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Mitglieder des Bauausschusses machen sich ein Bild vom städtischen Forst

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Forstassessor Martin Klepper zeigt den Mitgliedern des Bauausschusses eine Jungpflanze der Traubenkirsche.
Forstassessor Martin Klepper zeigt den Mitgliedern des Bauausschusses eine Jungpflanze der Traubenkirsche. © Leo F. Postl

In Sachen Waldumbau ist Kelsterbach den geforderten Zielen weit voraus. „Anstatt 22 Prozent, haben wir jetzt schon 37 Prozent erfüllt, das gibt uns jetzt etwas Luft bei der Argumentation gegenüber Fraport, um eigen Vorstellungen in unserem Wald zu realisieren“, erklärte Martin Klepper, der neue Fachdienstleiter Forst der Stadt Kelsterbach. Er begleitete die Mitglieder des Bauausschusses bei einer Waldbesichtigung.

Wer einen schönen Garten haben und diesen umgestalten will, der muss aus etwas investieren. Das ist die Erkenntnis aus der Waldschau im Stadtwald Kelsterbach, zu der die Mitglieder des Bauausschusses sowie der Betriebskommission Eigenbetrieb eingeladen waren. Nach dem erneuten Aderlass am Stadtwald durch den Bau der Landebahn Nordwest – der vernichtete rund 260 Hektar – verblieben der Stadt Kelsterbach nun nur noch rund 300 Hektar Stadtwald. „Und diese Fläche ist alles andere als zusammenhängend, sondern auf unterschiedlich große Waldstücke verteilt“, erklärte Eric Schulz-Gabel, Chef des Kelsterbacher Kommunalbetriebs.

Neue Personalie

Am Treffpunkt, dem beliebten Parkplatz als Zugang zum Mönchwaldsee, präsentierte Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel den Teilnehmern erst einmal eine neue Personalie: Forstassessor Martin Klepper, bisher als selbstständiger Waldfachmann in beratender Funktion für die Stadt Kelsterbach tätig, ist von 1. August an fest bei der Stadt Kelsterbach angestellt. Man muss wissen, auf der verbliebenen Restwaldfläche gibt es Pflichtaufgaben, die in der Planfeststellung verbindlich festgeschrieben wurden, und es gibt einen gewissen Freiraum für die Umgestaltung des Kelsterbacher Stadtwaldes außerhalb diese planfestgestellten Flächen. Nachdem die Stadt Kelsterbach vor vier Jahren den Vertrag mit Hessenforst aufgelöst hatte, kümmert sie sich nun selbst um ihren Wald.

Hauptaugenmerk liegt auf den Waldflächen nördlich und südlich der Landebahn Nordwest, denn dort liegen auch die größten Flächen der Planfeststellung. Die Umsetzung der Maßnahmen in den planfestgestellten Flächen obliege eigentlich der Fraport, doch nach den ersten Aktionen erwies sich das Vorgehen zu radikal und die Stadt Kelsterbach übernahm per Vertrag die Umsetzung. Jetzt legt Kelsterbach das Geld für die Investitionen vor, sind diese ordnungsgemäß ausgeführt und abgenommen, dann erst kommt das Geld von der Fraport. „Wenn wir etwas über diese Pflichtmaßnahmen hinaus machen, dann geht das auf unsere Rechnung, aber das zeigen wir Ihnen am besten dort wo man es auch sieht“, sagte Martin Klepper.

Sonderbare Mischung

Schon am ersten Halt zeigte sich recht eindrucksvoll, was der Forstassessor mit Sondermaßnahmen meinte. Auf der rund drei Hektar großen Fläche war ein Teil komplett gerodet und neu bepflanzt worden. Am Nordrand stand jedoch eine sonderbare Mischung aus verschiedenen Baumarten. „Hier wurden, gemäß Planfeststellung die nicht heimischen Baumarten, insbesondere Roteichen sowie nicht mehr vitale Kiefern, entnommen. „Dafür haben wir heimisches Laubholz, wie Traubeneichen, Stieleichen und Buchen gepflanzt, um einen Laubwald aufzubauen“, so Martin Klepper. Dabei versuchte man auch ein Experiment: „Die Traubeneichen haben wir in Süd-Nord-Reihen gepflanzt, jene der Stieleichen in Ost-West-Richtung“, erklärte der Forstassessor den Ausschussmitgliedern.

Um einen gänzlichen Kahlschlag zu vermeiden, wurden als „Überhalter“ – Schattenspender – die noch vitalen Bäume auf der Nordseite der Fläche belassen. „Da sind auch mal krumme Kiefern dabei, aber auch so ein Exot, wie dieser Mammutbaum“, sagte Martin Klepper und zeigte auf die sonderbare Mischung von Baumarten, die einmal, von wem auch immer, im Kelsterbacher Wald gepflanzt worden waren. Den noch stehenden dichten Streifen von Roteichen will Klepper noch ein paar Jahre erhalten, damit die kahle Fläche nicht noch größer wird.

An anderen Stellen wurde gezeigt, wie man in Kleinflächen dennoch den „Nachwuchs“ fördert. Einmal durch gezielte Nachpflanzung auf lichten Stellen, aber auch durch natürliche Verjüngung. „Um dies zu erreichen, müssen wir ein gezieltes Wildmanagement betreiben“, betonte Klepper. In den eingegatterten Flächen darf und soll sich auch Wild, wie Damwild, Rehwild und auch Wildschweine aufhalten, jedoch nur eine verträglichen Zahl. Wildschweine helfen gar, eine Mäuseplage zu verhindern und sie lieben auch Engerlinge, aus denen später dann Maikäfer schlüpfen. Dafür wurden eigens „Sauklappen“ eingerichtet, die es Wildschweinen ermöglichen, von einer eingezäunten Fläche in eine andere zu wandern.

Jungpflanze brauchen Pflege, hier muss weiterhin dafür gesorgt werden, dass die schnell wachsende Traubenkirsche kurz gehalten, besser noch ausgerottet wird. Zudem müssen die Pflanzen in den ersten Jahren gewässert werden. Ein Wässerungsgang kostet schnell mal 35 000 Euro.

Eine positive Bilanz aus Holzverkauf und Investitionen für den Waldumbau wird es in den ersten Jahren nicht geben – trotz Zuschuss der Kosten aus der Planfeststellung. In Sachen Waldumbau ist Kelsterbach den geforderten Zielen weit voraus. „Anstatt 22 Prozent, haben wir jetzt schon 37 Prozent erfüllt, das gibt uns jetzt etwas Luft bei der Argumentation gegenüber Fraport, um eigen Vorstellungen in unserem Wald zu realisieren“, so Klepper, der neue Fachdienstleiter Forst der Stadt Kelsterbach.

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