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Feuerwehr: "Die Sicherheit geht vor"

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Feuerwehr-Einsatzjacken hängen in einer Feuerwache.
Feuerwehr-Einsatzjacken hängen in einer Feuerwache. © Daniel Bockwoldt/Symbolbild

Die Diskussion um den oder die Feuerwehrstandorte war das Thema des jüngsten offenen Gesprächsabends der Freien Wähler. Hierbei prallten gegensätzliche Sichtweisen aufeinander.

Viele Feuerwehrleute aus beiden Stadtteilen waren gekommen, denn die kommunalpolitische Debatte dreht sich derzeit um den oder die Feuerwehrstandorte. Das galt auch für den jüngsten Offenen Gesprächsabend der Freien Wähler (FW) im „Ciao“ in Walldorf. Insgesamt waren etwa 60 Personen anwesend – das Doppelte der sonst üblichen Besucherzahl.

Der Erste Stadtrat Burkhard Ziegler (FW) war der erste Redner des Abends: „Es ist schwer, die richtige Sprache zu finden. Ich habe den Eindruck, beide Seiten haben leider teilweise aneinander vorbeigeredet. Wir halten es aber auf jeden Fall für richtig, dieses wichtige Thema öffentlich zu diskutieren.“ Trotz aller Emotionen innerhalb der zweieinhalbstündigen Debatte lief diese im Wesentlichen sachlich ab, woran die ruhige und umsichtige Sitzungsleitung des Stadtverordneten Stephan Middelberg (FW) einigen Anteil hatte.

Gute Erfahrung gemacht

Wie beim Gesprächsabend der FW im März brachten sich viele Feuerwehrleute ein. Der Wehrführer der Einsatzabteilung Mörfelden, Peter Schulmeyer, der von seinen Kameraden oft Beifall bekam, ist hier hervorzuheben: „Bei einem zentralen Standort brauchen wir längere Zeit zum Gerätehaus und von da zum Einsatzort. Die Zahlen werden schlechter und die Hilfsfrist wird weniger eingehalten werden.“

Diese beträgt bei einem Einsatz in Hessen zehn Minuten. In dieser Zeitspanne ab der Alarmierung müssen sechs Einsatzkräfte mit dem ersten Löschfahrzeug am Schadensort sein. Die Hilfsfrist wird derzeit in der Doppelstadt in 90,5 Prozent der Fälle eingehalten. Laut Schulmeyer sei es von großem Vorteil, dass viele Feuerwehrleute in beiden Stadtteilen in der Nähe des jeweiligen Gerätehauses in Mörfelden oder Walldorf wohnen würden: „Wir haben mit dem jetzigen System über Jahrzehnte sehr gute Erfahrungen gemacht.“

Jens Schlichting, seit 1987 in der Einsatzabteilung der Feuerwehr Walldorf, kritisierte ebenfalls einen zentralen Standort zwischen beiden Stadtteilen: „Ein zentraler Standort wird zum großen Problem, wenn die B 44 und der Vitrolles-Ring verstopft sind. Jetzt gibt es mehr Möglichkeiten, zu den Gerätehäusern zu kommen.“ Zudem befürchtet er, dass sich ehrenamtliche Kräfte, gerade aus Walldorf, bei einem zentralen Standort aus der Einsatzabteilung zurückziehen würden.

Ähnliches könne nach Meinung von Sebastian Hamela, Jugendwart der Feuerwehr Walldorf, bei der Jugendfeuerwehr passieren, da ein zentraler Standort zwischen den Stadtteilen für Kinder und Jugendliche vor allem abends schlecht zu erreichen sei. Seitens der Feuerwehr wurde weiterhin mehrfach die Sorge vorgetragen, dass sich die Hilfsfristen zwar bezüglich des großen Gewerbegebiets „Mörfelden-Ost“ verbessern, aber bei vielen Wohngebieten in beiden Stadtteilen und bezüglich vieler Kindertagesstätten oder Seniorenwohneinrichtungen verschlechtern würden.

Die Worte „Menschlichkeit“ und „Sicherheit“ wurden in diesem Zusammenhang von Feuerwehrleuten in mehreren Wortbeiträgen hervorgehoben, wogegen Redner der FW aus ihrer Sicht Widerspruch einlegten, die Sicherheit der Menschen sei ihnen genauso wichtig wie der Feuerwehr.

Ziegler bestritt, dass ein zentraler Standort an einer verkehrsgünstigen Stelle langfristig zu einer verschlechterten Sicherheitslage führen würde: „Wir haben für die nächsten 50 Jahre zu entscheiden und nicht für die nächsten fünf“. Für einen zentralen Standort mit einem Neubau zwischen beiden Stadtteilen sprechen aus Sicht der FW langfristig mehr Sicherheit sowie geringere Baukosten als bei zwei Neubauten oder zwei Sanierungen der bestehenden Häuser.

Ein beratendes Gremium

Hinzu kämen geringere Instandhaltungskosten, mehr Platz und Erweiterungsmöglichkeiten sowie die mögliche Schaffung neuen Wohnraums an den bisherigen Standorten in den Stadtteilen. Mehrere Feuerwehrleute benannten als gegenteiliges Argument, die Politik solle auf die Fachleute an Ort und Stelle hören. Hierbei wurde darauf verwiesen, dass die Brandschutzkommission mit klarer Mehrheit die Beibehaltung von zwei Standorten empfohlen hat.

Ziegler konterte, diese sei ein beratendes Gremium. Eine demokratisch legitimierte Entscheidung könne nur die Stadtverordnetenversammlung treffen. Neben dem Ersten Stadtrat brachten sich mit dem Fraktionsvorsitzenden Joachim Rommel, den Stadtverordneten Christian Schmauß und Claudia Dembick und dem Stadtrat Timo Stöhr diverse Redner mit mehreren Beiträgen für die FW ein.

Stöhr sagte: „Die anderen Parteien haben das Thema viel zu lange liegenlassen. Wir packen es an und stellen uns der Diskussion.“ Neben den Rednern beider Seiten meldeten sich auch interessierte Bürger mit Kritk und Anregung zu Wort.

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