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Hat der Lkw-Lärm bald ein Ende?

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In etwa zwei Jahren wird dieser Förderturm nicht mehr am Altsee stehen. Das Kieswerk Dyckerhoff möchte spätestens 2020 neue Gebiete südlich der Hessenaue erschließen. © Dorothea Ittmann

Seit zwei Jahren fahren die Lastwagen mit Erdaushub zum Altsee, um ihn wieder zu verfüllen. Damit soll bald Schluss sein, geht es nach einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen.

Kiesabbau ist eine laute und staubige Angelegenheit. Die Maschinen brummen, die Fließbänder rattern, ein Schwerlastwagen nach dem anderen fährt auf das Gelände, um voll beladen das Kieswerk wieder zu verlassen. Dabei durchfahren rund 6000 Lastwagen pro Jahr den Treburer Ortsteil Geinsheim. Südlich der Ortschaft baut die Firma Dyckerhoff – vor 2004 unter dem Namen Kieswerk Kiebert bekannt – das Sediment ab. In den vergangenen Jahrzehnten sind so mehrere Seen entstanden, die die Anwohner teilweise als Badeseen nutzen.

Der im Volksmund immer noch als „Kiebert“ bekannte 33 Hektar große Altsee wird bald ausgekiest sein. Dyckerhoff hat seit zwei Jahren damit begonnen, einen Teil des Sees (13 Hektar) wieder mit Erdaushub zu verfüllen. Etwa 30 Jahre werde es dauern, bis 50 000 Kubikmeter Erde aufgebracht sind, schätzt das Unternehmen. Um den Auflagen der Gemeinde Trebur nachzukommen, fahren zusätzliche mit Erde beladene Lastwagen den Altsee an, laut Dyckerhoff sind es durchschnittlich 22 Anlieferungen pro Tag.

 „Untragbare Situation“

Hinzu komme, dass die Lastwagen, die das Verfüllmaterial transportieren, wieder leer das Gelände verließen, anstatt Kies abzutransportieren, hatte eine Anwohnerin beobachtet. Würde die Verfüllung gestoppt, könne man den See für die Naherholung nutzen, so ihr Vorschlag. Denn am Kiebert endet die Auskiesung in etwa zwei Jahren. Dann könnte das Gebiet rund um den See renaturiert werden.

„Das ist eine untragbare Situation“, hatte Sonja Mars, Fraktionsvorsitzende der Grünen Liste Trebur (GLT), Ende Oktober in einer öffentlichen Fraktionssitzung die hohe Verkehrsbelastung kommentiert. Die GLT beantragte deshalb beim Gemeindevorstand, die Verfüllung zu stoppen. Doch ein einfacher Stopp ist nicht möglich, stellte sich in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung heraus, da vertragliche Vereinbarungen zwischen der Gemeinde und Dyckerhoff bestehen. Weshalb GLT, SPD und FDP gemeinsam einen geänderten Antrag einbrachten. Ihr Auftrag an den Vorstand: Er soll mit dem Unternehmen einen Vertrag aushandeln, in dem die Gemeinde auf eine Verfüllung verzichtet, und ein alternatives Nutzungskonzept erarbeiten – immer unter dem Vorbehalt, dass der Gemeinde keine Kosten entstehen. Der Antrag wurde wegen Beratungsbedarf in die Fachausschüsse verwiesen. Ein Beschluss ist somit in der nächsten Gemeindevertretersitzung am 14. Dezember zu erwarten.

Verfahren läuft noch

Endet die Förderung an der einen Stelle, so beginnt sie wieder an einer anderen: Dyckerhoff hat bereits weitere Flächen südlich des Ortsteils Hessenaue ins Auge gefasst. Die insgesamt 80 Hektar großen Ackerflächen werden wahrscheinlich ab dem Jahr 2020 für den Abbau oberflächennaher Kies- und Quarzsandvorkommen genutzt. Das Genehmigungsverfahren bei der Bergbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt sei noch nicht abgeschlossen, informiert die Pressestelle des Unternehmens. Dyckerhoff erwarte 2019, spätestens aber 2020 die Freigabe. Die Verfahren zum Neuaufschluss laufen bereits seit dem Jahr 2011; damals hatte die Hessische Landesregierung den Plan genehmigt.

Die Verkehrsbelastung soll nicht weiter steigen, verspricht das Unternehmen. „Statt den geförderten Kies und Sand ausschließlich per Lastwagen zu transportieren, setzt Dyckerhoff heute zu rund 60 Prozent auf den umwelt- und lärmfreundlichen Transport per Schiff“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das gilt aber nicht für Geinsheim – noch nicht. Dyckerhoff wolle den Umschlagplatz im Kornsand nutzen. Doch zuerst müsse der Standort reaktiviert werden, heißt umgebaut und auf größere Mengen ausgelegt werden, teilt die Pressestelle mit.

Vor Ort zeigt sich ein ernüchterndes Bild: Wenige Meter flussaufwärts neben der Anlegestelle für die Rheinfähre Lands-krone rosten Kräne und Silos aus den 1960er Jahren vor sich hin, Betonwände bröckeln, das Schloss am Tor fehlt. Der gesamte Platz müsste von Grund auf erneuert werden.

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