karl-Treutel-Schule müssen auf ihrem Schulweg die Mörfelder Straße überqueren. Dafür gab es früher eine Fußgängerampel. Für die Grundschulkinder, gerade die Kleinsten, bedeutet die Überquerung der Straße Stress und Unsicherheit, verweist Wälther auf ein Schreiben der WIK an Bürgermeister Manfred Ockel.
Viele Eltern beschwerten sich mittlerweile bei der Stadt über den fehlenden sicheren Fußgängerüberweg und erhielten daraufhin von der Verwaltung folgende Stellungnahme: „Für die Schüler der Karl-Treutel-Schule (Schulweg) wird in der Mörfelder Straße zwischen Rathaus und Friedensstraße eine Querungshilfe (Zebrastreifen) eingerichtet, die natürlich auch von anderen Fußgängern genutzt werden kann. In Tempo-30-Zonen und Straßen werden gemäß Straßenverkehrsordnung grundsätzlich keine Fußgängerquerungshilfen (Zebrastreifen) eingerichtet. Die dort vorgenommene Verkehrszählung bestätigt diese Verfahrensweise. Der betreffende Bereich der Mörfelder Straße wurde extra auch zusätzlich aufgepflastert, so dass dem Autofahrer signalisiert wird, dass er sich hier besonders rücksichtsvoll und aufmerksam zu verhalten hat. Dies ist Standard in der Verkehrsplanung.“
Die Antwort der Verwaltung ist für die WIK in mehrfacher Hinsicht unbefriedigend. So verweist sie darauf, dass der „provisorische Zebrastreifen“ in Höhe der Friedensstraße erst nach einigen Wochen und heftigen Protesten von Eltern und Karl-Treutel-Schule angelegt wurde. Zudem sei zu beobachten, dass parkende Autos nicht den Schutzabstand einhalten, ferner sei der Standort zu weit von der neuen Stadtmitte entfernt. Fußgänger rund um den Sandhügelplatz hätten nichts davon.
„Die Aussage, dass es in Tempo-30-Zonen ,grundsätzlich’ keine Zebrastreifen gibt, wurde mehrfach von Amtsträgern vorgebracht, oft gefolgt von einem Appell an alle Verkehrsteilnehmer, sich rücksichtsvoll zu verhalten“, so Wälther. Derartige Moralisierungen seien jedoch fehl am Platz, wenn es um die Verkehrssicherheit geht. „Professionelle Verkehrsplanung geht selbstverständlich von realen Voraussetzungen und Gegebenheiten aus und nicht von einem frommen Wunsch, einem idealisierten Zustand, in dem sich alle an die Regeln hielten. Der Hinweis auf die Straßenverkehrsordnung ist mehr als ärgerlich“, betonte der WIK-Sprecher.
Änderungsvorschläge
Die Wählerinitiative Kelsterbach will solche „groben Fehler“ bereits vor der Bauausführung für den anstehenden Kreisverkehrsplatz Südliche Ringstraße/Mörfelder Straße vermeiden und legte der Verwaltung eine Stellungnahme des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Kreis Groß Gerau vor. Die Stadtverwaltung verwies darauf, bereits alles mit einem Radverkehrsbüro, der Diplomingenieurin Veronika Schambach der Kolb & Küllmer Ingenieurgesellschaft in Griesheim abgestimmt zu haben, doch den vorliegenden Planungen widerspreche die ADFC-Stellungnahme in vielfacher Hinsicht.
„Damit sich Radfahrer und Autofahrer vor der Mittelinsel der KVP-Zufahrten voreinander – und nicht nebeneinander – einordnen können, sollten die Schutzstreifen etwa zehn Meter vor Beginn der Mittelinsel enden. Die Zufahrten sollten hier maximal 3,5 Meter breit sein – damit ein Überholen des Radverkehrs in der Zufahrt unterbunden wird“, fordert der ADFC. Ferner spricht sich der ADFC dafür aus, dass der Kreisinnenring mit einer Breite von 2,20 Meter mit Bordsteinen angehoben und gepflastert wird, so dass er nur von Lastern und ähnlich breiten Fahrzeugen überfahren werden kann – und nicht von Autos zum Überholen von Radfahrern genutzt wird.
Zahlreiche Änderungsvorschläge gibt es zu den verschiedenen „Verkehrsbeziehungen“ für Radfahrer und Fußgänger, die zum Kreisverkehrsplatz hinführen.
Ob es hier noch Möglichkeiten einer Einflussnahme auf die abgeschlossenen Planungen gibt, ist allerdings fraglich. Denn Bürgermeister Ockel erklärte bereits in einer Bauausschusssitzung, dass die Ausschreibungen erfolgt seien, schließlich solle unmittelbar nach dem Winter mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Planungsänderungen würden auch Kostenänderungen nach sich ziehen, und somit wären neue Ausschreibungen erforderlich. Dieses Verfahren wäre allerdings dennoch kostengünstiger als nachträgliche Änderungen nach Fertigstellung des Kreisverkehrsplatzes.